Ein Internatsbesuch ist eine Entscheidung, die von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber Eltern, die ihre Kinder ins Internat schicken, sind ebenso unbegründet wie die Annahme, dass alle englischen Internate Kaderschmieden für Lords sind, die Shakespeare-Studien betreiben. Die Gründe für einen Internatsbesuch in Deutschland sind so vielfältig wie das Leben selbst. Hier sind einige beispielhafte Gründe, die in den letzten 10 Jahren zu einem Internatsbesuch geführt haben:
1. Karrierechancen im Ausland
Leonies Vater arbeitet in einem Maschinenbauunternehmen, das Ausrüstung für die Ölexploration herstellt. Nach seiner Beförderung zum Leiter eines großen Vertriebs in Lagos beschließt die Familie, dass Leonie weiterhin in Deutschland zur Schule gehen soll. Sie wechselt auf ein Internat in der Nähe eines internationalen Flughafens.
2. Unterstützung im sportlichen Bereich
Finn und Felix sind aktive Jungs, die viel Sport treiben. Nachdem die letzten beiden Au-Pairs mit den 14-jährigen Zwillingen überfordert waren, fanden sie in einem Sportinternat die ideale Betreuung.
3. Verkürzung des Schulwegs
Laura lebt in einer Region, in der der Landkreis die Busverbindungen reduziert hat. Dadurch würde sich ihr Schulweg am Nachmittag auf bis zu 90 Minuten verlängern. Sie bewirbt sich erfolgreich auf ein Stipendium der Dornierstiftung und kann nun ihre Zeit besser nutzen, anstatt stundenlang im Bus zu sitzen.
4. Erfahrungen im Ausland sammeln
Alina hat die Möglichkeit, ein Jahr lang ein englisches Internat zu besuchen. Sie genießt die Gemeinschaft und Freiheit und kann sich eine Rückkehr in die Obhut ihrer besorgten Mutter nicht vorstellen. Den Eltern ist es jedoch wichtig, dass Alina ihr Abitur ablegt. Daher entscheidet sie sich, an ein Internat in Norddeutschland zu wechseln.
5. Entlastung der Familie bei Krankheit
Die Mutter von Lisa erkrankt an Krebs und muss sich mehreren Chemo-Therapien und Operationen unterziehen. Die Eltern möchten nicht, dass die Kinder jeden Tag mit dem Kampf gegen die Krankheit konfrontiert werden. Lisa findet in einem guten Internat, das zwei Stunden entfernt liegt, neue Freunde und die Mutter kann sich voll und ganz auf ihre Therapie konzentrieren.
6. Verbesserung des Lernumfelds
Jonas und sein Mathematiklehrer Herr D. haben seit der 5. Klasse eine innige Abneigung zueinander. Als Herr D. unerwartet zum Klassenlehrer von Jonas’ Klasse in der 10. Klasse ernannt wird, entscheidet Jonas sich für einen Wechsel auf ein Internat.
7. Bewältigung von Mobbing
Michelle wurde von einem abgewiesenen Verehrer in der Schule gehänselt und zog sich immer weiter zurück. Um sich von den Hänseleien zu distanzieren, wechselt sie auf ein Internat, wo sie in einer neuen Umgebung einen Neuanfang machen kann.
8. Unabhängigkeit vom familiären Erfolg
Moritz’ Vater hat ein erfolgreiches Elektronikgeschäft aufgebaut und ist ein angesehener Unternehmer. In seiner Schule teilen sich die Mitschüler in zwei Gruppen: Diejenigen, die ihm alles nachmachen, und diejenigen, die auf seine Fehler warten. Damit Moritz sich von diesem Druck befreien kann, entscheidet er sich für ein Internat, das 200 Kilometer entfernt ist.
9. Entlastung der Eltern
Felix und seine Mutter haben ständige Streitereien über seine Hausaufgaben. Seitdem Felix ein Internat besucht, können die Eltern wieder entspannt in den Urlaub fahren, ohne ständig über Schule zu streiten.
10. Vereinbarkeit von Karriere und Familie
Kerstin hat ein Studium der Volkswirtschaft und eine Prüfung zum Steuerberater/Wirtschaftsprüfer erfolgreich abgeschlossen. Jetzt, da ihre Kinder auf dem Gymnasium sind, möchte sie in ihren Job zurückkehren, der mit mehrtägigen Dienstreisen verbunden ist. Ein Internat ermöglicht es ihr, ihrem Beruf nachzugehen, während ihre Kinder weiterhin eine gute schulische Bildung erhalten.
Das sind nur einige der vielen Gründe, warum Schülerinnen und Schüler ein Internat besuchen. Die Vielfalt der Möglichkeiten ermöglicht es jedem, die beste Entscheidung für seine individuellen Bedürfnisse zu treffen und eine bereichernde Schulzeit zu erleben.
Jens-Arne Buttkereit
