Warum beschneiden Muslime und Juden ihre Söhne?

Warum beschneiden Muslime und Juden ihre Söhne?

Die Beschneidung ist eine rituelle Praxis, die sowohl im Islam als auch im Judentum praktiziert wird. Diese Traditionen berufen sich auf ihren gemeinsamen Stammvater Abraham, der sich angeblich mit einer Axt selbst beschnitten haben soll. Die Beschneidung markiert den Eintritt in den Bund Gottes mit dem auserwählten Volk. Gemäß dem ersten Buch Mose sollen “alle männlichen” Gläubigen beschnitten werden.

Die Beschneidung im Islam und Judentum

Im Judentum entscheidet die Beschneidung nicht über die Religionszugehörigkeit. Jeder Sohn einer jüdischen Mutter wird als Jude betrachtet, unabhängig davon, ob er beschnitten ist oder nicht. Dennoch ist die Bedeutung des Rituals so groß, dass in Israel oft nur beschnittene Juden auf jüdischen Friedhöfen beerdigt werden.

Im Islam stützt sich die Beschneidungstradition auf Berichte aus dem Umfeld des Propheten Mohammed, der laut Überlieferung sogar ohne Vorhaut geboren wurde. Es gibt unter islamischen Gelehrten unterschiedliche Meinungen darüber, ob die Beschneidung verbindlich oder nur sehr empfehlenswert ist. Für die überwältigende Mehrheit der Muslime ist die Beschneidung jedoch ein integraler Bestandteil ihrer Religion.

Die oft angeführten medizinischen und hygienischen Vorteile der Beschneidung sind umstritten und stehen den Risiken des Eingriffs gegenüber. Daher ist die Anzahl der Beschneidungen in Ländern wie den USA, wo einst fast alle männlichen Babys beschnitten wurden, rückläufig.

Wann wird die Beschneidung durchgeführt?

Im Judentum wird die Beschneidung am achten Tag nach der Geburt durchgeführt. Bei Muslimen gibt es keine klaren Regeln in Bezug auf das Alter des Kindes. Traditionell werden muslimische Jungen im Alter von sieben bis zehn Jahren beschnitten.

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Wer führt den Eingriff durch?

Bei Muslimen wird die Beschneidung in der Regel von einem Arzt durchgeführt. Im Islam ist es jedoch unwichtig, ob die Beschneidung von einem Muslim durchgeführt wird. Im Judentum muss hingegen ein gläubiger Jude den Eingriff vornehmen, normalerweise ein religiös und medizinisch ausgebildeter Mohel. Eine im Krankenhaus von einem Arzt vorgenommene Beschneidung erfüllt in der Regel nicht die religiösen Kriterien, da im Judentum das Ritual, nicht das Ergebnis des Eingriffs, entscheidend ist.

Während des Eingriffs müssen einige Tropfen Blut fließen. Methoden, die die Blutversorgung des Gewebes unterbinden, sind nicht zulässig. Sogar Konvertiten, die bereits beschnitten sind, müssen eine symbolische Beschneidung durchführen, bei der mindestens ein Tropfen “Blut des Bundes” vergossen wird.

Waren Beschneidungen in der Geschichte verboten?

Es gab Zeiten, in denen Beschneidungen sogar mit dem Tode bestraft wurden. Bereits in hellenistischer Zeit ließ Antiochos IV. die Beschneidung verbieten und jüdische Mütter sowie deren beschnittene Söhne hinrichten. In der Sowjetunion wurde die Beschneidung für Juden zumindest sehr erschwert. In den meisten Ländern ist die rituelle Beschneidung heute legal oder zumindest rechtlich nicht eindeutig geregelt.

Ist die Beschneidung bei den Gläubigen unumstritten?

Sowohl im Judentum als auch im Islam gibt es heutzutage Strömungen, die sich kritisch mit der Tradition auseinandersetzen. Bereits im 19. Jahrhundert gab es im aufkommenden Reformjudentum in Deutschland Stimmen, die das alte Ritual abschaffen oder zumindest modifizieren wollten. Selbst Theodor Herzl, der Wegbereiter des jüdischen Staates, weigerte sich, seinen Sohn Hans beschneiden zu lassen.

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Die rituelle Beschneidung ist ein Thema, das in beiden Religionen nach wie vor diskutiert wird. Es ist wichtig, sowohl die religiösen und kulturellen Hintergründe als auch die medizinischen und ethischen Aspekte zu berücksichtigen, um ein umfassendes Verständnis für diese Praxis zu entwickeln.

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