In Kindertageseinrichtungen ist es üblich, dass eine Vertretung ernannt wird, falls die Leitung abwesend oder für längere Zeit nicht verfügbar ist. In größeren Einrichtungen gibt es oft stellvertretende Leitungskräfte mit zusätzlichen Aufgaben. Allerdings fehlt es oft an einer klaren Rollenklärung für diese Stellvertreterinnen, was zu verschiedenen Anforderungen und Herausforderungen führt. Ihre Position zwischen Team und Leitung ist oft diffus und wird selten unterstützt. Doch bevor wir uns diesen Fragen zuwenden, möchten wir Ihnen zunächst zwei Beispiele von stellvertretenden Leitungen vorstellen, die in Einrichtungen mit mehreren Gruppen arbeiten und vergleichbare Arbeitsverträge haben.
Beispiel 1: Frau B.
Frau B. arbeitet seit vielen Jahren als stellvertretende Leitung. Sie ist für Stundenabrechnungen, Urlaubsorganisation und andere administrative Aufgaben zuständig. Alles funktioniert reibungslos, bis die Leitung wechselt. Die neue Leitung ist unsicher und benötigt viel Unterstützung von Frau B. Bei wichtigen Entscheidungen wird sie jedoch nicht einbezogen, was zu Frustration im Team führt. Regelmäßige Treffen zwischen Leitung und Stellvertreterin gibt es nicht, und die vereinbarten Besprechungen werden immer wieder verschoben oder abgesagt. Frau B. sieht kaum noch Möglichkeiten, ihren Bereich professionell zu bearbeiten, und fühlt sich für die unbefriedigende Situation mitverantwortlich. Sie steht vor großen Loyalitätskonflikten und überlegt, sich wieder auf ihre Arbeit als Gruppenerzieherin zu konzentrieren, was die Einrichtung schwächen würde.
Beispiel 2: Frau K.
Frau K. gehört zu den “Urgesteinen” der Einrichtung. Nachdem die Einrichtung erweitert wurde, übernahm sie die stellvertretende Leitung. Die Leitung und sie haben von Anfang an klare Rollen und Aufgaben festgelegt. Frau K. ist für den Krippenbereich zuständig und agiert eigenständig. Es gibt regelmäßige Treffen zwischen Leitung und Stellvertreterin, sodass Frau K. informiert ist und an Entscheidungen teilhaben kann. Die administrativen Aufgaben wurden gleichmäßig verteilt und auch an andere Teammitglieder abgegeben. Durch diese klare Rollenverteilung fühlt sich Frau K. entlastet und kann ihre Arbeit effektiv gestalten.
Die Rolle der stellvertretenden Leitung
Diese Beispiele zeigen, dass eine klare Rollenverteilung und Aufgabenbeschreibung für stellvertretende Leitungen unerlässlich sind. Eine stellvertretende Leitung hat normalerweise weniger Leitungsstunden und ist daher stark ins Team eingebunden. Sie ist für organisatorische Aufgaben verantwortlich, für die Erzieherinnen normalerweise keine Ausbildung haben. Es stellt sich die Frage, wie effektiv die vorhandene Arbeitszeit genutzt werden kann und ob die Arbeit angemessen gewürdigt wird.
Voraussetzungen für gute Arbeit als stellvertretende Leitung
Um zufriedenstellend arbeiten zu können, sind einige wichtige Punkte zu beachten:
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Regelmäßiger Austausch: Es muss ein regelmäßiger Austausch zwischen Leitung und Stellvertretung stattfinden, um Informationen auszutauschen und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
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Einbindung in Entscheidungsprozesse: Stellvertretende Leitungskräfte möchten in Entscheidungen innerhalb der Einrichtung einbezogen werden und nicht nur informiert werden.
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Ausreichend Zeit für zusätzliche Aufgaben: Es sollte genügend Zeit für nicht-pädagogische Aufgaben zur Verfügung stehen.
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Anerkennung der nicht-pädagogischen Arbeit: Die nicht-pädagogische Arbeit muss angemessen gewürdigt werden, sowohl vom Team als auch von der Leitung.
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Klarheit über die Rolle: Es muss Klarheit darüber bestehen, in welcher Rolle gerade gehandelt wird, um Konflikte zu vermeiden.
Die Kompetenzen einer stellvertretenden Leitung
Eine stellvertretende Leitung muss flexibel sein und sich schnell auf unterschiedliche Aufgaben einstellen können. Sie muss in der Lage sein, systemisch zu denken und die Interessen des Teams zu vertreten. Konfliktfähigkeit ist ebenfalls wichtig, da sie oft in der Position ist, zwischen Team und Leitung zu vermitteln. Neben pädagogischen Kenntnissen sind auch organisatorische Fähigkeiten erforderlich.
Die Bedeutung der stellvertretenden Leitung für die Organisation
Die stellvertretende Leitung hat eine unverzichtbare Funktion in der Organisation. Sie hat eine Brückenfunktion und kann flexibel auf Anforderungen reagieren und zwischen Team und Leitung vermitteln. Sie kann das Team unterstützen und Konflikte in konstruktive Auseinandersetzungen verwandeln. Die Stellvertreterin ist ein wichtiges Mitglied der Gesamtleitung und kann die Leitung entlasten. Sie hat einen guten Blick auf das Team und ist oft näher an den Kindern und Eltern.
Fazit
Die stellvertretende Leitung ist eine wichtige Position in der Kindertageseinrichtung. Sie leistet anspruchsvolle Arbeit und verdient Anerkennung und Unterstützung. Es ist wichtig, klare Rollen und Aufgabenbereiche festzulegen und regelmäßig miteinander zu kommunizieren. Die stellvertretende Leitung erfordert besondere Kompetenzen und ist von der Professionalität der Leitung abhängig. Eine gute Zusammenarbeit und Wertschätzung sind entscheidend für den Erfolg der stellvertretenden Leitung und der gesamten Organisation.