Frankfurter, die mit dem Auto in Köln unterwegs sind, merken schnell, dass in der Domstadt die Ampeln anders ticken. Die Gelbphasen an den Ampeln dauern spürbar länger. Warum ist das so?
Köln – die Stadt, in der ein U-Bahn-Bau zum Einsturz des Stadtarchivs führt, in der die Renovierung der Oper deutlich mehr Jahre und Millionen verschlingt als angenommen. Die Stadt, in der die Oberbürgermeisterwahl wegen falscher Stimmzettel verschoben werden muss und wo vier Jahreszeiten nicht ausreichen, um den Karneval gebührend zu feiern. In der Domstadt ticken die Uhren nicht nur anders, sondern vor allem langsamer.
Und das merken Autofahrer auch an der Ampel. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen: Die Ampel springt von Grün auf Gelb und ein Ortsfremder bremst, während der hinter ihm fahrende Kölner unbeirrt Gas gibt. Umgekehrt müssen Kölner in anderen Städten abrupt auf die Bremse steigen, weil die Ampel von Gelb plötzlich auf Rot springt. Sind die Gelbphasen in Köln länger? Und was soll die Gelbphase überhaupt?
Was soll die Gelblichtphase?
Bei einer roten Ampel müssen Autos stehen, bei Grün dürfen sie fahren. Doch was soll das Gelblicht? Laut Paragraf 37 der Straßenverkehrsordnung (StVO) ordnet Gelb an „Vor der Kreuzung auf das nächste Zeichen zu warten.“ „Damit sind die Lichtzeichen Rot oder Grün gemeint. Sollte die Ampel anschließend auf Rot umschalten, muss der Fahrer vor der Haltelinie anhalten, wenn dies noch mit einer normalen Betriebsbremsung möglich ist. Eine Gefahrenbremsung ist nicht angezeigt”, erklärt Verkehrsexperte Hannes Krämer vom Auto Club Europa (ACE).
Wonach richtet sich die Länge der Phase?
Doch wie steht es um die Länge? Sind alle Gelblichtphasen gleich lang, oder gibt es je nach Straße oder Stadt Unterschiede? „Hier gibt es eine Verwaltungsvorschrift. Diese Richtlinie besagt, dass bei einer zulässigen Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h, 60 km/h oder 70 km/h eine Gelbphase von drei Sekunden, vier Sekunden oder fünf Sekunden nach Grün einzustellen ist. Diese schalttechnische Beachtung darf der Fahrer erwarten und sich darauf einstellen“, erläutert Krämer.
Zeigen Kölner Ampeln länger Gelb?
Die Gelbphase ist also abhängig von der zulässigen Geschwindigkeit. Aber gibt es auch Unterschiede von Stadt zu Stadt? Ist die Gelbphase in Köln wirklich länger als in Berlin, München oder auch Frankfurt?
Es ist tatsächlich so. In Köln dauert die durchschnittliche Gelbphase (Tempo 50) eine Sekunde länger – also vier statt drei Sekunden.
Der Grund: Die Vier-Sekunden-Regelung stammt aus den 1980er Jahren. Danach wurden neue Richtlinien erlassen. Während nahezu alle anderen Städte und Gemeinden die Drei-Sekunden-Phase eingeführt haben, blieb Köln bei den vier Sekunden. Und das ist erlaubt: „Die Verwaltungsvorschriften sind immer nur Richtlinien. Ob die Gemeinden sich daran halten, müssen sie selbst für sich entscheiden“, so Krämer.
Warum werden die Ampeln nicht angepasst?
Die unterschiedlichen Gelbphasen sind für Ortsfremde ungewohnt und nicht ungefährlich. Aber das Anpassen der Gelbphasen an bundesdeutsche Standards ist schwierig. Da Köln ein sehr großes und teilweise stark veraltetes Ampelsystem hat, müsste jede einzelne Ampel von Hand umgestellt werden. Eine einfache Anpassung per Computer, wie es bei modernen Ampelsystemen üblich ist, ist nicht möglich.
Fazit: In Köln ticken die Uhren langsamer und das wird auch in Zukunft so bleiben. Ortsfremde können sich also mehr Zeit lassen. Für Kölner, die in anderen Städten unterwegs sind, gilt: rechtzeitig Fuß vom Gas!