Warum beißen Hunde?

Warum beißen Hunde?

Kein Hund beißt ohne Grund. Die meisten Beißvorfälle im Zusammenhang mit Hunden haben eines gemeinsam: Sie waren vorhersehbar und hätten im Vorfeld verhindert werden können. Schon allein deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich gründlich über das Verhalten von Hunden informierst und den richtigen Umgang mit ihnen erlernst.

Hunde denken anders

Obwohl es manchmal erstaunlich scheint, wie viele Gemeinsamkeiten wir mit unseren vierbeinigen Freunden haben: Ein Hund bleibt ein Hund.

In vielen Situationen handelt er aus einer völlig anderen Motivation heraus, als es aus menschlicher Sicht logisch oder zu erwarten wäre. In seiner Welt existiert beispielsweise keine Demokratie. Dein Hund braucht klare Regeln, um seinen Platz innerhalb der Familie zu finden und sich wohlfühlen zu können.

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Es gibt auch Situationen, in denen du unerwünschtes Verhalten wie Aggression durch deine Reaktion unbewusst verstärken kannst. Ein Beispiel ist „gutes Zureden“: Dein Hund wird es möglicherweise als Lob auffassen. Auch die eigene Anspannung oder Aufregung hat einen Einfluss auf den Hund.

Daneben hat ein Hund weitere Grundbedürfnisse, die erfüllt sein müssen: ausreichende körperliche und geistige Auslastung, sowie ausreichend Nahrung, Ruhe und ähnliches. Bestehen in einem dieser Bereiche Defizite, so kann dies unerwünschte Verhaltensweisen heraufbeschwören oder verstärken.

Aggressives Verhalten

Aggressionen können beim Hund verschiedene Ursachen haben. Sie äußern sich aber immer in bestimmten Verhaltensmustern. Das Beißen ist in der Regel der letzte Schritt in einer Kette sich anbahnender Aggressionsmerkmale. Durch seine Körpersprache zeigt dein Hund dir seine Stimmung ziemlich deutlich. Daher ist es wichtig, auch feine Signale schnell deuten zu können.

Als erstes solltest du die Situation beurteilen können, in der sich dein Hund befindet. Gibt es Grund zur Annahme, dass er sich aggressiv verhalten könnte? Hat er Angst oder fühlt er sich provoziert? Zeigt er ein Meideverhalten, unterwirft er sich oder macht er sich steif?

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In der Regel zeigt ein Hund Warn- und Drohverhalten, bevor er zubeißt. Dazu zählt unter anderem das Knurren. Grundsätzlich unterscheiden musst du ängstliches von offensivem Drohen.

Ein ängstlicher Hund knurrt mit nach hinten gezogenen Ohren. Seine Maulwinkel sind meist lang nach hinten gezogen; das Maul wirkt dadurch spitz. Er zeigt seine Zähne und runzelt Stirn und Nase. Seine Rute trägt er tief, seine Körperhaltung ist eher geduckt.

Ein offensiv drohender Hund hingegen trägt die Ohren nach vorne gestellt. Die Maulwinkel erscheinen kurz und rund. Er fixiert sein Gegenüber, zeigt seine Zähne und runzelt Stirn und Nase. Er steht aufrecht und macht sich groß, seine Rute trägt er nach oben.

Ängstlich Drohend
Ohren nach hinten gezogen Ohren nach vorne gestellt
Maulwinkel lang nach hinten; Maul wirkt spitz Maulwinkel kurz und rund
Zeigt Zähne Zeigt Zähne
Fixiert Gegner Runzelt Stirn und Nase
Runzelt Stirn und Nase
Rute tief Rute nach oben
Geduckte Körperhaltung Steht aufrecht, macht sich groß

7 Gründe, aus denen Hunde beißen

Beißen aus Unsicherheit bzw. Angst

Einer der häufigsten Gründe, warum ein Hund zubeißt, ist Unsicherheit oder Angst.

Den meisten Hunden ist es unangenehm, wenn du ihnen direkt in die Augen siehst. Anstarren bzw. Fixieren ist für deinen Hund ein Drohsignal. Ein souveräner Hund fühlt sich so schnell provoziert, ein ängstlicher eingeschüchtert.

Auch eine zu schnelle Annäherung oder ein unvermitteltes Berühren kann zu Angstaggression führen.

Viele Hunde fühlen sich bedroht, wenn du dich von oben über sie beugst.

Auch das Nachlaufen zu seinem Platz, auf den er sich zurückgezogen hat, kann auf deinen Hund bedrohlich wirken. Er fühlt sich dann unter Umständen in die Enge getrieben und hat keine Ausweichmöglichkeit mehr. Daraufhin beißt er zu.

Sich unkontrolliert bewegende, lärmende Kinder können deinem Hund genauso Angst machen wie ein großer Mann in Uniform oder ein Tierarzt mit weißem Kittel.

Wenn du deinen Hund genau beobachtest, wirst du feststellen können, was genau ihn ängstigt. Beißt ein Hund aus Angst, ist dies für ihn oft das letzte Mittel. Meist zeigt er zuvor deutliche Anzeichen von Unbehagen und droht durch Knurren. Hat dies alles keinen Erfolg, kann er unter Umständen auch zubeißen.

Verteidigung von Ressourcen (Revierverhalten)

Viele Hunde verteidigen ihr häusliches Umfeld. Sie zeigen Fremden gegenüber, die „ihr“ Territorium betreten, aggressives Verhalten und beißen ggf. auch zu.

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Auch innerhalb der Familie kann es zu Problemen kommen, wenn dein Hund Dinge, die ihm wichtig sind, für sich beansprucht und verteidigt.

Zwei Hunde, die sich auf neutralem Boden gut verstehen, können aggressiv reagieren, wenn der eine das Zuhause des anderen betritt.

Auch „Eifersucht“ gehört in den Bereich der Ressourcenverteidigung. Ganz genau betrachtet ist das natürlich ein menschliches Gefühl, kein hündisches. Der Effekt ist aber sehr ähnlich: Der Hund sieht, dass er weniger Aufmerksamkeit bekommt, wenn das Baby da ist. Vielleicht wurde er sogar in der Anwesenheit des Babys bestraft und zieht Verknüpfung: Das Baby bedeutet etwas schlimmes. In manchen Fällen will der Hund dich, seinen Besitzer, sogar gegen das Baby verteidigen.

Das klingt für dich vielleicht lächerlich. Aus seiner Sicht handelt der Hund jedoch logisch, wenn er aggressiv auf das neue Baby reagiert. Es macht ihm eine Ressource streitig: Deine Zuwendung. Aggressivität bis hin zum Biss (der jedoch recht selten ist) sind für deinen Hund der konsequenter Versuch, den „Konkurrenten“ auszuschalten.

Ventil für Stress

Schlechte Haltung, Fehler im Umgang, mangelhafte Auslastung oder ungeklärte Rangordnungen können bei Hunden zu Stress führen. Dieser baut sich durch aggressives Verhalten ab.

Beuteaggression

Viele Hunde, insbesondere Vertreter von Rassen, die für Jagd-, Schutz- und Verteidigungszwecke gezüchtet wurden, reagieren auf bestimmte Schlüsselreize mit einem angeborenen Beutegreifreflex.

Solche Reize sind zum Beispiel sich schnell und/oder unkontrolliert fortbewegende Gegenstände oder Lebewesen. Aber auch kleine, am Boden liegende und zappelnde Objekte, die Augen haben, atmen und womöglich auch noch quietschende Geräusche von sich geben. Verinnerlichst du dir diesen Umstand, so wirst du verstehen, warum gerade Kinder besondere Gefahr laufen, von Hunden gebissen zu werden.

Ein wichtiges Merkmal der Beuteaggression ist, dass sie in aller Regel plötzlich und ohne Vorwarnung geschieht. Denn wer bei der Jagd erfolgreich sein will, warnt seine Beute nicht. Es ist also sehr wichtig, diese Verhaltensmuster und ihre Triggerfaktoren zu kennen und zu verhindern, dass sie dort ausgelöst werden, wo sie nicht erwünscht sind.

Generell kannst du sehr früh feststellen, wie stark diese Triebe bei deinem Hund ausgeprägt sind. Hat dein Hund einen starken Jagdreflex, musst du entsprechend viel und früh mit ihm üben. Auch Jagdhunde rennen nicht hinter allem her. Im Gegenteil: Vielleicht ist gerade eine Ausbildung in diese Richtung sinnvoll, so dass dein Hund nur jagt, wenn du es ihm sagst!

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Genetik und schlechte Erfahrungen

Viele Gebrauchshunderassen wurden bzw. werden seit Generationen auf bestimmte Merkmale hin gezüchtet. Dazu zählt bei einigen auch eine gewisse „Schärfe“.

Diese genetisch fixierte Anlage kann durch entsprechendes Training und/oder schlechte Erfahrungen noch erheblich verstärkt werden. Ein Hund mit diesen Anlagen wird also in manchen Situationen tendenziell aggressiver reagieren als ein Hund einer Rasse, in der Schärfe unerwünscht ist und entsprechend Selektion betrieben wurde.

Schmerzen und Krankheiten

Hat dein Hund Schmerzen, kann es vorkommen, dass er beispielsweise auf Berührungen aggressiv reagiert und zubeißt.

Es gibt auch Krankheiten, vorwiegend des Gehirns (z. B. Epilepsie, Tollwut) oder mit Auswirkungen auf das Gehirn (z. B. durch eine unzureichende Leberfunktion), die aggressives Verhalten auslösen können.

Ziehe daher immer auch diese Möglichkeit in Betracht, insbesondere dann, wenn er dieses Verhalten zuvor noch nie gezeigt hat.

Alte Hunde hören bzw. sehen oft nicht mehr so gut und erschrecken sich schneller, wenn du dich ihnen unvermittelt näherst oder sie berührst. Auch dann kann es vorkommen, dass sie vor Schreck zubeißen.

Sonstige Gründe

Eine Hündin verteidigt ihre Welpen mitunter aggressiv.

Welpen und junge Hunde beißen sich oft untereinander im Spiel. Sie erlernen so spielerisch die sogenannte Beißhemmung; zwicken sie ihren Spielpartner zu stark, wird dieser einen Schmerzlaut von sich geben und das Spiel beenden. Auch in der Grunderziehung eines Welpen solltest du dies beachten. Fehlende Sozialisation bzw. Erziehung kann zu einem Ausbleiben der Beißhemmung führen.

Auch unter älteren Tieren kommen Beißspiele häufiger vor. Dieses spielerische Beißen ist an der entspannten Körperhaltung der Hunde erkennbar. Ein Beißspiel kann jedoch kippen und zu einer ernsthaften Auseinandersetzung werden. Geschieht dies, so zeigen die Beteiligten zunächst eine lautstarke Kampfphase (sogenannter Kommentkampf), die noch ohne größere Blessuren verläuft. Es folgt ein stilles Kampfverhalten mit stark angespannter Körperhaltung. Hier kommt es oft zu schwerwiegenden Bissverletzungen.

Insbesondere unkastrierte Rüden, aber auch Hündinnen untereinander können bei fehlender Sympathie aggressives Verhalten zeigen.

Du siehst also: Die Gründe, aus denen Hunde beißen, sind sehr unterschiedlich. Immer solltest du daher versuchen, die Empfindungen deines Hundes nachzuvollziehen. Dann kommst du dahinter, weswegen er „plötzlich“ beißt.

Beißt dein Hund solcherart, hole dir am besten gleich professionelle Hilfe. Oftmals hilft eine einfache, kurze Konsultation. Je schneller du das Beißen abstellen kannst, desto besser für alle!