Wenn es um Kindesunterhalt geht, sind sowohl Rechtsanwälte als auch Jugendämter die richtigen Ansprechpartner. Sie können den Unterhalt für Ihr Kind entweder durch einen Anwalt oder durch das Jugendamt berechnen und einfordern lassen. Es ist jedoch wichtig, sorgfältig abzuwägen, welche Option in Ihrer individuellen Situation in Bezug auf Dringlichkeit, Kosten und Effektivität sinnvoller ist. Welche Vor- und Nachteile gibt es bei der Berechnung durch das Jugendamt im Vergleich zum Anwalt?
Wann ist die Beistandschaft des Jugendamtes sinnvoll?
Wenn es um die Belange Ihres Kindes geht, ist das Jugendamt ein geeigneter Ansprechpartner. Sie können sicher sein, dass das Jugendamt die Interessen Ihres Kindes wahrnimmt und diese gegenüber dem unterhaltspflichtigen Elternteil vertritt. Dabei ist zu beachten, dass es auch im Interesse des Jugendamtes als staatlicher Behörde liegt, den Unterhaltsschuldner zur Zahlung zu motivieren, um zu verhindern, dass Sie staatlichen Unterhaltsvorschuss für Ihr Kind beantragen müssen. Falls erforderlich, leistet das Jugendamt ersatzweise Unterhaltsvorschuss für Ihr Kind. Es kann jedoch oft schwierig sein, das verauslagte Geld vom unterhaltspflichtigen Elternteil zurückzufordern.
Das Jugendamt bietet daher die Beistandschaft an. Diese Form der gesetzlichen Vertretung von Kindern und Jugendlichen dient dazu, Unterhaltsansprüche geltend zu machen und ist freiwillig und kostenlos. Wenn das Jugendamt als Beistand für Ihr Kind tätig wird, tritt es als dessen Vertreter auf. Ihr Sorgerecht als Elternteil wird dadurch nicht beeinträchtigt. Sie sind antragsberechtigt, wenn Sie das Kind in Ihrem Haushalt betreuen.
Eine ideale Lösung wäre, wenn der leibliche oder rechtliche Vater in einer Jugendamtsurkunde freiwillig seine Verpflichtung zur Zahlung des Kindesunterhalts anerkennt. Die Jugendamtsurkunde ist ein vollstreckbarer Titel, sodass Sie nicht mehr gerichtlich gegen den Unterhaltspflichtigen vorgehen müssen.
Wann ist ein Anwalt für Unterhaltsfragen sinnvoll?
Das Jugendamt kann zwar sehr hilfreich sein, ist jedoch nicht in jedem Fall die beste Lösung. Es kann zu Wartezeiten kommen, bedingt durch Arbeitsbelastung und Bearbeitungszeiten. Bei Anwaltskanzleien haben Sie eine große Auswahl und können auch in dringenden Angelegenheiten kurzfristig einen Termin vereinbaren. Wenn Ihre Scheidung ansteht oder ein komplexes Unterhaltsverfahren vor Gericht ansteht, müssen Sie ohnehin einen Anwalt beauftragen. Ihr Anwalt vertritt ausschließlich Ihre Interessen und setzt sich dafür ein, das beste Ergebnis für Sie zu erzielen. Aufgrund ihrer umfassenden juristischen Ausbildung können Anwälte Sie sowohl umfassend beraten als auch vor Gericht und außergerichtlich kompetent vertreten.
Natürlich entstehen Kosten für die anwaltliche Tätigkeit, aber Sie sichern sich damit bestmöglich ab und lenken frühzeitig alles in die richtigen Bahnen. Auf diese Weise ersparen Sie sich mögliche spätere Probleme und damit verbundene unnötig hohe Kosten. Außerdem besteht die Möglichkeit, staatliche Finanzierungshilfe, wie die Verfahrenskostenhilfe, zu beantragen.
Überblick: Vor- und Nachteile der Unterhaltsberechnung durch das Jugendamt
Vorteile:
- Jugendämter können unterhaltsberechtigte Kinder außergerichtlich und gerichtlich vertreten.
- Die Anerkennung der Unterhaltspflicht in der Jugendamtsurkunde ist gebührenfrei möglich.
Nachteile:
- Jugendämter sind oft überlastet, was Zweifel aufkommen lassen kann, ob der Unterhalt objektiv richtig berechnet wird.
- Wenn das Jugendamt keine Einigung mit dem unterhaltspflichtigen Elternteil erzielen kann oder dieser die Auskunft über seine Einkommensverhältnisse verweigert, kann das Jugendamt den Kindesunterhalt gerichtlich geltend machen.
- Die Vollstreckung des rechtsverbindlichen Kindesunterhalts kann schwierig sein, wenn das Jugendamt nicht kompetent im Zwangsvollstreckungsrecht ist. Dies kann auch dann zu Problemen führen, wenn das Jugendamt eine unterhaltsrechtliche Ausbildung hat.
- Ihr Ex-Partner könnte Zweifel an Ihrer Erziehungsfähigkeit für Ihr gemeinsames Kind äußern, was dazu führen kann, dass das Jugendamt Ihre familiäre Situation überprüfen möchte, obwohl dies keinen Anlass gibt.
Überblick: Vor- und Nachteile der Unterhaltsberechnung durch einen Anwalt
Vorteile:
- Wenn Sie sich getrennt haben und die Scheidung beantragen möchten, müssen Sie ohnehin einen Anwalt beauftragen. In diesem Fall ist es sinnvoll, die Unterhaltsfrage gleich mit zu regeln.
- Anwaltskosten fallen zwar an, aber Sie sichern sich bestmöglich ab und lenken frühzeitig alles in die richtigen Bahnen. Aufgrund ihrer umfassenden juristischen Ausbildung können Anwälte Sie umfassend beraten und vor Gericht sowie außergerichtlich kompetent vertreten.
- Wenn Sie Unterhalt fordern, haben Sie möglicherweise bessere Chancen, schneller zum Ziel zu kommen, insbesondere wenn das Jugendamt überlastet ist.
- Im Vollstreckungsverfahren des rechtsverbindlichen Kindesunterhalts können Sie auf die kompetente Unterstützung eines Anwalts zählen.
- Rechtsanwälte, die im Familienrecht tätig sind, verfügen über umfangreiche gerichtliche Erfahrung, die sich auch in Unterhaltsstreitigkeiten niederschlägt.
Nachteile:
- Für anwaltliche Dienstleistungen fallen Gebühren an. Wenn Sie jedoch finanzielle Probleme haben, können Sie staatliche Verfahrenskostenhilfe und für die Erstberatung einen Beratungshilfeschein beantragen.
- Wenn Ihr Kind das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist das Jugendamt in der Regel nicht mehr zuständig. Spätestens ab dem 21. Geburtstag müssen Sie als Eltern oder Ihr Kind die Unterhaltshöhe bei einem Anwalt prüfen lassen.
Unterhaltsberechnung online beantragen
Diese Übersicht kann Ihnen bei der Entscheidung helfen, ob Sie den Unterhalt lieber über die Beistandschaft des Jugendamtes oder über einen Anwalt berechnen und einfordern möchten.
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