Unterschiede zwischen Reflux und stillem Reflux: Erkennung und richtige Behandlung – Ein Interview mit Dr. Son

Unterschiede zwischen Reflux und stillem Reflux: Erkennung und richtige Behandlung – Ein Interview mit Dr. Son

Schluckbeschwerden, Husten, Heiserkeit und Räuspern können auf eine Refluxkrankheit hinweisen. Doch Reflux ist nicht gleich Reflux: Bei einer sogenannten stillen Refluxerkrankung sind die Symptome unspezifisch. Zwei Drittel aller Reflux-Patientinnen leiden zwar unter Beschwerden, aber ihre Schleimhaut zeigt keine Entzündungsspuren. Dazu kommt: Wer ständig Sodbrennen hat, spürt das nicht unbedingt im Halsbereich. Wie sich ein stiller Reflux erkennen und richtig behandeln lässt und was der Unterschied zu einer klassischen Refluxerkrankung ist, weiß Chefarzt Dr. Son. Der ausgewiesene Experte für den Magen behandelt seine Patientinnen in der WolfartKlinik.

Welche Symptome treten bei einem “stillen” Reflux auf?

Dr. Son: Die Symptome eines stillen Reflux, auch laryngopharyngealer Reflux genannt, sind zahlreich. Typischerweise gehören dazu beispielsweise chronischer Husten, eine Entzündung im Rachen, Heiserkeit, ein Kloßgefühl im Hals, Räusperzwang, Asthma und Atemprobleme, wiederkehrende Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, vermehrte Schleimbildung im Rachen oder eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Bei einem stillen Reflux steigt die Magensäure in Form feinster Tröpfchen bis zum Rachen auf. Die im Magensaft enthaltene Salzsäure reizt dann den Kehlkopf, die Stimmbänder und die Atemwege. Viele Betroffene bemerken die Beschwerden auch oft schon direkt morgens nach dem Aufstehen, wenn die Magensäure vorwiegend im Liegen aufgestiegen ist.

Unterschiede zwischen stillem Reflux und klassischem Reflux

Dr. Son: Ein stiller Reflux bezeichnet einen Reflux ohne das säurebedingte Symptom Sodbrennen. Bei einem klassischen Reflux führt der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre sehr häufig zu Sodbrennen, insbesondere nach einem üppigen Essen, nach dem Genuss von Alkohol oder abends, wenn man im Bett liegt. Die medizinische Relevanz und die Ursachen eines stillen Reflux sind jedoch identisch mit denen eines klassischen Reflux. Bei einem stillen Reflux kann das Ausbleiben von Sodbrennen verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel kann der Rückfluss nicht so sauer oder mengenmäßig so gering sein, dass das Symptom Sodbrennen von Betroffenen überhaupt nicht wahrgenommen wird. Es ist auch möglich, dass die Schleimhaut durch jahrelange Schädigung durch Reflux nicht mehr in der Lage ist, die Säure zu spüren. Oder aber: Durch eine Entleerungsstörung oder Bewegungsstörung der Speiseröhre verursacht die in der Speiseröhre pendelnde Flüssigkeit refluxähnliche Symptome – nur ohne Sodbrennen.

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Erkennung eines stillen Reflux

Dr. Son: Die Diagnostik erfolgt wie bei einer klassischen Refluxerkrankung. Eine Magenspiegelung kann erste Hinweise liefern. Um bei Beschwerden im Hals herauszufinden, ob saure oder nicht-saure Flüssigkeit aus dem Magen die Ursache sind, wende ich die sogenannte Impedanz-pH-Metrie an. Hierbei wird eine kleine Sonde durch die Nase in den Rachen eingeführt und damit 24 Stunden lang der Säurewert gemessen. Diese Untersuchung liefert Hinweise, ob Flüssigkeit aus dem Magen aufsteigt und ob ein unbemerkter Reflux vorliegt, der bei einer Magenspiegelung nicht zu erkennen war. Weiterhin lässt sich darstellen, ob die gefühlten Symptome mit Reflux in Zusammenhang stehen. Zur Abklärung eines Zwerchfellbruchs eignet sich außerdem eine Gastroskopie. Und, um sicherzugehen, dass keine Bewegungsstörung oder Entleerungsstörung der Speiseröhre vorliegt, bietet sich die Durchführung einer Manometrie an. Eine Videokinematographie kann einen Reflux bildlich darstellen und ebenfalls Bewegungsstörungen aufdecken, ist aber nur selten erforderlich. Sobald abschließend geklärt wurde, ob und gegebenenfalls welche Art von Reflux vorliegt, bespreche ich mit meinen Patient*innen die weitere Behandlungsstrategie.

Unterschiede in der Therapie von stiller und klassischer Refluxerkrankung

Dr. Son: Die Therapie eines stillen Reflux ist ähnlich wie bei der klassischen Refluxerkrankung. Ich empfehle eine Behandlung mit sogenannten Protonenpumpenhemmern. Diese sorgen dafür, dass der Magen weniger Magensäure produziert. Für Betroffene wichtig zu wissen: Die Hemmer beenden zwar nicht den Reflux selbst, aber die aufsteigende Flüssigkeit kann dadurch keinen Schaden mehr anrichten. Denn: Steigt über längere Zeit Magensäure auf, kann sich auf Dauer die Schleimhaut entzünden. Im schlimmsten Fall verändern sich im Laufe der Zeit die Zellen. Um einen stillen Reflux langfristig in den Griff zu bekommen, kommt es vor allem auf die richtige Ernährung an. Meine Empfehlung: viel Eiweiß, wenig Süßes und eher kleinere Mahlzeiten, nicht zu spät essen und Übergewicht vermeiden. Denn: Was Patient*innen essen, wann sie essen und wie viel sie essen, ist für Refluxerkrankungen durchaus entscheidend.

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Operation als alternative Behandlungsmöglichkeit?

Dr. Son: Ja, wenn eine Änderung des Lebensstils und gegebenenfalls medikamentöse Behandlungen nicht zum gewünschten Ziel führen. Bei einem relevanten Zwerchfellbruch lässt sich durch einen operativen Verschluss der Hernie ein Reflux effektiv und nachhaltig behandeln. Ein weiterer Vorteil: Mögliche Folgeerkrankungen, die mit Reflux in Verbindung stehen, lassen sich so vermeiden beziehungsweise kontrollieren. Ich sehe auch öfter Patient*innen, bei denen die Säure nicht aus dem Magen kommt, sondern in der Speiseröhre selbst entsteht. Dort wächst dann eine sogenannte heterotope Magenschleimhaut. Diese produziert Magensäure, was wiederum das obere Ende der Speiseröhre und den Kehlkopf reizt. Durch eine endoskopische Entfernung der heterotopen Magenschleimhaut lässt sich auch dieses Problem beseitigen.

Es ist wichtig, dass Patientinnen bei Symptomen eines Refluxs die richtige Diagnose erhalten und eine individuell abgestimmte Behandlung bekommen. In der WolfartKlinik steht Chefarzt Dr. Son mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung für die bestmögliche Betreuung und Behandlung von Refluxpatientinnen zur Verfügung.