Wer an Bienen denkt, denkt meistens an Honigbienen. Doch wusstest du, dass es allein in Deutschland 585 verschiedene Bienenarten gibt? Die Honigbienen (Apis mellifera) sind dabei nur eine davon. Und im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten sind Honigbienen nicht gefährdet. Über die Hälfte aller Wildbienenarten in Deutschland stehen hingegen auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
Unterscheidungsmerkmale von Honig- und Wildbienen
Wenn du im Garten oder auf dem Feld verschiedene Insekten betrachtest und noch nicht so vertraut mit ihrer Vielfalt bist, kann es vorkommen, dass du Schwebfliegen mit Bienen verwechselst. Keine Sorge! Je genauer du hinschaust und dich mit den Merkmalen beschäftigst, desto deutlicher werden die Unterschiede.
Honigbienen lassen sich relativ leicht von ihren wilden Verwandten unterscheiden. Auf den ersten Blick fallen oft ihre Körpergröße von 11 bis 13 Millimetern und die auffälligen Pollenkörbchen an den Hinterbeinen auf. Zudem haben viele Wildbienenarten eine dichte und flauschige Behaarung. Mit einer Kamera und einem Makroobjektiv kannst du auch erkennen, dass Wildbienen meist unbehaarte Augen haben, während zwischen den einzelnen Facetten der Honigbienen kleine Haare wachsen. Auch an den Flügeln gibt es Unterschiede: Nur bei Honigbienen findest du an der vorderen Kante des Vorderflügels eine auffallend lange Zelle in der Netzstruktur.
Wie unterscheidet man verschiedene Wildbienenarten?
Wildbienen gibt es in vielen verschiedenen Formen. Manche von ihnen ähneln Honigbienen sehr, während andere für Laien kaum als Bienen erkennbar sind.
Ein Beispiel für eine winzige Wildbiene ist die Winzige Schmalbiene, die im Vergleich zur Honigbiene nur etwa drei Millimeter groß ist. Auf der anderen Seite haben wir die wärmeliebende Große Holzbiene, die fast drei Zentimeter groß ist und eher an Hummeln erinnert (übrigens gehören Hummeln auch zur Familie der Bienen).
Wenn du Wildbienen sicher bestimmen möchtest, kommst du um das Studium einschlägiger Bestimmungswerke nicht herum. Als Einstieg in die Welt der Wildbienen eignen sich verschiedene Websites und Bestimmungsbücher, die dir dabei helfen können.
Das Leben der Wildbienen
Die meisten Wildbienenarten, über 90 Prozent, leben solitär, also alleine, im Gegensatz zu den Honigbienen, die in großen Staaten leben. Das Weibchen sucht sich eine Höhle in Lehm, Sand, Stängeln oder Totholz und legt dort ihre Eier in Brutzellen ab, meistens zwischen 10 und 20 Stück. Es gibt aber auch Wildbienenarten mit außergewöhnlichen Vorlieben und Spezialisierungen.
Ein Beispiel hierfür ist die Zweifarbige Schneckenhausbiene, die ihre Eier in leere Schneckengehäuse legt. Doch das macht sie nicht einfach so. Sie wählt spezifische Schneckengehäuse aus, füllt sie mit Pollen und Nektar, legt ein Ei dazu und verschließt das Gehäuse mit einem Mörtel aus Pflanzenmaterial und Steinchen. Um das Gelege zu schützen, dreht die Biene das Schneckengehäuse so, dass die Öffnung nach unten zeigt und vor Regen geschützt ist. Zuletzt tarnt sie die fertige Kinderstube auch noch mit Pflanzenteilen.
Es gibt auch über 130 Wildbienenarten, die ihre Brutpflege auf die gleiche Weise wie Kuckucksvögel anderen Wildbienen überlassen.
Können Wildbienen stechen?
Ja, prinzipiell können Wildbienen stechen. Allerdings ist der Stachel bei den kleineren Arten so klein und dünn, dass er die menschliche Haut nicht durchdringen kann. Also unser Tipp: Finger weg von den Wildbienen!