Warum gibt es am “Tag der Arbeit” immer wieder Randale?

Warum gibt es am “Tag der Arbeit” immer wieder Randale?

Berlin bereitet sich auf den “Tag der Arbeit” vor, und die Polizei steht im Großeinsatz, um mögliche Eskalationen zu verhindern. In der Nacht vor dem 1. Mai brennen traditionell Autos und Fensterscheiben werden eingeworfen. Doch warum ist das so?

Die Krawalltouristen kommen nach Berlin

Die erste große Straßenschlacht fand vor mehreren Jahrzehnten statt. Am 1. Mai 1987 kam es in Berlin-Kreuzberg zu heftigen Zusammenstößen zwischen Autonomen und der Polizei. Auslöser waren unter anderem die umstrittene Volkszählung und die Feiern zum 750. Berliner Stadtjubiläum.

Ein friedliches Straßenfest am Lausitzer Platz eskalierte schnell. Unbekannte warfen einen leeren Polizeiwagen um, woraufhin die Polizei eingriff. Es flogen Steine, Autos wurden angezündet, Barrikaden brannten, es kam zu Plünderungen. Die Krawalle dauerten fast die ganze Nacht, Hunderte Menschen wurden verletzt, es gab Festnahmen und Millionenschäden. Die Polizei musste sich zeitweise zurückziehen.

Seither haben in Berlin regelmäßig Revolutionäre 1.-Mai-Demonstrationen stattgefunden. Auch Hamburg wurde berüchtigt für gewaltsame Ausschreitungen am 1. Mai, insbesondere im Schanzenviertel. Der Soziologe Dieter Rucht erklärte, dass seit 1987 immer wieder Schaulustige nach Berlin kamen, die sich Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstranten erhofften. Neben den eigentlichen Demonstranten mischten sich auch gewaltbereite Anarchisten unter die Teilnehmer. Ihnen ist es gleichgültig, dass das Anzünden von Autos nicht die Schattenseiten des Kapitalismus beseitigt.

Das, was 1987 passiert ist, wiederholt sich bis heute. Die Wut über aktuelle Entwicklungen, die Lust auf Zerstörung, die Freude am Chaos. Im Jahr 2021 kam es zu besonders heftigen Ausschreitungen in Berlin. Trotz geltender Corona-Auflagen zogen 10.000 Menschen durch Neukölln. Es kam zu Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, die Polizei musste eingreifen. In diesem Jahr blieb es im Vergleich dazu fast schon unspektakulär. Die Polizei sprach vom “friedlichsten 1. Mai seit Jahrzehnten”. Rund 14.000 Menschen nahmen an der Demo teil, es kam zu vereinzelten Flaschenwürfen und Brandstiftungen, aber die große Eskalation blieb aus.

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Auch dieses Jahr werden Inflation, der Ukraine-Krieg und der Klimawandel die großen Themen der Proteste sein. Laut der Berliner Polizei werden bei der großen Demonstration 10.000 bis 15.000 Teilnehmer erwartet. Der 1. Mai bleibt ein Symboltag für die linksradikale Szene. Vorab gab es bereits Randale in Berlin-Mitte, bei denen 18 Autos beschädigt und Fensterscheiben eingeworfen wurden. “Hinaus zum 1. Mai” lautet das Graffiti, das an Hausfassaden aufgetaucht ist.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt, und ob es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Die Polizei ist jedenfalls vorbereitet, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

RND/dad