Viagra: Urologe Wülfing spricht über Potenzmittel und die Scham vor dem Arzt

Viagra: Urologe Wülfing spricht über Potenzmittel und die Scham vor dem Arzt

Die blaue Potenzpille Viagra und andere Medikamente mit dem Wirkstoff Sildenafil werden auch künftig nicht rezeptfrei erhältlich sein. Das hat der Sachverständigenausschuss der Arzneimittelbehörde BfArM einstimmig entschieden. Im Rahmen eines Interviews mit dem Hamburger Urologen Prof. Christian Wülfing äußerte dieser seine Meinung zu der Reichweite dieser Entscheidung. Vor der Abstimmung wurden die urologischen Fachärzte nicht konsultiert, was zu Irritationen führte.

Schwarzmarkt versus Legalisierung

Die Frage, was aus fachärztlicher Sicht gefährlicher sei – ein relativ großer, blühender Schwarzmarkt oder eine Legalisierung, die Missbrauch Tür und Tor öffnen könnte – beantwortet Prof. Wülfing mit “Beides ist schlecht”. Er erklärt, dass es bereits einen Schwarzmarkt gibt, auf dem sowohl das Originalmedikament als auch gefälschte Versionen erhältlich sind. Die Einführung der Freigabe wird oft als Beseitigung des Schwarzmarktes dargestellt, doch Prof. Wülfing betont, dass wirtschaftliche Interessen, wie gesteigerter Umsatz, ebenfalls eine Rolle spielen. Er hält es für wichtig, offen darüber zu sprechen.

Legale Onlineoptionen mit Rezept

Es gibt bereits legale Onlineoptionen, bei denen ärztlich überprüft wird, ob ein Patient bestimmte Medikamente einnimmt oder bestimmte Vorerkrankungen hat. Diese Kontrollen sind entscheidend, und eine Freigabe würde diese Kontrolle wegfallen lassen. Prof. Wülfing weist darauf hin, dass die Sicherheit von Medikamenten seit 20 Jahren bekannt ist. Allerdings gilt dies nur für Patienten, die Viagra und andere Sildenafil-Produkte bereits eingenommen haben.

Verschiedene Nutzergruppen von Viagra

Es gibt zwei Hauptgruppen von Viagra-Nutzern: Menschen, die es als sexuellen Kick für semikommerzielle Gang Bangs bis zur Stoffwechselentgleisung verwenden, und Menschen mit erektiler Dysfunktion, die ein funktionierendes Sexualleben wiederherstellen möchten. Beide Gruppen existieren, und es ist nicht die Aufgabe der Urologen, sich in die sexuelle Aktivität ihrer Patienten einzumischen. Die Sicherheit des Medikaments steht im Vordergrund. Bei der zweiten Gruppe ist es wichtig, dass Fachgesellschaften ein Auge darauf haben, da erektile Dysfunktion ein Symptom für zugrunde liegende Erkrankungen sein kann.

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Scham als Hindernis zum Arztbesuch

Eine große Gruppe von Männern geht aus Scham nicht zum Arzt und nimmt dadurch möglicherweise ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt und Insuffizienz in Kauf. Prof. Wülfing betont, dass Ärzte sich dieser Problematik bewusst sein müssen und dass es unangenehm ist, ständig im Wartezimmer zu sitzen und dann auch noch zur Apotheke zu gehen. Er schlägt digitale Lösungen wie Telemedizin vor, um die Hürden zu senken und den Menschen entgegenzukommen. Es ist wichtig, dass Patienten untersucht werden, um die zugrunde liegenden Erkrankungen abzuklären. Gleichzeitig sollten Konzepte entwickelt werden, um Menschen aufzufangen, die aus Angst nicht zum Arzt gehen.

Definition der erektilen Dysfunktion und der Besuch beim Arzt

Eine erektile Dysfunktion wird definiert als eine Erektion, die nicht ausreicht für einen regelmäßigen befriedigenden Geschlechtsverkehr. Ob sich ein Mann behandeln lässt, hängt von der Bedeutung der Sexualität in seinem Leben ab und wie stark der Leidensdruck ist. Es gibt verschiedene Gründe für eine erektile Dysfunktion, und es ist wichtig, die zugrunde liegenden Erkrankungen abzuklären. Der Hauptgrund, warum die Rezeptfreiheit abgelehnt wird, ist die Möglichkeit, diese Erkrankungen zu überprüfen und eine Quervernetzung sicherzustellen.