VW Elektroautos: Geringe Nachfrage und Herausforderungen

VW Elektroautos: Geringe Nachfrage und Herausforderungen

Die Nachfrage nach Elektroautos von VW ist geringer als erwartet. Das Unternehmen reagiert darauf, indem es die Produktion der E-Autos ID und Cupra Born vorübergehend aussetzt. Während die Produktion des ID.3 in der Gläsernen Manufaktur Dresden ab Mitte Oktober wieder aufgenommen werden soll, bleibt die weitere Vorgehensweise in Zwickau noch unklar. Im vergangenen Jahr hat das Werk in Zwickau mit einer Kapazität von 360.000 Fahrzeugen rund 218.000 Autos produziert.

Schwächer als erwartete Nachfrage

Trotz der konsequenten Umstellung auf Elektromobilität kann man VW keine Untätigkeit vorwerfen. Der frühere Konzernchef Herbert Diess hat bereits angekündigt, dass VW zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrennungsmotoren aussteigen wird. Jedoch ist die Nachfrage nach den bisherigen Elektro-Modellen geringer als erwartet, was zu Überkapazitäten führt. Möglicherweise muss die Gläserne Manufaktur in Dresden, in der der ID.3 hergestellt wird, stillgelegt werden.

VW reagiert mit Entlassungen

Auch in Zwickau wird ein Stellenabbau angekündigt, der vor allem 2.500 befristet angestellte Mitarbeiter betrifft. Neben dem ID.3 werden in Zwickau auch der ID.4 und ID.5 sowie der Q4 E-Tron von Audi und der Cupra Born produziert. Mit fünf verschiedenen Fahrzeugen für drei Konzern-Marken sollte das VW-Werk eigentlich ausgelastet sein. Die Geschäftsleitung hat außerdem die Betriebsvereinbarung zum Drei-Schicht-Betrieb aus dem Jahr 1991 in Zwickau gekündigt. Das Ziel ist es, eine neue Vereinbarung zu treffen, die sowohl den aktuellen Marktbedingungen als auch der Wirtschaftlichkeit des Standorts gerecht wird.

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Softwareprobleme zum Produktionsstart

VW hatte immer wieder mit verschiedenen Softwareproblemen im Zusammenhang mit Elektromobilität zu kämpfen. Die unternehmenseigene Software-Abteilung Cariad hatte seit ihrer Gründung Startschwierigkeiten und Verzögerungen bei der Entwicklung eigener Programme. Aufgrund unbefriedigender Ergebnisse und schlechter Produktqualität gab es mehrere Führungswechsel im Management von Cariad. Die Volkswagen-Tochtermarken Audi und Porsche haben beschlossen, sich nicht länger ausschließlich auf die fehleranfällige Software von Cariad zu verlassen, und eigene Entwicklungen angekündigt. Insbesondere Porsche ist bereit, eine Sonderklausel zu nutzen und sich komplett von dem Großprojekt in Wolfsburg zurückzuziehen. Cariad beschäftigt rund 6.000 Mitarbeiter, von denen bis zu 20 Prozent in China arbeiten – dem wichtigsten Markt für den gesamten VW-Konzern. Doch gerade dort scheint die Software von Cariad nicht konkurrenzfähig zu sein.

Tesla geht andere Wege

Der Elektroauto-Pionier Tesla hat von Anfang an Software-Updates und Wartungsvorgänge über das Internet ermöglicht, ohne dass ein Werkstattbesuch erforderlich ist. Bei VW mussten und müssen die Kunden teilweise immer noch auf diese Funktionen warten. Auch das Unterhaltungsangebot, das für E-Auto-Kunden wichtig ist, fällt bei VW im Vergleich eher bescheiden aus. Die Unterschiede werden deutlich, wenn man die neuen Wettbewerber in China betrachtet. Dort scheint die Entwicklung neuer Fahrzeuge und die gesamte Elektromobilität viel schneller voranzuschreiten.

Nicht nur VW betroffen

Andere Hersteller wie Stellantis haben ähnliche Probleme, zum Beispiel mit dem Fiat 500e. Mit der schrittweisen Kürzung staatlicher Förderungen für Elektroautos sind die Bestellungen sowohl von Privat- als auch von Geschäftskunden zurückgegangen. Die deutsche Automobilindustrie kann sich glücklich schätzen, dass die neuen Wettbewerber aus Fernost zwar in Deutschland präsent sind, den Markt hier aber technologisch noch nicht dominieren. Auf dem größten Automarkt der Welt in China gibt es kleinere E-Fahrzeuge zu günstigeren Preisen. In Deutschland liegt die Preisschwelle für elektrische Kleinstwagen wie den VW Up bereits bei 30.000 Euro, während in der unteren Mittelklasse Preise von bereits 40.000 Euro aufgerufen werden.

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Anleger sind skeptisch

Die wachsenden Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der E-Mobilität haben einen starken Einfluss auf den Aktienkurs von VW. An der Börse wird der Autokonzern deutlich geringer bewertet als seine Teile. Der Wert des Porsche-Anteils an dem Stuttgarter Sportwagenhersteller übersteigt sogar den Gesamtwert des gesamten Konzerns mit seinen zahlreichen Marken. Das deutet darauf hin, dass neben positiven Aspekten wie Porsche und Audi auch Bewertungsabschläge für Problemfelder wie die Software-Sparte Cariad oder einige VW-Werke berücksichtigt werden.

Die geringe Nachfrage nach VW Elektroautos stellt eine Herausforderung für das Unternehmen dar. VW arbeitet daran, die Situation zu verbessern, indem es auf die sich ändernden Marktbedingungen reagiert und seine Elektroautos und die dazugehörige Software weiterentwickelt. Nur so kann VW langfristig im wachsenden Markt für Elektromobilität bestehen.