Die letzte Staffel von Game of Thrones hat bei vielen Zuschauern ein unbefriedigendes Gefühl hinterlassen. Es liegt nicht nur an dem gesteigerten Pomp und der kürzeren Laufzeit, sondern an einer grundlegenden Veränderung. Die Serie hat sich von ihrer Authentizität entfernt und die Figuren verhalten sich nicht mehr menschlich, sondern wie Spielfiguren an den erwarteten Plätzen. In diesem Artikel möchten wir untersuchen, warum diese Veränderung stattgefunden hat und wie sie sich auf die Handlung ausgewirkt hat.
Der Ansatz von Gärtner und Architekten
George R.R. Martin, der Autor der Buchreihe, bezeichnete sich selbst als Gärtner, der die Samen der Figuren pflanzt und sie beim Wachsen beobachtet. Die Charaktere entwickeln sich auf organische Weise und ihre Handlungen ergeben sich natürlich aus ihren Interaktionen. Dieser Ansatz hat Vorteile, kann aber auch zu einer schlecht steuerbaren Geschichte führen. Die Serienmacher von Game of Thrones, D.B. Weiss und David Benioff, entschieden sich stattdessen für den Ansatz der Architekten. Sie konstruierten den Weg, den die Figuren nehmen sollten, um zum vorherbestimmten Ende zu gelangen.
Die Auswirkungen der Veränderung
Diese Veränderung hat deutliche Auswirkungen auf die Charakterentwicklung. Die Figuren werden nicht mehr aus sich selbst heraus entwickelt, sondern ihre Entwicklung wird der Handlung untergeordnet. Dadurch sagen sie Dinge, die nicht zu ihnen passen, und ihre emotionalen Wege spielen nur noch eine Nebenrolle. Die physischen Wege der Figuren werden ebenfalls unwichtig, was zu unrealistischen Situationen führt, wie zum Beispiel das plötzliche Auftauchen von Euron. Die Geschichte fühlt sich nicht mehr wie eine logische Konsequenz aus den Handlungen der Charaktere an, sondern wird um ihrer selbst Willen erzählt.
Die Kritik an der Charakterentwicklung
Besonders in Bezug auf die Charakterentwicklung wurden in der letzten Staffel viele Entscheidungen getroffen, die bei den Fans auf Unverständnis stoßen. Die Entwicklung von Daenerys zum Beispiel wurde in nur zwei Folgen vollzogen und wirkte dadurch überraschend und nicht organisch. Jon reagierte kaum auf die Enthüllung über seine Eltern und betonte stattdessen ständig, dass er die Krone nicht wolle. Auch dass Bran plötzlich das Amt des Königs annahm, obwohl er zuvor die Herrschaft über Winterfell abgelehnt hatte, wirkt merkwürdig. Diese Entscheidungen wurden anscheinend aus Gründen der Handlung getroffen und nicht aufgrund der Charakterentwicklung.
Zeitmangel und Fan-Service
Ein weiterer Faktor, der zu dieser unbefriedigenden Staffel beigetragen hat, ist der Zeitmangel der Produzenten. Obwohl sie die Möglichkeit hatten, weitere Staffeln zu produzieren, entschieden sie sich für eine verkürzte achte Staffel. Dadurch blieb wenig Raum für ausführliche Gespräche und Entwicklungen, die in früheren Staffeln stattgefunden haben. Zusätzlich wurde viel Zeit darauf verwendet, den Fans Freude zu bereiten, zum Beispiel mit coolen Sprüchen oder Szenen, die an frühere Momente der Serie erinnern. Wichtige Gespräche fanden dagegen im Off statt, da die Zuschauer den Inhalt ja bereits kennen würden, erklärte der Regisseur.
Insgesamt hat sich die letzte Staffel von Game of Thrones stark von den vorherigen unterschieden. Die Charakterentwicklung wurde vernachlässigt und die Geschichte wurde der Handlung untergeordnet. Dies führte zu unbefriedigenden Momenten und Entscheidungen, die bei vielen Fans auf Kritik stießen. Trotzdem bleibt die Serie ein Meilenstein des Fernsehens und wird noch lange in Erinnerung bleiben.