Warum Kühe Hörner brauchen

Warum Kühe Hörner brauchen

Kühe ohne Hörner – ein Bild, das heutzutage in Europa immer häufiger anzutreffen ist. Doch die Hörner spielen eine entscheidende Rolle im Sozialverhalten der Kühe. Eine Studie zeigt, dass mehr als ein Drittel der Kälber monatelang unter Schmerzen leidet, nachdem ihnen die Hörner entfernt wurden.

Die Folgen der Enthornung

Jährlich werden in Deutschland rund 1,4 Millionen Kälber enthornt. Der Hauptgrund dafür ist die Vermeidung von Unfällen. Doch eine Studie der Universität Bern zeigt, dass die Kälber auch nach der Enthornung noch lange Zeit Schmerzen haben:

38 Prozent der enthornten Tiere zeigten noch drei Monate nach dem Eingriff Schmerzreaktionen bei leichter Berührung. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Schmerzen länger als drei Monate andauern.

Es ist sogar möglich, dass die Schmerzen ein ganzes Tierleben lang anhalten. Leider wurden in der Studie nur die ersten Monate nach der Enthornung untersucht. Der Schweizer Tierschutz STS fordert deshalb eine Verlängerung der Studie, um herauszufinden, wie lange die Tiere wirklich leiden.

Schmerzvolle Enthornung

Die meisten Kälber werden mit einem Gerät namens Thermokauter enthornt. Dabei wird der Hornansatz mit einem heißen Brenneisen entfernt. Der Thermokauter wird auf etwa 600 Grad erhitzt und dann für etwa 10 Sekunden auf die Hornknospe des Kalbs gedrückt. Dadurch entsteht ein Ring um die Hornknospe, und das Horn kann nicht mehr nachwachsen.

Leider müssen die Kälber in Deutschland bis zum Alter von sechs Wochen ohne Betäubung enthornt werden. Nur Beruhigungs- und Schmerzmittel sind vorgeschrieben. Diese können die Schmerzen allerdings nicht vollständig lindern, wie Gerd Möbius von der deutschen tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz TVT betont:

Um die bei der Enthornung entstehenden Schmerzen zu reduzieren oder am besten ganz zu beseitigen, wäre die dringende Verabreichung eines Lokalanästhetikums erforderlich.

Warum enthornt man überhaupt?

Der Hauptgrund, warum Landwirte ihre Kühe enthornen, ist die Wirtschaftlichkeit. Sie argumentieren oft damit, dass sich die Kühe bei Rangkämpfen in den Laufställen mit Hörnern verletzen könnten. Auch die Gefährdung von Stallarbeitern wird oft als Grund genannt.

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Dem widerspricht jedoch Martin Ott, der Stiftungsratspräsident des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau. Er sagt, dass Kühe mit Hörnern einfach mehr Platz benötigen, was für Bauern wirtschaftlich unvorteilhaft ist. Kühe ohne Hörner können besser in engen Laufställen gehalten werden.

Kühe mit Hörnern sind nicht gefährlicher

Studien belegen, dass Kühe nicht gefährlicher sind, nur weil sie Hörner haben. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung mit dem Thema “Hörner im Laufstall” ergab, dass in Herden mit Hörnern weniger Verletzungen auftreten, weil die Auseinandersetzungen mit Körperkontakt abnehmen. In hornlosen Herden sind dagegen Verletzungen häufiger, da dort vermehrt Kopfstöße auftreten.

Die Hörner spielen auch eine wichtige Rolle in der Kommunikation zwischen den Tieren. Gehörnte Kühe können mit kleinen Bewegungen des Kopfes Distanz schaffen, während hornlose Kühe oft direkten Körperkontakt benötigen.

Außerdem wirken die Hörner wie eine Klimaanlage für die Kühe. Sie ermöglichen es den Tieren, überschüssige Wärme abzuleiten und so vor allem das Gehirn zu schützen. Je heißer das Klima ist, desto größer sind in der Regel auch die Hörner. Kühe fühlen sich am wohlsten bei Temperaturen zwischen knapp unter null Grad und plus 25 Grad.

Gute Mensch-Tier-Beziehung als Voraussetzung für Ruhe

Damit es in der Herde ruhig zugeht und es selten zu Hornunfällen kommt, ist eine gute Mensch-Tier-Beziehung entscheidend. Freundlichkeit, Geduld und ein positiver Kontakt sind daher notwendig. Leider ist dies auf großen Betrieben mit tausenden von Tieren oft nicht möglich.

Kurze Lebensdauer und Zucht von hornlosen Rindern

Eine Kuh lebt im Durchschnitt nur zweieinhalb Jahre in großen Tierhaltungen. Diese kurze Lebensdauer und die ständig wechselnden Tiere im Stall tragen nicht zu einer guten Beziehung zwischen den Tieren und auch zwischen Tier und Mensch bei.

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Es wird bereits in großem Stil mit der Zucht von hornlosen Rindern experimentiert. Bei einigen Rinderrassen könnten in einigen Jahren gar keine horntragenden Kühe mehr existieren. Doch die Zucht von hornlosen Rindern ist umstritten, da die Auswirkungen auf die Genetik der Tiere noch unbekannt sind.

Insgesamt haben die Hörner der Milchkühe also eine wichtige Funktion und sollten nicht einfach entfernt werden. Sie dienen nicht nur der Kommunikation und der Klimaregulierung, sondern könnten auch für die Verdauung der Tiere eine Rolle spielen.

Bildquelle: SWR