Versailler Vertrag: Wie die deutsch-dänische Grenze entstand

Versailler Vertrag: Wie die deutsch-dänische Grenze entstand

Die Bestimmung klang eindeutig: “Die Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wird in Übereinstimmung mit dem Wunsche der Bevölkerung festgesetzt”, legte der Versailler Vertrag in Artikel 109 fest. Ihren Willen sollten die Menschen durch eine Abstimmung kundtun. Sie fand in zwei Wahlgängen statt, zuerst im Norden am 10. Februar, anschließend im Süden am 14. März 1920. Insgesamt rund 182.000 Menschen waren stimmberechtigt.

Die Hintergründe der deutsch-dänischen Grenze

Schleswig, das Gebiet zwischen den Flüssen Eider im Süden und Kongeå (auf Deutsch Königsau), war seit Jahrhunderten ethnisch-kulturell gemischt. Es war ein Lehen des dänischen Königshauses, aber strebte unter verschiedenen Herzogsdynastien nach Unabhängigkeit von Kopenhagen. Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 führte zu nationalistischen Spannungen und zur Besetzung von Schleswig und Holstein durch Preußen und Österreich. Preußen bildete anschließend die Provinz Schleswig-Holstein.

Die Vereinnahmung Schleswigs sollte im Sinne der “Selbstbestimmung der Völker” aufgelöst werden, ein Lieblingsziel des damaligen US-Präsidenten Woodrow Wilson. Er erhoffte sich dadurch eine dauerhafte Stabilität der Grenzen und weniger Konfliktpotenzial in der Zukunft. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Volksabstimmung zu Konfrontationen zwischen den Nachbarn führte.

Konflikte und Abstimmungen

Die Veröffentlichung des Vertragsentwurfs im Mai 1919 ließ viele Deutsche im Norden Schleswigs erkennen, dass ihre Gebiete bald an Dänemark fallen könnten. Dies führte zu Demonstrationen im ganzen Land und vor allem auf dem symbolisch aufgeladenen Knivsberg, einer 97 Meter hohen Erhebung in Nordschleswig mit einem beeindruckenden Bismarck-Turm als Zeichen der Zugehörigkeit von ganz Schleswig zum Deutschen Reich.

LESEN  Couperose: Rote und heiße Wangen – Was tun?

Die Ergebnisse der ersten Abstimmungsrunde im nördlichen Teil des Gebiets am 10. Februar 1920 waren ziemlich eindeutig: Der vormalige Kreis Hadersleben stimmte mit mehr als vier Fünfteln für Dänemark. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Dänemark in der Stadt Hadersleben war etwas anders, aber insgesamt war das Ergebnis klar.

Im südlich anschließenden Kreis Apenrade war die Situation komplizierter. Die beiden Städte Apenrade und Sonderburg sowie einige kleinere Wahlbezirke stimmten mehrheitlich für den Verbleib bei Deutschland, während das Gesamtergebnis dennoch eindeutig für Dänemark ausfiel.

Insgesamt konnte die Volksabstimmung beiden Bevölkerungsgruppen nicht gerecht werden. Da die Städte nicht zu Deutschland gehören konnten ohne das umliegende Land, musste ein Ausgleich gefunden werden. Nach der zweiten Runde mit klaren Ergebnissen im südlichen Teil von Schleswig war klar, dass der Kreis Tondern geteilt werden musste.

Die Festlegung der Grenze

Die Aufspaltung orientierte sich im Wesentlichen an einer Linie, die bereits 1891 vom dänischen Historiker Hans Victor Clausen vorgeschlagen wurde. Sie folgte in etwa der Trennung zwischen den Kirchengemeinden, in denen der Gottesdienst in dänischer oder deutscher Sprache gehalten wurde.

Obwohl der evangelische Pfarrer Johannes Tiedje einen Gegenvorschlag gemacht hatte, der eine etwas andere Linie vorsah, wurde dieser nicht berücksichtigt. Eine Einigung auf diese Linie hätte als Erfolg für Deutschland gewertet werden können, was nicht akzeptabel war. Für Dänemark war das Ergebnis der Volksabstimmung in Zone I eine triumphale Wiedergutmachung der Niederlage im Krieg von 1864.

Nachwirkungen und heutige Situation

Unmittelbar nach der Volksabstimmung herrschte auf deutscher Seite Ärger und Enttäuschung über die Ignorierung der Ergebnisse in Apenrade, Sonderburg und Tondern. Dennoch garantierte sogar die Regierung Hitler nach der Besetzung Dänemarks im Jahr 1940 dessen “territoriale Integrität”. Seit 1945 wurden die ethnischen Spannungen zwischen Dänemark und Deutschland überwunden, und es gibt heute keine Ambitionen mehr, die Grenze in Schleswig zu ändern.

LESEN  Warum es so wichtig ist, sein Kind taufen zu lassen