Wenn es zuhause schwierig wird, sind wir oft versucht, einfach abzuhauen. Vielleicht gibt es Streit mit den Eltern, wenig Privatsphäre, Einschränkungen oder sogar Bedrohungen. Manchmal denkt man auch darüber nach, von zuhause wegzulaufen, um sich vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen zu schützen.
Zoff in der WG
Auch in einer betreuten WG oder Kriseneinrichtung können Probleme auftreten. Schwierigkeiten mit Mitbewohnern, Betreuern oder Frustration über die Situation mit den Eltern können zu viel werden und den Gedanken des Abhauens aufkommen lassen. Lass diese Gedanken nicht allein in dir kreisen. Suche Unterstützung. Gibt es Betreuer, denen du dich anvertrauen kannst? Gemeinsam können wir überlegen, welche Lösungen es gibt. Oft hilft ein Blick von außen, da man selbst manchmal den eigenen Blick auf die Situation eingeschränkt hat.
Abhauen – Wohin?
Wenn du abhauen möchtest oder bereits weggelaufen bist, stellt sich die Frage, wohin du gehen kannst. Auf der Straße zu bleiben, ist normalerweise keine gute Option. Das Leben auf der Straße ist hart. Du bist ungeschützt vor Kälte und Nässe und es kann schwierig sein, genug Essen zu bekommen. Zusätzlich gibt es viele Gefahren, denen du dort ausgesetzt wärst.
Auf der Straße könntest du von anderen abhängig werden. Wenn du um Geld oder einen Schlafplatz bittest, könntest du an jemanden geraten, der deine Notlage ausnutzen will. Diese Person könnte dich unter Druck setzen und “Gegenleistungen” erwarten, die gegen deinen Willen oder deine Würde sind.
Natürlich gibt es Situationen, in denen du schnell von zuhause weg musst. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, vorübergehend bei Freunden unterzukommen. Wenn du noch keine 16 Jahre alt bist, sollten die Personen, bei denen du unterkommst, deine Eltern, die Polizei oder das Jugendamt informieren, wo du bist. Andernfalls könnten sie in Schwierigkeiten geraten, da es als Kindesentziehung betrachtet werden könnte.
Ein Bild der Polizei
Es ist wichtig zu wissen, dass es nicht strafbar ist, von zuhause wegzulaufen. Die Polizei hat jedoch die Aufgabe, den Eltern dabei zu helfen, den Aufenthaltsort und die Rückführung von vermissten Kindern und Jugendlichen herauszufinden.
Wenn deine Eltern eine Vermisstenanzeige erstatten (ohne Wartezeit möglich), nimmt die Polizei deine Daten und eine Beschreibung auf und bittet um ein Foto. Diese Informationen werden in einer Fahndungsdatei gespeichert und können von der Polizei bei Personenkontrollen abgerufen werden. Die Polizei wird versuchen, gemeinsam mit den Eltern oder anderen nahestehenden Personen die Gründe für dein Weglaufen herauszufinden. Abhängig von dieser Einschätzung können weitere polizeiliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden.
Die Polizei kann auch fragen, ob die Eltern zustimmen, öffentlich nach dir in den Medien oder im Internet zu suchen.
Alternativen zum Abhauen
Wenn du von zuhause weggelaufen bist oder es zuhause nicht mehr aushältst, kannst du dich gerne an uns wenden. Wir stehen dir mit Rat und Unterstützung zur Seite.
Kostenlose telefonische Hilfe rund um das Thema Ausreißen und Weglaufen bekommst du auch bei der Hotline für vermisste Kinder unter der Nummer 116000.
