Die FIFA-Weltmeisterschaft in Katar hat nicht nur eine intensive Diskussion über Fußball hervorgerufen, sondern auch Fragen zu den Todesfällen im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das Turnier aufgeworfen. Die Zahl der gestorbenen Menschen variiert jedoch erheblich, je nachdem, wen man fragt. In diesem Artikel versuchen wir, Licht ins Dunkel zu bringen und die Ungewissheit zu thematisieren.
Eine Frage der Zahlen
Sind es nun 15.021, 6.500, 40 oder sogar nur drei Todesfälle im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft? Die unterschiedlichen Zahlen können verwirren, aber sie widersprechen sich nicht – sie sind vielmehr Teil eines Puzzles, das den Schrecken nicht mindert.
Die von der katarischen Regierung angegebene Zahl von 15.021 bezieht sich auf ausländische Staatsbürger, die zwischen 2010 und 2019 in Katar gestorben sind. Diese Zahl gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, ob die Menschen bei der Arbeit gestorben sind oder ob ihre Arbeit im Zusammenhang mit der WM stand.
Der “Guardian” berichtete von 6.500 Todesfällen von ausländischen Staatsbürgern, die von einigen, aber nicht allen, Ländern bestätigt wurden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht ausschließlich um Todesfälle im Zusammenhang mit der WM oder den Arbeitsbedingungen.
Die FIFA selbst nennt eine Zahl von 40, die sich auf die migrantischen Arbeiter bezieht, die bei WM-Projekten ums Leben gekommen sind. Davon wurden laut der FIFA jedoch nur drei Todesfälle in Verbindung mit der Arbeit gemeldet.
Die Wahrheit hinter den Zahlen
Doch anstatt sich auf die genaue Zahl der Todesfälle zu konzentrieren, sollten wir den eigentlichen Skandal betrachten: Warum kennen wir die genaue Zahl nicht? Offensichtlich ist es für Katar, ein reiches Land mit einem guten Gesundheitssystem, anscheinend nicht wichtig, diese Todesfälle umfassend zu untersuchen. Stattdessen werden oft pauschal “Herzversagen” als Todesursache angegeben, was jedoch keine Erklärung liefert.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben Untersuchungen durchgeführt und festgestellt, dass es eine hohe Dunkelziffer geben muss. Kardiologen haben ebenfalls nachgewiesen, dass Hunderte von Arbeitsmigranten an Hitzestress gestorben sein müssen.
Es gibt klare wissenschaftliche Belege dafür, dass Menschen unter den Arbeitsbedingungen in Katar einem hohen Hitzestress ausgesetzt sind. Dennoch werden diese Todesfälle nicht als Arbeitsunfälle erfasst, insbesondere wenn die Menschen morgens tot im Bett liegen und kein direkter Zusammenhang mit der Arbeit erkennbar ist.
Die Ungewissheit über die genaue Anzahl der Todesfälle und die mangelnde Transparenz bei den Ursachen lässt die Familien der Verstorbenen im Dunkeln. Sie haben das Recht zu erfahren, wie ihre geliebten Menschen gestorben sind und eine Entschädigung einzufordern.
Doppelter Skandal
Selbst wenn wir uns auf die offiziellen Zahlen aus Katar konzentrieren, müssen wir feststellen, dass überproportional viele Arbeitsmigranten zwischen 20 und 49 Jahren an “unbekannten” Ursachen oder “Herzkreislauferkrankungen” sterben, im Vergleich zu einheimischen Kataris. Dies kann entweder darauf hinweisen, dass die Kategorien zu ungenau sind oder dass die Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten zu einer höheren Sterblichkeitsrate führen. Beides ist nicht akzeptabel.
Es sollte uns nicht egal sein, ob Menschen aufgrund der Weltmeisterschaft oder aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in Katar sterben. Unsere Aufmerksamkeit sollte bestehen bleiben, auch wenn die WM-Karawane weiterzieht.
Disclaimer: The provided image is for illustration purposes only and may not reflect the actual situation in the article.