Warum flippt der Hund an der Leine aus?

Warum flippt der Hund an der Leine aus?

Neulich im Schweriner Schlossgarten. Es ist Sonntagmorgen. Viele Menschen gehen mit ihren Hunden spazieren – an der Leine, versteht sich, denn hier herrscht Leinenpflicht. Einige der Menschen kennen sich schon, oder sagen wir besser, sie kennen die Macken der anderen Hunde. Kennen Sie das auch? Wenn die Hunde im Freilauf sind, sind sie verspielt und freundlich. Kaum sind sie an der Leine, werden sie zu wahren „Bestien“. Warum verhalten sie sich so?

Aggressives Verhalten an der Leine

Wieso kommt es häufig zu diesem Aggressionsverhalten, wenn Hunde angeleint sind? Beginnen wir erst einmal mit dem Begriff Aggression. Eigentlich gehört aggressives Verhalten zur normalen Kommunikation bei Hunden. Der Sinn von Aggressionsverhalten im Allgemeinen wird von Experten als “Mittel zur Distanzvergrößerung” beschrieben. Unsere Hunde werden nun aber an der Leine geführt – eine aus Hundesicht unnatürliche und lästige Einschränkung.

Warum Hunde Distanz schaffen möchten

Die Vierbeiner müssen da aber durch, da es oft in den Innenstädten oder auch in Wäldern ohne Leine heutzutage nicht geht. Normalerweise könnten sie sich bei einer Begegnung einfach aus dem Weg gehen und somit die gewünschte Distanz zum anderen Artgenossen erreichen. Angeleint ist das aufgrund der kurzen Leine für unsere Hunde aber oft einfach nicht machbar. Im Gegenteil. Aus Hundesicht: „Der andere Hund kommt frontal auf mich zu, und ich kann nicht weg! Da bleibt dann nur noch ein Ausweg – der Angriff!“ Warum Hunde Distanz zum Artgenossen schaffen möchten, kann viele verschiedene Gründe haben.

LESEN  Einreisebestimmungen für Hunde in Frankreich: Dein ultimativer Guide

Beispiele im Schlossgarten

Claudia ist mit ihrem Golden Retriever Leo unterwegs. Claudias Hund wird aggressiv an der Leine, wenn er andere Rüden trifft, die wie Leo unkastriert sind. Leo ist sexuell motiviert, er möchte gleichgeschlechtliche Artgenossen vertreiben. Ein solches Verhalten kann übrigens bei Rüde und Hündin gleichermaßen vorkommen! Leo kann es also einfach nicht leiden, dass sich Konkurrenten in seiner Nähe aufhalten.

Sebastian und Rhodesian-Ridgeback-Hündin Stella sind auch oft im Schlossgarten anzutreffen. Kommen Stella im Schlossgarten Hunde entgegen, kann die sonst eigentlich freundliche Hündin sehr ungemütlich werden. Stella ist territorial motiviert. Sie kann es einfach nicht leiden, wenn sich in ihrem Park andere Hunde aufhalten.

Auch Martina und Labrador-Retriever-Rüde Theo gehen heute wieder ihre Tour. Natürlich hat Martina sich mit Leckerchen und dem Lieblingsball von Theo bewaffnet. Kommen nun aber andere Hunde in die Richtung von Martina, ist Theo davon gar nicht begeistert, er bellt und regt sich auf. Theo lässt den anderen mit einer selbstdarstellenden Körpersprache wissen, dass es sich um sein Futter und Spielzeug handelt.

Lilly, eine Malteserhündin, hat sich mit Schleife im Haar und Frauchen Silke auf den Weg gemacht. Silke liebt ihre Hündin abgöttisch. Wenn Lilly mit ihrem kleinen Ball angelaufen kommt, spielt Silke natürlich immer mit ihr. Wenn andere Hunde oder Menschen zu nah kommen, kann Lilly sich zur kleinen Bestie entwickeln.

Und dann ist da noch Pepe mit seinen Menschen Renate und Heinz. Pepe ist noch ein Welpe und kommt aus dem Tierschutz. Er hat in seinem jungen Leben bereits viele schlechte Erfahrungen gemacht. Der Mischlingsrüde hat teilweise panische Angst, wenn er andere Hunde trifft.

LESEN  Die perfekte Ausstattung für deinen Hund

Verschiedene Ursachen, verschiedene Therapien

Wie man sieht, gibt es viele Gründe, aus denen ein Hund aggressives Verhalten an der Leine zeigen kann. Um ein erfolgreiches Training aufbauen zu können, muss in einem ersten Schritt also zunächst einmal die Ursache für das aggressive Verhalten herausgefunden werden. Je nach Ursache müssen dann unterschiedliche strukturelle Veränderungen im Alltag vorgenommen werden.

Einige Hunde müssen lernen, sich zu beherrschen und somit Frust auszuhalten. Unsichere Hunde müssen lernen, sich sicher zu fühlen und ihrem Menschen zu vertrauen. Der Aufbau eines solchen Trainings ist sehr umfangreich und erfordert die Unterstützung eines erfahrenen Hundetrainers.

Ein wichtiger Punkt ist auch, dass der Hund lernt, dem Menschen an lockerer Leine zu folgen und auf ihn zu achten. Das Training der Leinenführigkeit außerhalb der Problemsituationen ist daher essenziell.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Es gibt jedoch auch einige Maßnahmen, die helfen können, den Hund in brisanten Situationen an der Leine möglichst entspannt zu führen:

  • Bei frontaler Begegnung mit genügend Platz einen weiten Bogen um den anderen Hund gehen.
  • Entschärfen der Begegnung, indem der eigene Hund immer an der abgewandten Seite zum anderen Hund geführt wird.
  • Ablenkung des Hundes mit Spielzeug oder Leckerlis, um unerwünschtes Verhalten zu vermeiden.
  • Aufbau einer Alternative zum aggressiven Verhalten, z.B. Suchspiel oder Signaltraining.
  • Ermutigung und Belohnung des Hundes, wenn er entspannt an anderen Hunden vorbeiläuft.

Mit diesen Maßnahmen kann das aggressive Verhalten an der Leine reduziert und das Training erfolgreich gestaltet werden.