“Und so nennt sich die Commerzbank”

“Und so nennt sich die Commerzbank”

Die Commerzbank hat in ihren Filialen kaum noch Kassen, was bei den Kundinnen und Kunden für großen Unmut sorgt. Vor einer Filiale in Frankfurt entladen sich die Emotionen vieler Menschen, die darauf warten, bedient zu werden. Ein Mann, dem die EC- und Kreditkarten gestohlen wurden, steht mit Tränen in den Augen vor der Tür und muss dringend Geld abheben. Ein anderer Kunde beschwert sich darüber, dass die Commerzbank sich als Großbank bezeichnet, aber er sich in der Schlange vor der Filiale wie beim Arbeitsamt fühlt. Die meisten Wartenden möchten höhere Beträge in bar abheben, aber es gibt nur noch drei Filialen in Frankfurt mit Kassen, von denen nur zwei jeden Tag geöffnet sind. Die Bank zwingt ihre Kunden immer mehr zum Online-Banking ohne Filialkontakt.

Personalabbau und Filialschließungen

Das Problem in Frankfurt ist kein Einzelfall. Der Personalabbau und die Schließung von Filialen betreffen nicht nur die Commerzbank, sondern auch andere Banken. Dies hat konkrete Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden, selbst in Großstädten mit noch relativ vielen Filialen. Die Beschäftigten der Banken müssen sich zudem mit unzufriedenen Kunden auseinandersetzen, die ihren Ärger lautstark kundtun. Die Commerzbank plant, Ende dieses Jahres deutschlandweit nur noch 450 Filialen zu betreiben, vor der Pandemie waren es noch 1000. Davon sollen nur noch hundert Filialen eine Kasse haben. Die Bank betrachtet eine Kasse nicht als grundlegenden Service, der in größeren Filialen noch vorhanden sein sollte. Dabei zeigt die Warteschlange vor der Filiale deutlich, dass es eine Nachfrage nach diesem Service gibt.

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Es ist unklar, ob dies nur ein Problem der Commerzbank ist. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sowie der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) können keine genauen Zahlen über ihre Filialen nennen, in denen noch eine besetzte Kasse vorhanden ist. Die Deutsche Bank hingegen verfügt nach eigenen Angaben in den meisten ihrer rund 400 Filialen über eine Kasse.

2000 Euro pro Tag am Automaten

Ein Sprecher der Commerzbank betonte, dass Kunden in der Regel am Geldautomaten 2000 Euro pro Tag abheben können. Wenn sie vorher den Kundenservice der Bank anrufen, können sie sogar bis zu 20.000 Euro am Automaten erhalten – der Auftrag ist dann 96 Stunden lang gültig. Im Herbst will die Commerzbank außerdem die Anzahl der Beratungscenter von derzeit drei auf dann zwölf erhöhen. Dort können Kunden telefonisch, per Chat oder Videocall beraten werden. Dies würde die Mitarbeiter in den Filialen zusätzlich entlasten. Das Problem der fehlenden Kassen wird dadurch jedoch nicht gelöst. Möglicherweise erfahren dann aber mehr Kunden, welche Optionen ihnen über den Geldautomaten zur Verfügung stehen.

Filiale der Commerzbank