Das Christentum und die Kirche stehen oft in der Kritik. Doch für Uwe Lehnert reicht das nicht. Als Pädagoge hat er nach seiner Pensionierung ein Buch geschrieben, in dem er mit der Religion und dem Glauben an Gott abrechnet.
In einem Interview mit der taz spricht Lehnert darüber, wie er Weihnachten feiert. Für ihn ist das Fest des familiären und politischen Friedens, der Besinnung. Auch wenn für ihn Weihnachten keine spirituelle Bedeutung hat, empfindet er an solchen Tagen das Bedürfnis nach Feierlichkeit, ohne den Verstand zu kränken. Predigten können in diesen Momenten genau das bewirken. Dennoch stört es ihn, dass den Menschen ein anrührendes Märchen ohne geschichtliche Basis aufgetischt wird.
Die zentrale Glaubensaussage des Christentums, dass Jesus für die Sünden gestorben sei, kann Lehnert nicht glauben. Er bezeichnet dies als “steinzeitliches Denken” und findet es absurd, dass eine allmächtige Gottheit keine andere Lösung gefunden hätte, um sich mit den Menschen zu versöhnen.
Lehnert beobachtet, dass viele Christen Traditionschristen sind, die einfach mitmachen, ohne darüber nachzudenken. Religiöse Inhalte spielen für sie keine echte Rolle mehr. Er selbst regt dazu an, über den Widerspruch zwischen einem angeblich allmächtigen und barmherzigen Gott und dem menschlichen Leid nachzudenken. Zudem betrachtet er die Religionen insgesamt kritisch und stellt fest, dass sowohl das Christentum als auch der Islam Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben.
In Berlin sind die Menschen laut Lehnert zunehmend kirchenfern. Etwa 70 Prozent der Berliner sind in keiner großen Kirche organisiert. Doch trotzdem sind die Kirchen in der Stadt präsenter als Konfessionslose. Der Grund dafür ist in den Vorrechten zu finden, die den Kirchen durch den Staat eingeräumt werden.
Obwohl seine Kritik einige verärgert, hat Lehnert festgestellt, dass ihn viele Menschen unterstützen. Sein Buch, in dem er seine Kritik ausführlich darlegt, erfreut sich großer Beliebtheit.
Abschließend betont Lehnert, dass er den Glauben der Menschen nicht angreifen möchte. Er selbst hat sich jedoch mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass sein Leben irgendwann ein Ende finden wird. Der Tod ängstigt ihn daher kaum noch. Stattdessen möchte er das Leben hier und jetzt genießen und hofft, dass es lang und erfüllt sein wird.
Quelle: taz – die tageszeitung