Warum gibt es Leid?

Warum gibt es Leid?

In unseren Gemeinden spielt sich weitaus mehr Leid ab, als normalerweise auf unserer Liste der Gebetsanliegen landet oder sich in der Gebetskette wiederfindet. Unsere Ortsgemeinden müssen sich der Wahrheit stellen, dass Leid in der Gemeinde allgegenwärtig ist. Wir haben die Verantwortung, uns gedanklich mit jeder Art von Leid in unserem Umfeld auseinanderzusetzen. Erst dann können wir dazu übergehen, herauszufinden, wie die Gemeinde in allen Dimensionen des Leids am besten helfen kann.

Das Leben in einer gefallenen Welt

Du musst nicht besonders lange auf dieser Welt gelebt haben, um mehr oder weniger zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass das menschliche Leid allgegenwärtig ist. Selbst einem bekennenden Atheisten wie Richard Dawkins ist dieser Umstand nicht verborgen:

Das Ausmaß menschlichen Leids pro Jahr in der natürlichen Welt überschreitet jegliches Ermessen menschlicher Vorstellungskraft … In einem Universum von Elektronen und egoistischen Genen, blinder physischer Kräfte und genetischer Replikation kommen einige Menschen zu Schaden, während andere glücklich und ungeschoren davonkommen – und das ohne ersichtlichen Grund oder Gerechtigkeit. Das Universum, das der Gegenstand unserer Beobachtung ist, besitzt genau die Eigenschaften, die zu erwarten sind, wenn genau besehen weder Design, noch Sinn, noch Böses, noch Gutes, noch irgendetwas existiert außer erbarmungsloser Gleichgültigkeit. – Richard Dawkins, River Out of Eden

Für viele Menschen, die nicht von einer christlichen Weltanschauung ausgehen, ist Dawkins Beschreibung des Problems zwar zutreffend, doch sein “Warum” lässt zu wünschen übrig. Aus einer evolutionären Sicht des reinen Zufalls hat das Leid keinen ersichtlichen Grund. Es existiert einfach. Und irgendwie beweist dann all dieses Leid, dass es keinen guten oder wahren Sinn auf dieser Welt gibt.

Doch Christen kennen die Wahrheit, warum uns Leid von jeher begleitet hat und warum es erst von unserer Seite weichen wird, wenn Christus wiederkommt. Der bekannte Evangelist Billy Graham fasst es folgendermaßen zusammen:

Das Böse und das Leid sind real […] Sie sind weder eine Illusion noch sind sie lediglich die Abwesenheit des Guten. Als gefallene Kreaturen leben wir in einer gefallenen Welt, die von der Sünde verdreht und verdorben worden ist, und wir werden alle von dieser Gebrochenheit in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem leben wir mit ihrem tragischen Vermächtnis der Krankheit und des Todes. – Billy Graham, The Journey

Gefallene Geschöpfe in einer gefallenen Welt zu sein, bedeutet, dass jeder von uns in gewisser Hinsicht – in vielerlei Hinsicht – zu verschiedenen Zeitpunkten in unserem Leben leiden wird. Wir leiden nicht alle an denselben Umständen oder immer aus denselben Gründen. Menschliche Wesen sind viel zu dreidimensional für eine solch vereinfachte Sicht des Warum und Wie unseres Leidens. Gottes Wort zeigt uns auf, dass es viele Ursachen und Faktoren für unser Leid gibt, die sich nicht einfach auf “egoistische Gene, blinde physische Kräfte […] und Glück” reduzieren lassen. Bevor wir also die unterschiedlichen Arten, auf die wir leiden, sorgfältig durchdenken können, müssen wir untersuchen, wodurch Leid ausgelöst wird.

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Unsere Sünde

Ein gründliches Lesen der ersten Kapitel von 1. Mose offenbart, wie die Ursünde, als sie in diese Welt kam, geistige, geistliche, emotionale und Beziehungsprobleme verursacht hat. Nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, erlebten sie zum ersten Mal Scham und Schuldgefühle. Es kam zu ersten Ehekonflikten. Neid, Eifersucht, Zorn und Depression machten sich breit und führten zum schockierenden Brudermord. Die Sünde im menschlichen Herzen bringt sündige Gedanken, Einstellungen und Handlungen hervor, die zu allen möglichen anderen Problemen führen. Wir Menschen können zweifelsohne das Leid in unserem Leben durch unsere eigenen sündigen Entscheidungen und Reaktionen hervorrufen. Laut der Schrift sind wir für unsere Rebellion und unseren Ungehorsam gegenüber Gott und seiner Schöpfungsordnung, welche alle möglichen verheerenden Konsequenzen nach sich ziehen, verantwortlich.

Doch dann überrascht uns vielleicht ein Austausch zwischen Jesus und seinen Jüngern, der in Johannes 9 geschildert wird. Jesus antwortet ihnen, dass weder der blinde Mann noch seine Eltern gesündigt haben, sondern dass die Werke Gottes an ihm offenbart werden sollen. Später werden wir einen ähnlichen Fall im Buch Hiob sehen. Während wir also anerkennen, dass Sünde eine Ursache für unser Leid sein kann, müssen wir auch dem Wort Gottes (und Jesus) zustimmen, dass Sünde nicht immer die Ursache unseres Leids ist. Eine dreidimensionale Sicht des Menschen strebt danach zu verstehen, welche Ursachen es noch für Leid gibt.

Unser physischer Körper

Ein weiterer Grund für unser menschliches Leid ist die Abnutzung und der Verfall unseres menschlichen Körpers. Wir werden alle mit unvollkommenen Körpern in diese Welt hineingeboren. Aufgrund dieses Umstands ist es nur zu erwarten, dass unser Körper letztendlich versagen wird. Wir werden alle krank. Selbst bei all der wunderbaren Technologie, den Behandlungsmethoden und den Medikamenten, die uns heute zur Verfügung stehen, werden menschliche Wesen niemals Körper entwickeln, die sich perfekter Gesundheit erfreuen und eine Ewigkeit intakt bleiben. Es ist also unabdingbar, dass wir uns bewusst sind, mit welch furchtbaren Problemen Menschen konfrontiert werden, die infolge ihrer Physiologie, Biologie oder Chemie entstehen.

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Andere Menschen

In einer gefallenen Welt ist es leider so, dass wir Sünder sind, die unter anderen Sündern leben. Und was tun Sünder? Selbstverständlich versündigen sie sich aneinander! Jede erdenkliche Gewalt und jede Art von Missbrauch kann eine Person in eine ganze Reihe von Problemen mit Angst und Zorn treiben. Tiefgreifende emotionale bzw. Identitätsprobleme, die in Scham und falschen Schuldgefühlen verwurzelt sind, können von den Sünden anderer hervorgerufen werden. Ehe- und Familienkonflikte führen dazu, dass Menschen einander zutiefst verletzen. Auf diese Weise können die sündigen Taten anderer unsagbares Leid in unser Leben bringen und die erhebliche Fürsorge durch andere Gläubige erforderlich machen. Obwohl wir für unsere Reaktion auf gegen uns begangene Sünden verantwortlich sind, kann es dennoch sein, dass andere Menschen die Hauptursache unseres Leids sind.

Unsere Umstände

Leid kann auch durch unsere Umstände verursacht werden. Die Umstände unseres Lebens – von Autounfällen über Naturkatastrophen bis hin zu allen möglichen Verletzungen – geschehen stets unter der Hand göttlicher Vorsehung. Doch um der Gemeinde zu helfen, Verständnis und Fürsorge für Menschen zu entwickeln, ist es hilfreich, den Stellenwert von schwierigen Umständen hinsichtlich unseres Leids wahrzunehmen.

Unsere Umwelt

Gleichzeitig erhalten wir eine robustere Sicht vom menschlichen Leid, wenn wir die schwierigen Umwelteinflüsse in Betracht ziehen, denen die Menschen in unserer Gemeinde ausgesetzt sind. Diese Aspekte, die mit Prägung und Erziehung zu tun haben, tragen zweifelsohne zu emotionalem, geistigem sowie Leid in Beziehungen bei. Deshalb hilft uns ein umfassendes Verständnis des Familienhintergrunds, der Bildung, der Erziehung und aller anderen Umwelt- und Umfeldeinflüsse, um Probleme richtig zu identifizieren und anzugehen.

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Unser großer Widersacher: Satan

Satan hat es darauf abgesehen, Leid in das Leben von Menschen zu bringen. Die Bibel stellt Satan auf jeden Fall als einen der Protagonisten dar, wenn es um menschliches Leid geht. Er unterdrückt sogar Körper und Verstand der Kinder Gottes, weil er sie von der Liebe Gottes abzuschneiden versucht.

Unser souveräner Gott

Wir müssen uns der Wahrheit eines souveränen Gottes unterstellen, um Leid biblisch verstehen zu können. Gott hat alles unter seiner Kontrolle, einschließlich unseres Körpers und unserer Seelen, der Taten anderer Menschen, unserer Umstände, unseres Umfelds und sogar Satans. Kein Leid kann an uns herantreten, wenn Gott dieses nicht in seiner Souveränität zulässt.

Es ist wichtig, dass die Gemeinde ein umfassendes Verständnis für das Leid entwickelt und daran arbeitet, Menschen in allen Dimensionen des Leids zu helfen. Indem wir uns der biblischen Wahrheit stellen und mitfühlend und liebevoll handeln, können wir dazu beitragen, dass das Leid in unserer Gemeinde gemildert wird.