Erdbeben gehören in der Türkei leider zum traurigen Alltag. Immer wieder kommt es zu verheerenden Erschütterungen, bei denen Häuser einstürzen und zahlreiche Menschen ihr Leben verlieren. Doch warum ist die Türkei so stark von Erdbeben betroffen?
Die geografische Lage der Türkei
Die Türkei befindet sich an einer besonderen geografischen Position: Hier treffen zwei der größten Kontinentalplatten aufeinander, nämlich die eurasische und die afrikanische Platte. Dadurch lebt der Großteil der Bevölkerung in ständiger Erdbebengefahr.
Aktive Plattengrenzen
Die ostanatolische und die nordanatolische Plattengrenze sind besonders aktiv. Wenn die Arabische Platte auf die Eurasische Platte trifft, entweicht die Anatolische Mikroplatte, die zwischen beiden Platten liegt, nach Westen. Dadurch entstehen Spannungen an den Plattengrenzen, die sich in Erdbeben entladen können. Aufgrund der großen Relativbewegungen können stärkere Erdbeben in kürzeren Zeitabständen auftreten.
Die jüngsten Erdbeben in der Türkei
Am frühen Montagmorgen wurde die Südosttürkei von einem Erdbeben der Stärke 7,4 erschüttert. Das Epizentrum lag nahe der syrischen Grenze. Kurz danach wurde ein weiteres Beben der Stärke 6,6 in der Provinz Gaziantep gemessen. Am Montagmittag erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,5 erneut die Südosttürkei.
Die Erdbeben ereigneten sich entlang der Ostanatolischen Verwerfungszone (EAFZ). Hier kam es in den letzten 50 Jahren zu einem der stärksten Beben in der Region. Die arabische und afrikanische Platte bewegen sich mit etwa 24 mm pro Jahr nach Norden und drücken die Anatolische Platte nach Westen. Trotz dieser tektonisch prädestinierten Situation ist das Ausmaß der aktuellen Erdbeben ungewöhnlich stark.
Erdbeben vorherzusagen ist schwierig
Die Erdbebenüberwachung und Erforschung der Erdstruktur ermöglichen eine Abschätzung der Erdbebengefahr in bestimmten Regionen und Zeiträumen. Dennoch ist es nicht möglich, Erdbeben genau vorherzusagen. Ob und wann weitere starke Beben auftreten, bleibt daher ungewiss.
Erdbebenexpertin Dr. Patricia Martinez Garzon erklärt, dass die Erde in der Türkei ständig bebt, da sie von zwei großen aktiven seismischen Zonen durchzogen wird. In den letzten 100 Jahren gab es hier jedoch keine Beben mit einer Stärke über 7. Daher hat sich über einen langen Zeitraum Stress aufgebaut, der sich letztendlich in den aktuellen Erdbeben entlud.
Experten warnen davor, dass auch in den kommenden Tagen weitere starke Erschütterungen möglich sind. Es ist daher unklar, wann die Erdbeben aufhören werden. Es könnte noch mehrere Monate dauern.
Trotz der großen Herausforderungen, die Erdbeben in der Türkei mit sich bringen, arbeiten Wissenschaftler und Rettungskräfte kontinuierlich daran, die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen zu minimieren und Menschenleben zu retten.