Unterschiedliche Auswirkungen von d-Methamphetamin, 3,4-Methylendioxymethamphetamin, 3,4-Methylendioxypyrovaleron und 4-Methylmethcathinon auf die Aktivität von Rattenrädern

Unterschiedliche Auswirkungen von d-Methamphetamin, 3,4-Methylendioxymethamphetamin, 3,4-Methylendioxypyrovaleron und 4-Methylmethcathinon auf die Aktivität von Rattenrädern

Eine kürzlich veröffentlichte DEA-Studie (DEA, 2011a) und Medienberichte zeigen eine zunehmende Freizeitnutzung von 4-Methylmethcathinon (4-MMC, Mephedron) und 3,4-Methylendioxypyrovaleron (MDPV) in den USA. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es nur begrenzte Informationen über die Auswirkungen dieser neuen Cathinonderivate, wie in kürzlich veröffentlichten europäischen Berichten zur öffentlichen Gesundheit und öffentlichen Politik zum Ausdruck kam (Iversen et al., 2010; Sedefov et al., 2010). Dennoch bestätigt eine wachsende Literatur, dass 4-MMC und MDPV wesentliche Bestandteile einer Vielzahl von Verbindungen sind, die in den Medien als “Pflanzennahrung” und “Badesalz” bezeichnet werden (Borek und Holstege, 2012; Kyle et al., 2011; Murray et al., 2012; Rust et al., 2012; Spiller et al., 2011; Thornton et al., 2012). Einige 4-MMC-Benutzer berichteten von ähnlichen sympathomimetischen und entaktogenen Wirkungen wie MDMA (Winstock et al., 2011a; 2011b). Jedoch deuten hohe Raten der nasalen Verabreichung und subjektive Berichte über Verlangen und Sucht darauf hin, dass 4-MMC ein größeres Potenzial für wiederholten, zwanghaften Gebrauch haben könnte als MDMA (Brunt et al., 2010; Carhart-Harris et al., 2011; Dargan et al., 2010). Ein Faktor, der zu der steigenden Popularität von 4-MMC beigetragen haben könnte, war eine Abnahme der Reinheit von MDMA. Besonders beunruhigend ist dabei die Vorstellung, dass Freizeitdrogenkonsumenten MDMA möglicherweise durch eine potenziell süchtig machendere Verbindung ersetzen. Ähnliche Bedenken werden durch aufkommende klinische Fallstudien verstärkt, die von MDPV verursachte psychotische Symptome aufzeigen, die an den Missbrauch von Methamphetamin und die daraus resultierende Psychose erinnern (Antonowicz et al., 2011; Orikabe et al., 2011; Thornton et al., 2012).

Online-Berichte von Benutzern zeigen potenzielle Unterschiede in den subjektiven und physiologischen Effekten, die auf unterschiedliche neuropharmakologische Eigenschaften (Bluelight, 2006, 2008; Geezaman, 2009; MephTest, 2009) von substituierten Cathinonen zurückzuführen sein könnten. Solche Daten sind jedoch begrenzt in ihrer Aussagekraft, da zum Beispiel 4-MMC sowohl als ähnlich wie MDMA als auch als “besser als Kokain” in verschiedenen Subpopulationen beschrieben wurde (Geezaman, 2009; Winstock et al., 2011b). Zudem sind selbst erfahrene Drogenkonsumenten unter Blindbedingungen in Studien im Labor nicht gut darin, MDMA von d-Methamphetamin (MA) zu unterscheiden (Kirkpatrick et al., 2012). Diese Unterschiede sind jedoch besonders wichtig, da frühere Erfahrungen mit Designer-Amphetaminen wie MDMA und d-Methamphetamin (MA) verschiedene Gesundheitsrisiken im Hinblick auf akute Verhaltenseffekte, zwanghaften versus episodischen Gebrauch und andauernde neurochemische Toxizitäten aufzeigen können (De La Garza et al., 2006; Fantegrossi et al., 2009; Kitamura et al., 2006; Ricaurte et al., 1988; Yuan et al., 2006). Es gibt auch Fallberichte über Ecstasy/MDMA-Konsummuster, die täglich oder zumindest mehrmals pro Woche auftreten (Hurault de Ligny et al., 2005; Jansen, 1999; Kouimtsidis et al., 2006), was stark auf zwanghaften Gebrauch hindeutet und dem bei Standarddrogen wie Methamphetamin häufig beobachteten konsumsüchtigen Muster entspricht. Solche Unterschiede können für evidenzbasierte Maßnahmen der öffentlichen Politik von Bedeutung sein, wie zum Beispiel die vorläufige Maßnahme, Cathinone in die Liste der kontrollierten Substanzen in den Vereinigten Staaten aufzunehmen (DEA, 2011b).

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Neurochemische Studien belegen, dass 4-MMC ähnliche Wirkungen wie Amphetamine in Verhaltensversuchen (z.B. horizontale locomotorische Aktivität) zeigt, jedoch von Amphetaminen in neurochemischen Versuchen (z.B. extrasynaptische Serotonin-Konzentrationen) abweicht. Genauer gesagt führt 4-MMC zu einem stärkeren relativen Serotoninüberschuss im Vergleich zu Dopamin im Nucleus accumbens, was sich von den Mustern bei Amphetamin oder d-Methamphetamin, aber ähnlich zu denen bei MDMA unterscheidet (Baumann et al., 2011; 2008a; 2008b; Kehr et al., 2011a). Einige Studien zeigten auch, dass die Potenz von 4-MMC zur Hemmung des Dopamintransports in Synaptosomen in etwa mit der von MA vergleichbar ist, während die Potenz zur Hemmung des Serotonintransports ähnlich der von MDMA ist (Hadlock et al., 2011).

Allerdings wurde gezeigt, dass 4-MMC eine ähnliche stimulierende Wirkung auf die Locomotion wie Amphetamin/Methamphetamin hat, zumindest in einem begrenzten Dosisbereich von 1-3 mg/kg (Baumann et al., 2012; Kehr et al., 2011b). Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer unterdrücken die Radaktivität (Haug et al., 1990; Weber et al., 2009), ebenso wie MDMA in moderaten Dosen (Gilpin et al., 2011). Folglich scheint es bei 4-MMC eine kategoriale Unterscheidung zu geben, die mit der Neurochemie – insbesondere der des Serotonins – in Verbindung steht und sich in den derzeit verfügbaren Berichten zur horizontalen locomotorischen Aktivität nicht widerspiegelt.

Bei Mäusen hingegen ähneln die Auswirkungen von MDPV auf die Neurochemie und die locomotorische Aktivität eher denen von MA als denen von MDMA – erhöhter Dopaminüberschuss im Striatum, aber kein Serotoninüberschuss, und erhöhte horizontale locomotorische Aktivität (Fuwa et al., 2007). Allerdings verglich diese Studie nur die stimulierende Wirkung von Einzeldosen von MDPV, MA und MDMA. Des Weiteren ist bei diesen begrenzten neurochemischen Daten auch Vorsicht geboten. Über den genauen pharmakologischen Mechanismus von MDPV liegen derzeit keine Informationen vor, obwohl strukturverwandte Verbindungen, die die 3,4-Methylendioxymoiety nicht enthalten, als Monoamintransporter-Inhibitoren fungieren (Meltzer et al., 2006).

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Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die akuten Auswirkungen von MDPV, 4-MMC, MDMA und d-Methamphetamin (MA) auf eine Art von locomotorischer Aktivität – freiwilliges Laufradlaufen – zu bestimmen, die in Übereinstimmung mit den Unterschieden in ihrer jeweiligen Serotonin-Neurochemie (Baumann et al., 2012; Kehr et al., 2011b) zwischen MA-ähnlichen und MDMA-ähnlichen Medikamenten diskriminiert. Eine solche Diskriminierung konnte bei Messungen der horizontalen lokomotorischen Aktivität nicht beobachtet werden. Es wird spekuliert, dass die beiden Medikamente mit starken serotoninergen Wirkungen – 4-MMC und MDMA – das Laufradlaufen bei allen wirksamen Dosen verringern werden, während Medikamente ohne diese Wirkung – MDPV und MA – das Laufradlaufen bei niedrigen/moderaten Dosen erhöhen und bei hohen Dosen verringern werden. Darüber hinaus erweitern wir die dosisbereichsbedingten Einschränkungen früherer Studien(Baumann et al., 2012; Kehr et al., 2011).

Zusammenfassend präsentieren wir Beweise dafür, dass das freiwillige Laufradlaufen ein verbessertes Modell für die Unterscheidung von MDMA-ähnlichen und MA-ähnlichen Medikamenten gegenüber aktuellen Messungen der horizontalen Aktivität darstellen kann.