Von der Antike bis heute: Eine kontroverse Geschichte über den Zölibat

Von der Antike bis heute: Eine kontroverse Geschichte über den Zölibat

Wer sonntags hinter dem Altar steht und das Brot bricht, lebt ein zölibatäres Leben, ohne zu heiraten oder eine Familie zu gründen. Die sexuelle Enthaltsamkeit ist nach wie vor das Ideal des Priesterdaseins in der katholischen Kirche. Allerdings halten sich viele Priester nicht ihr ganzes Leben daran, wie die vom Vatikan veröffentlichten Leitlinien für Priesterkinder zeigen. Der Zölibat ist auch einer der Gründe für den akuten Priestermangel, der auf dem “synodalen Weg”, der von den deutschen Bischöfen verabschiedet wurde, sowie auf der Amazonas-Synode im Oktober diskutiert wird. Auf diesen Veranstaltungen soll ausdrücklich die Priesterweihe von “viri probati”, also verdienten, verheirateten Männern, thematisiert werden. Während einige vehement die Abschaffung des Zölibats fordern, betonen andere seine Bedeutung für die Kirche. Doch der Zölibat ist in der Kirche nicht erst seit Kurzem umstritten – sondern schon so lange, wie er von den Priestern gefordert wird.

Die Anfänge des Zölibats in der Kirche

Schon in der Bibel wird die Ehelosigkeit thematisiert. Jesus sagt zu seinen Jüngern: “Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein” (Luk 14,26). Über Jesu eigene Lebensumstände und Sexualität gibt die Bibel jedoch keine Auskunft. Später beschäftigt sich vor allem Paulus mit der Ehelosigkeit. Er ist mit seinem Junggesellendasein unter den Jüngern ziemlich allein – Petrus, immerhin der “erste Papst”, und viele andere führen ein Leben an der Seite einer Frau. Für Paulus ist der Zölibat eine Gnadengabe Gottes, die man entweder hat oder nicht. Er wünscht sich, dass alle Menschen unverheiratet wie er sind, aber er erkennt an, dass jeder seine eigene Gnadengabe von Gott hat. Der Zölibat ist also im Neuen Testament ein Ideal, aber keine Verpflichtung.

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In den ersten Jahrhunderten der Kirche existierten sowohl verheiratete als auch unverheiratete Gemeindevorsteher nebeneinander. Doch das änderte sich irgendwann. Bei der Synode von Elvira im Jahr 300 wurde den Priestern auferlegt, sich im Dienst ihrer Ehefrauen zu enthalten. Das Zweite Laterankonzil im Jahr 1139 ging noch weiter und forderte, dass die Ehen geweihter Männer “getrennt” werden sollten. Das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert und das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960er Jahren bekräftigten wiederum den Zölibat. Im Jahr 1917 wurde das weltweit verbindliche Kirchenrecht festgelegt, das die Ehelosigkeit der Priester klar definierte.

Kontroverse Entwicklung und unterschiedliche Theorien

Die Frage nach der Entwicklung des Zölibats und ihren unterschiedlichen Theorien polarisiert bis heute. Auf der konservativen Seite gehört der Neutestamentler Klaus Berger zu denjenigen, die sich seit vielen Jahren mit dem Zölibat auseinandersetzen. Seiner Ansicht nach spiegelt der zölibatär lebende Priester Gott selbst wider, der außerhalb menschlicher Kategorien wie Arbeit und Freizeit, Mann und Frau steht. Der Priester widmet sein ganzes Leben seiner Berufung, ohne es mit einer Familie teilen zu müssen. Berger vergleicht die zölibatäre Lebensweise mit der der alttestamentlichen Propheten, die alleine wirkten. Er argumentiert, dass die Kirche genügend fähige Bewerber hatte, um jene auszuwählen, die den Zölibat leben wollten, was zum Übergang vom Nebeneinander von verheirateten und zölibatären Priestern zum rein ehelosen Priestertum führte.

Die Geschichte des Zölibats in der katholischen Kirche ist seit jeher umstritten. Die Theorien über seine Herkunft und Entwicklung sind vielfältig. Während einige den Zölibat als essentiell für das priesterliche Amt betrachten, halten andere die Abschaffung für unausweichlich. Diese Kontroverse wird auch weiterhin ein wichtiger Diskussionspunkt für die Kirche bleiben.

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