Warum die Zehn Gebote immer noch relevant sind

Warum die Zehn Gebote immer noch relevant sind

Wir alle kennen die Situation: Wir fahren an eine Kreuzung und sehen ein Auto von rechts kommen, und dennoch denken wir: “Das schaffe ich schon.” Doch diese Selbstüberschätzung kann schwerwiegende Folgen haben – nur weil ein Gebot übertreten wurde. Die Zehn Gebote Gottes mit Verkehrsregeln zu vergleichen mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber tatsächlich dienen sie dazu, den Verkehr, den Umgang der Menschen miteinander, mit Gott und nicht zuletzt mit sich selbst zu regeln. Ihr Ziel ist es, Schaden zu vermeiden und ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Dies gilt nicht nur für die offensichtlichen Verbote wie “Du sollst nicht töten” und “Du sollst nicht ehebrechen”, sondern insbesondere auch für das Hauptgebot, das allen anderen Geboten vorangestellt ist: “Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei befreit hat: Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.”

Wenn wir uns an dieses Gebot halten, entgehen wir der Gefahr, etwas anderes anstelle des lebendigen Gottes in den Mittelpunkt zu stellen, etwas, das uns nicht Leben und Freiheit gibt, sondern uns versklavt und unterdrückt – sei es Arbeit, Erfolg, Vergnügen oder ein Suchtmittel. Die größte Gefahr, vor der das erste Gebot uns schützen will, ist die Selbstbezogenheit, bei der wir alle Dinge nur auf uns selbst beziehen und alle Menschen sowie Beziehungen zu ihnen nur als Instrumente zur eigenen Befriedigung nutzen. Wenn wir ernsthaft Christen und Menschen sein wollen, muss Gott, der das Leben erschaffen hat und uns Freiheit schenkt, der Mittelpunkt und Bezugspunkt unseres gesamten Lebens sein.

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Das Gebot, dass Gott im Mittelpunkt steht und nicht unsere Arbeit, erlaubt und ermutigt uns, Pausen einzulegen und freie Tage für Besinnung und Feiern zu nutzen. In diesen Zeiten können wir unsere Beziehung zu Gott, unserer Familie und unseren Mitmenschen pflegen und feiern – nicht zuletzt auch zu uns selbst. Aufgrund der Liebe unserer Eltern, die uns das Leben geschenkt hat, schulden wir es ihnen, für sie da zu sein und sie zu versorgen, wenn sie alt sind. Und weil Gott nicht nur uns, sondern allen Menschen das Leben geschenkt hat, dürfen wir keinem anderen Menschen das Leben nehmen und müssen die Grenzen seiner körperlichen und geistigen Unversehrtheit respektieren.

Dieses letzte Beispiel führt uns zur Auslegung der Zehn Gebote durch Martin Luther. In seinem “Kleinen Katechismus” bilden die Zehn Gebote das erste “Hauptstück” und bilden die Grundlage für das Zusammenleben in Familie, Kirche und Staat. Auch für Luther war das erste Gebot die Überschrift und Grundlage aller anderen. Er erklärt das erste Gebot so: “Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.” Jedes weitere Gebot beginnt er mit den Worten: “Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir” – das erste Gebot wird jedes Mal mitgedacht, wenn eines der anderen Gebote genannt wird. Luther betont, dass die Gebote, auch wenn sie mehrheitlich als Verbote formuliert sind, nicht nur bestimmte Handlungen verbieten (z.B. jemanden zu ermorden), sondern zu einer umfassenden Lebenshaltung anleiten wollen: Wir sollen unseren Mitmenschen in allen Nöten helfen und beistehen.

Es geht bei den Geboten also nicht nur darum, bestimmte Handlungen zu unterbinden, sondern darum, das gesamte Leben auf Gott auszurichten, damit alle Menschen gut, in Freiheit und Frieden leben können. Dies ist auch der Sinn der Radikalisierung der Gebote, die Jesus in der Bergpredigt (Mt 5) gibt. Jesus geht es um die Einstellung, die wir gegenüber unseren Mitmenschen und Gott haben. Er möchte eine Lebenshaltung, die den anderen achtet und es ihm ermöglicht, sein Leben sinnvoll und angemessen zu führen. Grundlage dieser Haltung ist wiederum das erste Gebot, das Jesus ausdrücklich als das “höchste” bezeichnet: “Du sollst lieben mit allem, was du bist und hast – und deinen Mitmenschen ebenso wie dich selbst” (Mt 22, 37-40), und deswegen sollst du auch dich selbst lieben.

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Wer dieses Gebot hält, so meint Jesus, der braucht die anderen Gebote nicht mehr. Doch leider denken Menschen zuerst an sich selbst, daher brauchen wir Verkehrsregeln. Könnten wir Gott mit all unseren Kräften, mit Leib und Seele, mit unserem Willen und Verstand lieben und auch unsere Mitmenschen und uns selbst dazu, dann wären all diese Gebote der Bibel nicht mehr notwendig. Das wäre der Tag, an dem Gott den Menschen sein “Gesetz in ihr Herz geben und in den Sinn schreiben” würde, und der Bund Gottes mit uns wäre dann erfüllt.

Solange dieses Ziel jedoch noch nicht erreicht ist, sind die Gebote notwendig. Dabei geht es nicht nur um das Verbot der Sonntagsarbeit, sondern auch um die vielen politischen Auseinandersetzungen, die gegen das Verbot der üblen Nachrede und Verleumdung verstoßen. Fast unser gesamtes Wirtschaftsleben basiert auf Werbung und damit auf dem Verstoß gegen das Begehren. Die Gebote sind also alles andere als überholt. Dennoch ist es wichtig, dass wir als erstes Anliegen aller Gebote begreifen, dass wir Gott Gott sein lassen und ihn mit unserem Leben, unserem Verhalten, unseren Worten und Handlungen ehren – ihn, den Gott, der das Leben geschaffen hat und der die Freiheit aller Menschen von jeglicher Unterdrückung will.

Die Zehn Gebote sind also auch heute noch von großer Bedeutung für unser Leben. Sie dienen dazu, uns auf den richtigen Weg zu führen und uns daran zu erinnern, dass Gott im Mittelpunkt stehen sollte. Wenn wir uns an diese Gebote halten, können wir ein erfülltes und gutes Leben führen und unsere Beziehungen zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst pflegen.

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