Warum Elektroautos in China viel günstiger sind als in Deutschland

Warum Elektroautos in China viel günstiger sind als in Deutschland

China hat sich als weltweit wichtigster Automarkt etabliert. Kein Land lässt mehr PKWs zu als die Volksrepublik. Besonders beliebt sind dabei die sogenannten NEV (New Energy Vehicles), also Elektro- und Plug-In-Hybridautos. Während Elektroautos in Deutschland (noch) vergleichsweise teuer sind, liegen die Verkaufspreise in China deutlich darunter.

Chinesische Hersteller und Tesla an der Spitze

Eine Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg hat ergeben, dass E-Autos chinesischer Hersteller in China “teilweise erheblich preisgünstiger” sind als in Deutschland. Der US-Hersteller Tesla und die chinesischen Hersteller haben dabei die Nase vorn. Laut der Studie ist Tesla der “Störenfried” auf dem Automobilmarkt. Denn das Tesla Model 3 und Tesla Model Y aus chinesischer Produktion werden in China wesentlich günstiger angeboten als in Deutschland.

Das Model 3 ist in China bereits ab umgerechnet 30.653 Euro erhältlich, während es in Deutschland 47.560 Euro kostet. Das Model Y war im vergangenen Monat das meistverkaufte Elektroauto in China und wurde dort für umgerechnet knapp 35.000 Euro angeboten, während es in Deutschland ab 47.560 Euro erhältlich ist. Die Studie bescheinigt Tesla klar Wettbewerbsvorteile bei seinem Produktionssystem im Vergleich zu westlichen Autobauern.

Preiskrieg in China

Laut Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR, hat Tesla den Preiskrieg in China gestartet. Obwohl Tesla-Chef Elon Musk bei diesem Preiskampf weniger Gewinn pro Auto macht, verkauft er deutlich mehr Fahrzeuge. Denn je mehr er verkauft, desto besser wird seine Kostenposition. Musk ist der Ansicht, dass wer in China gewinnt, den Automarkt von morgen gewinnt. Dieser Gedanke gilt fast für alle Elektroautos, die sowohl in China als auch in Deutschland verkauft werden.

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Auch andere chinesische Hersteller wie BYD und NIO setzen die deutschen Autohersteller zunehmend unter Druck. Die chinesischen und Tesla schüren den Europäern auf der Preisseite die Luft zum Atmen ab, so die CAR-Studie.

Deutsche Autohersteller mit niedrigeren Preisen in China

Auch deutsche Autohersteller versuchen dem starken Preiskampf standzuhalten, indem sie ihre Fahrzeuge in China günstiger verkaufen als auf dem heimischen Markt. BMW verkauft beispielsweise den iX M60 in China für umgerechnet 132.560 Euro, während er in Deutschland für 143.100 Euro verkauft wird. Der VW ID.3 mit 170 PS und 430 Kilometer Reichweite kostet in China umgerechnet 21.718 Euro, während er in Deutschland stolze 39.995 Euro kostet. Im Durchschnitt liegen die Preise der deutschen Autohersteller in China fast 15 Prozent unter den deutschen Preisen.

Konkurrenzkampf und Produktionskosten

Die großen Preisunterschiede zwischen China und Deutschland lassen sich zum Teil mit höheren Import- und Werbekosten in Deutschland erklären. In China hingegen ist der Wettbewerb um niedrigere Preise im Geschäft mit Elektroautos deutlich stärker ausgeprägt. Wer in China produziert, hat dadurch mehr Möglichkeiten, attraktive Preise zu setzen und Marktanteile im Wettbewerbsumfeld nicht zu verlieren. Deshalb wird beispielsweise die China-Version des VW ID.3 um gut 18.000 Euro günstiger angeboten als in Deutschland.

Laut Prof. Dudenhöffer müssen die westlichen Autobauer aufgrund dieser großen Preisunterschiede zwischen China und Deutschland nicht nur Tesla, sondern auch den schnelleren und besseren Konditionen der chinesischen Autobauer in Europa standhalten. Die deutschen Autohersteller müssen ihre Produktionsprozesse und die derzeit hohen Produktionskosten für Elektroautos neu kalibrieren, sonst droht ein Kundenverlust.