Die Frage, warum man für Freiwilligenarbeit im Ausland bezahlen muss, wird oft gestellt. Warum sollte man seine Arbeitskraft und -zeit kostenlos zur Verfügung stellen und dafür noch Geld ausgeben? Die kurze Antwort ist: Weil es Kosten verursacht, und jemand muss die Rechnungen bezahlen. In diesem Artikel erklären wir, warum oft die Freiwilligen selbst die Kosten für Freiwilligenarbeit im Ausland tragen.
Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung ist die Organisation von Freiwilligendiensten keine kostenlose Angelegenheit. Unterbringung und Verpflegung am Einsatzort machen nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bezuschusst einen weltwärts-Dienst mit bis zu 580€ pro Monat, was für einen 12-monatigen Dienst auf stolze Gesamtmittel von rund 9.280€ hinausläuft. Eine internationale Studie von 2008 schätzt die durchschnittlichen Gebühren für die Teilnahme an einem flexiblen Freiwilligenarbeits-Projekt auf 1.050€.
Welche Kosten entstehen bei der Organisation eines Freiwilligen-Programms?
Vorbereitung und Projekt-Management
Die Organisation eines qualitativ hochwertigen Freiwilligen-Projekts ist eine komplexe Aufgabe, bei der die Interessen und Bedürfnisse der Freiwilligen, des Projekts selbst und der Nutzer des Projekts berücksichtigt werden müssen. Schon vor dem Beginn der eigentlichen Arbeit der Freiwilligen entstehen Kosten, wie zum Beispiel für Flugtickets, um die Projekte zu besuchen, Mitarbeiterkosten für die Evaluierung der Projekte und die Überprüfung der Partnerorganisationen.
Information und Auswahl potenzieller Freiwilliger
Um potenzielle Freiwillige zu informieren und auszuwählen, müssen Kosten für Druckmaterialien, Teilnahme an Messen und die Erstellung einer Website berücksichtigt werden. Auch hier werden Mitarbeiter benötigt, um Fragen zu beantworten und die richtigen Freiwilligen auszuwählen. Manche Organisationen führen auch Auswahl-Wochenenden durch, was weitere Kosten verursacht.
Kosten am Einsatzort: mehr als nur Unterbringung & Verpflegung
Auch während des Aufenthalts am Einsatzort entstehen Kosten, wie zum Beispiel Transportkosten vom und zum Flughafen, Personalkosten für diejenigen, die den Freiwilligen bei Problemen helfen, Organisation von Fortbildungen oder Treffen der Volunteer-Community und Versicherungen. Besonders Naturschutz- und Wildlife-Projekte erfordern oft hohe Investitionskosten für die Schaffung der notwendigen Infrastruktur.
Sonderfall: Zuschüsse für das Freiwilligen-Projekt
Ein sensibler Sonderfall sind Zuschüsse für das Projekt, in dem der Freiwilligendienst geleistet wird. Es gibt gute Argumente sowohl dafür als auch dagegen, Volunteering direkt an Zuschüsse zu koppeln. Ein Beispiel für die direkte Zahlung von Freiwilligengebühren sind Waisenhaus-Projekte, bei denen die Pseudo-Waisenhäuser von den Freiwilligen oder den Entsende-Organisationen direkte Zahlungen verlangen.
Nachbereitung und Monitoring
Auch nach der Rückkehr der Freiwilligen fallen weiterhin Kosten an, wie zum Beispiel für Nachbereitungs-Treffen und die Rechenschaftslegung über die Verwendung öffentlicher Zuschüsse. Projekte müssen regelmäßig überprüft und möglicherweise Änderungen vorgenommen werden, was erneut Reisekosten verursacht.
Büro-, Personal-, Verwaltungs-Kosten
Während des gesamten Prozesses entstehen für die Freiwilligen-Organisationen auch die gleichen Kosten wie für andere Organisationen: Miete, Strom, Wasser, Heizung, Buchhaltung, Telekommunikation, Büroausstattung und Computer, Versicherungen, Rechtsbeistand usw. Diese Kosten fallen oft sowohl im Heimatland als auch im Zielland an.
Wer soll bezahlen?
Das Aufnahme-Projekt vor Ort, die Freiwilligen-Organisation selbst und die öffentliche Hand sind oft nicht in der Lage, die Kosten zu tragen. Die öffentliche Hand investiert zwar erhebliche Finanzmittel in verschiedene Freiwilligendienste, verlangt jedoch ein langes Engagement und einen Bewerbungsprozess. Selbst für geförderte Freiwilligendienste ist es oft Pflicht, einen Spender-Kreis aufzubauen. Wenn man sich nur für wenige Wochen oder Monate engagieren möchte, bleibt oft nur noch die Option, selbst die Kosten zu tragen.
Geht’s nicht doch billiger?
Es gibt große Preisunterschiede bei den Projekten im Bereich der flexiblen Freiwilligenarbeit. Je flexibler und anspruchsloser man ist, desto günstiger wird es in der Regel. Es lohnt sich jedoch, die Preisstruktur der gewählten Organisation genau zu betrachten und zu vergleichen.
Ausnahme qualifizierte Entwicklungs-Zusammenarbeit
Die Kosten werden in der Regel erst dann von Dritten oder einem Projekt vor Ort übernommen, wenn die Anwesenheit des Freiwilligen einen echten Mehrwert darstellt. Dies ist der Fall, wenn der Freiwillige über Fähigkeiten verfügt, die im Gastland nicht vorhanden sind, und es sich daher lohnt, ihn einzuladen. Dies geht jedoch über flexible Freiwilligenarbeit hinaus und bezieht sich eher auf berufliche Tätigkeiten im Rahmen der Entwicklungs-Zusammenarbeit.
Sind Unternehmen teurer?
Die Organisationsform allein, ob Non-Profit oder Unternehmen, lässt keinen Rückschluss auf die Qualität der Projekte oder das Preis-Leistungs-Verhältnis zu. Kleine Unternehmen, die von den Beiträgen der Freiwilligen ihre eigenen Kosten bestreiten müssen, zeigen jedoch, dass es möglich ist, unternehmerisches Handeln mit sozialem und ökologischem Engagement zu verbinden. Es zeigt sich, dass Unternehmen nicht unbedingt teurer sind, da der Gewinn oft einen geringen Anteil an den Gesamtkosten ausmacht.
Quelle: wegweiser-freiwilligenarbeit.com