Im Sommer ist die Wiese erfüllt von summenden und brummenden Insekten. Doch obwohl sie auf den ersten Blick ähnlich aussehen, gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Bienen und Wespen. In diesem Artikel erfahren Sie von einem erfahrenen Biologen die genauen Unterscheidungsmerkmale der beiden Insekten.
Honigbiene und Wespe – zunächst die Gemeinsamkeiten!
Sowohl Honigbienen als auch Wespen gehören zur Gruppe der Hautflügler. Beide haben vier Flügel, die sie in Ruhe auf dem Rücken zusammenklappen. Ihre Köpfe sind mit großen Facettenaugen, Fühlern und zangenartigen Mundwerkzeugen ausgestattet. Beide haben sechs Beine und die Flügelpaare sitzen am Vorderleib. Im Hinterleib befinden sich die inneren Organe und der Stachelapparat. Ein interessantes Merkmal ist, dass nur die Weibchen einen Stachel besitzen, während die Männchen unbewehrt sind.
Bienen und Wespen leben in organisierten Staaten und teilen sich die Arbeit. Eine Königin legt Eier, die von den Drohnen befruchtet werden, und Arbeiterinnen kümmern sich um die Aufgaben innerhalb und außerhalb des Nestes.
Biene trägt Pelz und dezente Farben, Wespen mögen es schrill
Im Aussehen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Bienen und Wespen. Wespen haben ein kontrastreiches Schwarz-Gelb und eine schlanke Taille, während die Streifen der Biene braun-grau sind und die Tiere eher etwas rundlich wirken. Bienen haben zudem eine dichte Behaarung, genau wie ihre nahen Verwandten, die Hummeln. Wespen hingegen haben nur wenige Haare am Körper. Nur die größte einheimische Wespenart, die Hornisse, ist eher braun als gelb und mit ihrer Länge von über drei Zentimetern unverwechselbar.
Das auffällige Aussehen der Wespen hat einen Grund: Potenzielle Angreifer erkennen bereits von Weitem, dass diese Insekten sich nicht kampflos ergeben. Die meisten meiden eine Konfrontation und suchen sich leichtere Beute. Das Wespenmuster wird sogar von harmlosen Schwebfliegen imitiert, um Fressfeinde abzuwehren.
Wespen kämpfen mit dem Schwert – Bienen gehen auf Harakiri-Mission!
Während Bienen friedlich Nektar und Pollen sammeln, sind Wespen flinke Jäger. Sie nutzen ihren Glattstachel, um ihre Beute mit Gift zu lähmen. Der Stachel der Wespe kann problemlos wieder herausgezogen und erneut verwendet werden. Zudem sparen Wespen ihr Gift und injizieren nur so viel, wie sie benötigen.
Im Gegensatz dazu ist der Stachel einer Biene mit Widerhaken versehen. Wenn sie einen Menschen oder ein anderes Säugetier sticht, bleibt der Stachel im Fleisch stecken. Die Biene muss ihren Stachel aus dem Hinterleib reißen, um sich zu befreien. Dies führt jedoch zum Tod der Biene, weshalb sie nur in absoluten Notfällen sticht.
Währenddessen pumpt die freiliegende Giftblase der Biene ihren Inhalt mit winzigen Muskelbewegungen in die Stichstelle. Daher sollte man niemals versuchen, einen Bienenstachel mit den Fingern herauszureißen, da dadurch das gesamte Gift in die Wunde gedrückt wird. Stattdessen kann man eine Pinzette, eine Kreditkarte oder ähnliches verwenden, um den Stachel vorsichtig zu entfernen. Ein Tipp am Rande: Kühlung lindert den Schmerz, denn Bienengift brennt sehr stark! Zwiebelsaft und Backpulverpaste sind alte Haushaltsmittel gegen Wespen- und Bienenstiche.
Honigvorräte statt saftiger Insektensteaks
Bienen sammeln Pollen als Larvenfutter sowie Nektar und Honigtau, um daraus Honig herzustellen. Dafür haben sie einen Rüssel, mit dem sie tief in die Blüten eindringen können. Ihre dichte Behaarung hilft ihnen beim Sammeln von Pollen.
Wespen hingegen verschmähen süße Desserts nicht, aber ihr Interesse gilt eher herzhaften Speisen. Wenn sie ein Insekt erbeuten, zerlegen sie es sorgfältig und trennen Flügel und Beine ab. Das Bruststück des Insekts, das reine Muskulatur enthält, ist die bevorzugte Beute der Wespen. Man könnte es mit Putenbrust und Schinken vergleichen, wie es der Mensch schätzt. Übrigens lieben Wespen genauso wie Menschen Grillabende, bei denen sie saftige Fleischstücke erbeuten können.
Die fleischlichen Gelüste der Wespen sind für die Natur genauso wichtig wie die Honigsammlung der Bienen. Die fleißigen Bienen bestäuben täglich Tausende von Blüten und tragen so zur Bestäubung von Obst und Gemüse bei. Die Wespen hingegen halten die Population von Schadinsekten in Schach und sorgen dafür, dass es genug Beute für alle gibt.
Honig: Ein Wintervorrat als evolutionärer Vorteil
Sobald die Bienen den Nektar gesammelt haben, geben sie ihn an andere Bienen weiter, die ihn weiterverarbeiten und zu Honig trocknen. Sobald der Honig reif ist, wird die Zelle mit einem Wachsdeckel verschlossen. Auf diese Weise kann der Honig über den Winter gelagert werden. Wachs ist hierbei entscheidend, da ein nestartiges Konstrukt wie bei Wespen von der Restfeuchtigkeit des Honigs durchweicht und zerstört werden würde.
Der Honig ist eine hochkonzentrierte Zuckerlösung, die als Brennstoff dient, um im Winter die Flugmotoren der Bienen am Laufen zu halten und Wärme zu erzeugen. Die Bienen bilden eine Traube und halten eine Temperatur von mindestens acht Grad aufrecht. Wenn man also draußen gefroren hat, kann man sich inmitten des Bienenstocks wieder aufwärmen.
Auf diese Weise stellt die Biene sicher, dass ein großer Teil des Volkes den Winter unbeschadet übersteht. Sobald im Frühjahr die ersten warmen Tage kommen, beginnen die Bienen sofort mit dem Aufziehen neuer Brut und der Sammlung von Nektar und Pollen. Bei Wespen überleben hingegen nur die befruchteten jungen Königinnen, die im Frühjahr neue Staaten gründen und sich um den Nestbau und die Aufzucht der Larven kümmern müssen.