Die Beziehung zwischen Al-Qaida und dem Islamischen Staat (ISIS) ist geprägt von Rivalität und Spaltung. Obwohl beide jihadistische Gruppen sind, unterscheiden sich ihre Ziele, Taktiken und Bedrohungsprofile. Während Al-Qaida hauptsächlich die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten ins Visier nimmt, richtet sich die Gefahr des Islamischen Staates hauptsächlich gegen die Stabilität des Nahen Ostens und US-Interessen im Ausland.
Die Ursprünge von Al-Qaida und dem Islamischen Staat
Al-Qaida entstand in den 1980er Jahren aus dem anti-sowjetischen Dschihad in Afghanistan. Ihr Ziel war es, ein Netzwerk von jihadistischen Gruppen unter einem einzigen Dach zu vereinen und eine Elitekämpfertruppe zu schaffen, die den globalen Dschihad anführen konnte. Al-Qaida konzentrierte sich auf große, spektakuläre Anschläge gegen strategische oder symbolische Ziele, um die USA zum Rückzug aus der islamischen Welt zu zwingen.
Der Islamische Staat hingegen entstand aus den Bürgerkriegen im Irak und in Syrien. Seine Taktiken basieren auf der Eroberung von Territorium und der Errichtung eines islamischen Staates unter seiner Führung. Brutalität spielt eine zentrale Rolle in ihrer Strategie, um die Bevölkerung einzuschüchtern und zu kontrollieren.
Unterschiedliche Bedrohungsprofile
Al-Qaida hat sich weiterentwickelt und ist inzwischen schwächer und weniger dynamisch als der Islamische Staat. Dennoch bleibt Al-Qaida eine Bedrohung für die US-Heimat und ihre westlichen Verbündeten. Sie plant spektakuläre Anschläge, unterstützt insurgierende Gruppen und verbreitet Propaganda, um Muslime für den Dschihad zu gewinnen. Die Angriffe von Al-Qaida konzentrieren sich hauptsächlich auf die USA und den Westen.
Der Islamische Staat hingegen konzentriert sich auf die Kontrolle von Territorium, die Ausweitung seines Einflussbereichs und die Schaffung eines Kalifats. Seine Gewalttätigkeit ist darauf ausgerichtet, die Bevölkerung einzuschüchtern und seine Ideologie zu verbreiten. Obwohl der Islamische Staat derzeit nicht aktiv Anschläge im Westen plant, kann er durch seine propagandistischen Bemühungen “einsame Wölfe” mobilisieren, die im Westen zuschlagen könnten.
Die Suche nach Anhängern
Al-Qaida und der Islamische Staat konkurrieren um die Unterstützung von jihadistischen Gruppen und versuchen, ihr Modell in verschiedenen Teilen der muslimischen Welt zu verbreiten. Al-Qaida hat eine lange Geschichte der Bildung von Allianzen und der Gründung von Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern. Der Islamische Staat hat ebenfalls Anhänger gewonnen, insbesondere in Nigeria und Ägypten, die ihm formell die Treue geschworen haben.
Es ist wichtig, diese Rivalität zwischen Al-Qaida und dem Islamischen Staat zu nutzen, um den Einfluss von jihadistischen Gruppen insgesamt zu schwächen. Durch die Bekämpfung des Konflikts zwischen den beiden Gruppen kann der Westen ihre Aufmerksamkeit ablenken und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, Angriffe zu planen und umzusetzen. Militärische Maßnahmen sind ebenfalls von großer Bedeutung, um die Führer beider Gruppen zu bekämpfen und ihre Fähigkeit zur Rekrutierung und Mobilmachung zu schwächen.
Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen und Subgruppen ist von entscheidender Bedeutung. Durch die Stärkung dieser Akteure und die Förderung politischer Reformen kann der Einfluss jihadistischer Gruppen begrenzt und die Stabilität in der Region gefördert werden.
Al-Qaida und der Islamische Staat stehen vor vielen Herausforderungen, aber auch Rückschlägen. Indem der Westen ihre Spaltung ausnutzt und ihre Fähigkeit zur Beeinflussung der Politik in der Region untergräbt, kann er einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung des Dschihadismus leisten.