Die Vogelgrippe H5N1 ist eine gefährliche Viruserkrankung, die hauptsächlich Vögel befällt, darunter Wildvögel, Hühner und Puten. Millionen von Vögeln sind seit den späten 1990er Jahren weltweit dem Virus zum Opfer gefallen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte kürzlich davor, dass das Vogelgrippevirus auch auf andere Tierarten übergreifen könnte. In Polen sind in den letzten Tagen und Wochen mehr als 20 Katzen an einer Infektion mit dem Vogelgrippevirus gestorben. Professor Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Löffler-Institut, erklärte dies im Gespräch mit SWR2 Impuls.
Katzen können sich durch den Verzehr von Vögeln infizieren
Professor Beer betonte, dass es sich immer noch um ein Vogelvirus handelt, das weltweit verbreitet ist. Ausnahmslos alle Kontinente sind betroffen, mit Ausnahme Australiens. In manchen Fällen kann das Virus auf Fleischfresser überspringen, die beispielsweise einen erkrankten oder mit dem Virus infizierten Vogel fressen. Auch Katzen sind empfänglich für das Virus. Die aktuellen Beobachtungen in Polen deuten jedoch auf eine gewisse Häufung hin.
Wie kommt es zum Überspringen des Virus?
Bisher gibt es nur wenige Fälle von Infektionsketten zwischen Säugetieren. Das Virus breitet sich hauptsächlich unter Vögeln aus. In Deutschland wurden beispielsweise 17 infizierte Füchse gefunden, von denen das Virus meist im Gehirn nachgewiesen wurde. Das Infizieren zwischen Säugetieren ist bisher nur einmal bei Nerzen in Spanien festgestellt worden. Die Tiere wurden getötet, um das Virus zu eliminieren.
In Polen ist eine Ausbreitung des Virus über das gesamte Land zu beobachten. Es wurden 47 Fälle beschrieben, viele dieser Tiere sind verstorben oder mussten eingeschläfert werden. Die Viren in den Katzen sind sehr ähnlich. Es wird derzeit noch nach der genauen Ursache gesucht, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es dort eine einheitliche Infektionsquelle gibt.
Infektionsquellen müssen weiter untersucht werden
Die genaue Ursache für die Infektionen ist in Polen noch unbekannt. Es wird vermutet, dass der Kontakt zu Wildvögeln oder kontaminiertes Futter eine Rolle spielen könnte. Bisher sind in Deutschland noch keine infizierten Katzen bekannt, obwohl infizierte Wildvögel existieren. Das Risiko ist also vergleichbar.
Es ist möglich, dass das Risiko für Katzen, die nicht ins Freie gelassen werden, geringer ist. Eine generelle Einsperrung aller Katzen wäre jedoch wahrscheinlich übertrieben. Es bleibt abzuwarten, welche Infektionsquelle in Polen letztendlich festgestellt wird.
Vogelgrippe breitet sich weltweit aus
Die Vogelgrippe breitet sich weltweit weiter aus, insbesondere unter Wildvögeln, auch im Sommer. Das Virus hat sich erstmals in Südamerika ausgebreitet, wo Seelöwen und Pinguine infiziert wurden und Ausbrüche in Brasilien gemeldet wurden. Das Virus hat neue Infektionsquellen gefunden und springt immer wieder auf Säugetiere über. Die Anpassung des Virus an Säugetiere befindet sich noch im Anfangsstadium.
Geringes Risiko für den Menschen
Nach Einschätzung der europäischen Behörden und der WHO ist die Gefahr einer Infektion für den Menschen nach wie vor gering. Das Potenzial für einen Übersprung des Virus auf den Menschen ist noch immer gering. Das Virus ist bereits seit langem bei Vögeln verbreitet, aber in den letzten Jahren ist die Übertragung auf den Menschen seltener geworden. Dennoch beunruhigt die weltweite Verbreitung des Virus und die Möglichkeit weiterer Anpassungen. Eine genaue Beobachtung ist erforderlich.
Quelle: [SWR2 Impuls](Link zum Artikel)