Geoblocking kann wirklich ärgerlich sein, besonders wenn es um den Zugang zu bestimmten Inhalten oder Produkten auf ausländischen Websites geht. Stellen Sie sich vor, Sie möchten etwas in einem ausländischen Online-Shop bestellen, werden dann aber zu einer teureren Website in der Schweiz weitergeleitet. Heute geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie diese Geoblockaden umgehen können.
Update 27.01.2020: Fair-Preis-Initiative gegen Geoblocking
Laut dem “Tagblatt” wollen der Konsumentenschutz und einige KMU-Verbände mit der Volksinitiative “Stop der Hochpreisinsel” das Geoblocking von Online-Shops verhindern. Ziel ist es auch, die als unfair empfundenen Aufschläge ausländischer Internet-Händler zu beseitigen, die nicht durch Versand- oder Zollkosten erklärbar sind.
Allerdings gibt es auch Gegner dieser Initiative. Patrick Kessler, Präsident des Verbandes der Schweizer Versandhändler, sieht keinen Grund, das Geoblocking aufzugeben. Er befürchtet eher, dass Verbraucher glauben könnten, unblockierte ausländische Online-Shops müssten in die Schweiz liefern.
Was ist Geoblocking?
Geoblocking ist eine Maßnahme im Internet, um den Zugriff auf eine Website aus bestimmten Regionen zu blockieren. Sie haben es sicher schon erlebt, zum Beispiel auf YouTube, wenn dort steht: “Dieser Inhalt ist in Ihrem Land nicht verfügbar”.
Wie funktioniert Geoblocking?
Um es in einfachen Worten zu erklären:
- Jeder Computer, der sich mit dem Internet verbindet, erhält eine IP-Adresse.
- Die IP-Adresse zeigt, aus welchem Land der Computer stammt.
- Eine Website wird von einem Computer aufgerufen.
- Die Website überprüft die Herkunft der IP-Adresse.
- Wenn sich der Computer in einer Region befindet, die keinen Zugriff auf die Website haben darf, wird die Anfrage abgelehnt oder zu einer anderen Webseite umgeleitet.
Warum gibt es Geoblocking?
Der häufigste Grund für Geoblocking sind die Verbreitungsrechte von Inhalten. Ein Fernsehsender beispielsweise besitzt die Rechte, einen Film nur in seinem Sendegebiet zu zeigen. Da das Internet keine Grenzen kennt, muss der Fernsehsender sicherstellen, dass nur Zuschauer aus seinem Sendegebiet auf den Film in der Mediathek zugreifen können. Deshalb wird eine Geoblockade eingerichtet.
Aber es gibt auch andere Gründe. Zum Beispiel sind Clouddienste desselben Anbieters in Land X günstiger als in Land Y. Ein Nutzer in Land Y könnte sich einfach in Land X anmelden und von den günstigeren Preisen profitieren. Damit das nicht möglich ist, wird Geoblocking genutzt.
Auch normale Internet-Shops nutzen teilweise Geoblocking, um Nutzer auf regionale Angebote umzuleiten. Je nach Region können diese Angebote entweder teurer oder preiswerter sein.
Geoblocking in der EU
In der EU wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um Geoblocking einzuschränken. Der europäische Binnenmarkt soll auch im Internet vollständig genutzt werden können. Eine wichtige Maßnahme war die Portabilitäts-Verordnung für kostenpflichtige Musik- und Videodienste. Seit dem 1. April können Abonnenten von Prime Video, Netflix oder Sky Go innerhalb der gesamten EU auf die Inhalte zugreifen. Diese Regelung gilt jedoch nur für kostenpflichtige Dienste. Kostenlose Mediatheken, wie die der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, sind davon nicht betroffen. Ein Deutscher kann also in Italien “Game of Thrones” bei Sky schauen, aber nicht den neuesten Rosamunde-Pilcher-Film in der ZDF-Mediathek.
Am 6. Februar hat das EU-Parlament für einen Verordnungsentwurf gestimmt. Dieser besagt, dass Händler und Dienstleister Kunden aus einem anderen EU-Mitgliedsstaat den Zugang zu ihren Online-Portalen nicht mehr verweigern dürfen. Auch das automatische Weiterleiten zu einer möglicherweise teureren Webseite im Herkunftsland der Nutzer soll nicht mehr erlaubt sein. Ein Beispiel dafür war Disneyland Paris, das Besucher seiner Website lange Zeit auf nationale Unterseiten geleitet hat. Nur dort konnten sie Tickets buchen, und je nach Herkunftsland waren die Preise höher oder niedriger.
Geoblocking in der Schweiz
Leider bleiben die Schweizer von den Entscheidungen und Bemühungen der EU ausgeschlossen. Sie müssen mit Geoblocking leben, sei es bei kostenpflichtigen Streaming-Diensten oder bei Online-Bestellungen. Die “Handelszeitung” hat einen interessanten Bericht über die Vor- und Nachteile des Geoblockings verfasst. Hier finden Sie den Artikel zur Geoblockade aus der Handelszeitung.
Wie können Sie Geoblocking umgehen?
Es gibt drei Möglichkeiten, Geoblockaden zu umgehen:
Proxyserver
Die Anfrage wird über einen Server in dem Land weitergeleitet, in dem der Zugriff auf die Website erlaubt ist.
Vorteile:
- In der Regel kostenlos
- Einfach zu nutzen über Browser-Plugins
Nachteile:
- Unsicher, da die Datenübertragung meist unverschlüsselt ist
- Die Verbindung ist oft langsam
Beispielsoftware: ProxFlow (Add-On für Chrome)
Weitere Informationen: So richtet ihr einen Proxyserver ein
VPN (Virtual Private Network)
Eine Software erstellt ein virtuelles Netzwerk mit den passenden Servern. Diese leiten Ihre Anfragen an einen anderen Standort weiter, von dem aus ein Zugriff auf die gewünschte Website möglich ist.
Vorteile:
- Schnelle und verschlüsselte Verbindung
- Einfach einzurichten
- Ermöglicht echtes anonymes Surfen
Nachteile:
- Schnelle Verbindungen sind in der Regel kostenpflichtig
Beispielsoftware: Cyberghost
Weitere Informationen: Die besten VPN-Anbieter im Vergleich
Smart DNS (Domain Name Service)
Hier wird Ihre IP-Adresse mittels SmartDNS-Proxy so umgeleitet, dass die Zielwebsite glaubt, Sie würden aus einem zugriffsberechtigten Land kommen.
Vorteile:
- Schnelle Verbindung, da der meiste Datenverkehr nicht extra umgeleitet wird
- Einfach einzurichten
Nachteile:
- Daten werden unverschlüsselt übertragen
- Nicht alle Webseiten (insbesondere Streaming-Dienste) werden von allen Smart DNS-Anbietern unterstützt
- Die meisten Smart DNS-Dienste sind kostenpflichtig
Beispielsoftware: Smart DNS Proxy
Weitere Informationen: Was ist SmartDNS? Smart DNS Anbieter
Unser Tipp
Fragen Sie sich, ob die Preise in Ihrem Lieblings-Online-Shop günstiger sind, wenn der Shop nicht weiß, dass Sie aus der Schweiz darauf zugreifen? Dann testen Sie eine der genannten Möglichkeiten, um Ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Wir empfehlen Ihnen, zunächst einen kostenlosen Service auszuprobieren. Wenn Sie feststellen, dass er Ihnen Vorteile bietet, wie beispielsweise günstigere Preise, könnte eine kostenpflichtige Version interessant sein.
Die sicherste Option ist ein VPN-Service. Er bietet auch die Möglichkeit, Ihre Online-Aktivitäten anonym zu gestalten. Daher raten wir Ihnen, Geoblocking mit einem VPN zu umgehen.