Warum Lärm krank macht und Stress durch die Ohren geht

Warum Lärm krank macht und Stress durch die Ohren geht

Immer wenn wir Musik im Club hören oder Grillen im Sommerurlaub zirpen hören, fühlen wir uns glücklich. Aber wenn der Nachbar zu laut Klavier spielt oder laut lacht, kann uns das schnell auf die Nerven gehen. Lärm hat viele Facetten und beeinträchtigt das Leben der Menschen auf unterschiedliche Weise. Manche Menschen empfinden laute Geräusche nicht als störend, während es andere Menschen krank machen kann. Lärmforschung und Lärmschutz sind daher sehr komplex.

Was ist Lärm eigentlich?

Unter Lärm verstehen Wissenschaftler unerwünschten, unangenehmen oder sogar schädlichen Schall. Lärm wird in Dezibel gemessen, einer Einheit für Schalldruck. Je größer der Druck einer Schallwelle, desto lauter wirkt das Geräusch. Auch die Frequenz, also die Geschwindigkeit, mit der Schallwellen ausgestoßen werden, spielt eine Rolle. Psychische Belastung durch Lärm hängt auch davon ab, ob er dauerhaft oder nur zeitweise auftritt. Kurzzeitige, aber immer wiederkehrende Lärmspitzen sind wesentlich belastender als zum Beispiel das dauernde Brummen einer nahen Autobahn. Die individuelle Empfindlichkeit, die innere Beurteilung und der allgemeine Stressfaktor spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Wie laut ist welches Geräusch?

  • Leichtes Blätterrauschen – 30 Dezibel
  • Ruhiges Gespräch – 45 Dezibel
  • Staubsauger – 75 Dezibel
  • Diskothek – 120 Dezibel
  • Flugzeugstart – 140 Dezibel

Wie groß ist die Belastung durch Lärm?

Im Gegensatz zu anderen störenden Einflüssen, die wir durch das Schließen der Augen oder das Halten der Nase abwehren können, dringt Lärm unweigerlich an unsere Ohren. Oft können wir nur wenig dagegen unternehmen, obwohl Lärm die Gesundheit stärker gefährdet als andere äußere Reize. Lärm betrifft uns alle und gehört zu den am stärksten empfundenen Umweltbeeinträchtigungen.

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Vier von zehn Deutschen fühlen sich durch den Straßenverkehr belästigt, weitere vier von zehn stören sich am Lärm ihrer Nachbarn und jeder fünfte am Lärm von Flugzeugen. Die Deutschen sind dabei noch relativ tolerant. Die Italiener sind Spitzenreiter in ihrer Sehnsucht nach Ruhe, 67 Prozent von ihnen empfinden Lärm als störend. Im EU-Durchschnitt sind es lediglich 42 Prozent.

Wodurch wirkt Lärm gesundheitsschädlich?

Lärm wirkt besonders belastend, wenn er das Privatleben und die Erholung stört. Insbesondere in der Nacht wird Lärm zur Gefahr, da das Gehirn unerwartete, störende Geräusche als Bedrohung wertet. Der Körper gerät in einen Alarmzustand, den man als Lärmstress bezeichnet. Dadurch schläft man weniger tief und erholsam und ist tagsüber weniger leistungsfähig.

Lärm kann den Puls um drei bis fünf Schläge pro Minute erhöhen und den Hormonhaushalt verändern, selbst wenn man den Lärm im Schlaf nicht bewusst wahrnimmt. Lärmgeplagte Menschen, die im Schlaf Flugverkehrsgeräuschen ausgesetzt sind, haben steifere Blutgefäße, was zu Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt führen kann. Wenn der Körper sich ständig in einem Alarmzustand befindet, schüttet er Stresshormone aus. Dadurch erhöhen sich der Puls und der Blutdruck. Es werden Fett- und Zuckerreserven ins Blut abgegeben, um die Muskeln mit Energie zu versorgen. Verdauung und Immunsystem arbeiten auf Sparflamme, was die Gefahr von Infektionen, Bluthochdruck sowie erhöhte Blutzucker- und Cholesterinwerte mit sich bringt.

Wie krank kann Lärm machen?

Wenn Lärm über einen längeren Zeitraum den Schlaf stört und auch tagsüber die Lebensqualität beeinträchtigt, kann er wirklich krank machen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat berechnet, dass Europäer jährlich mindestens eine Million gesunde Lebensjahre aufgrund von Schienen-, Flug- und Nachbarschaftslärm verlieren. Lärm birgt langfristige Risiken für die Gesundheit wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, kognitive Entwicklungsstörungen bei Kindern, Tinnitus/Hörschaden und Belästigung. Außerdem wird Lärm als Risikoindikator für eine unipolare Depression eingestuft.

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Welcher Lärm macht krank?

Es gibt Unterschiede, welcher Lärm der Gesundheit schadet. Besonders risikoreich sind Fluglärm, dem man auch in der Nacht ausgesetzt ist, Bahnlärm, weil die Züge zusätzliche Vibrationen verursachen, Straßenlärm mit seinen unterschiedlichen Lärmniveaus, kurzzeitiger aber immer wiederkehrender Lärm wie von startenden Flugzeugen und mehrere Geräuschquellen gleichzeitig wie Straßen- und Fluglärm, Nachbarschafts- und Industrielärm.

Leiden bestimmte Menschen stärker unter Lärm als andere?

Menschen, die empfindlich auf Stress reagieren oder zu Nervosität und depressiven Verstimmungen neigen, werden stärker vom Lärm beeinflusst als andere. Insbesondere Personen mit einer genetischen Vorbelastung für Bluthochdruck und Stresserkrankungen sind gefährdet, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Allen Menschen, unabhängig von ihrer Empfindlichkeit für Geräusche, ist gemein, dass sie sich nicht an Lärm gewöhnen können. Das Ohr ist immer aktiv und lässt sich nicht ausschalten. Es ist unmöglich, wegzuhören.

Was lässt sich gegen Lärm tun?

Die Industrie hat das Problem des Lärms erkannt und versucht, ihn zu reduzieren. Staubsauger, Spülmaschinen, Züge und Autos sollen leiser werden. Moderne Straßenbeläge und Tempolimits machen ebenfalls einen Unterschied. Doch trotz dieser Maßnahmen ist der Lärm aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens nicht gesunken. Güterzüge sind immer noch eine große Herausforderung, da sie quietschen, vibrieren und sehr lang sind. Neue Gleisschleifverfahren und Bremsklötze aus Kunststoff sollen hier helfen. An Wohngebieten an Autobahnen gibt es immer mehr Lärmschutzmaßnahmen wie Schallschutzmauern oder Flüsterasphalt. In Kantinen werden Schallschutzwände oder Schallschlucker angebracht und Wohnhäuser werden schallgedämmt und mit dreifach-verglasten Fenstern ausgestattet.

Vier Tipps gegen den Stressfaktor Lärm

  1. Bei der Wahl der Wohnung sollte man genau auf die Umgebung achten und “hinhören”.
  2. Wenn die WG im Stockwerk über dem eigenen Zuhause oft Partys veranstaltet, kann man eine Zeit lang Noise-Cancelling-Kopfhörer tragen oder Ohrstöpsel benutzen. Ein Podcast kann die störenden Geräusche zumindest teilweise übertönen.
  3. Manchmal lässt sich mit den Lärmverursachern eine Lösung finden, wenn man sie höflich auf das Problem aufmerksam macht. Gemeinsame Ruhezeiten, Abhilfen wie Gummifüße unter Subwoofern oder nettes Entgegenkommen, wie das Tauschen von Arbeits- und Kinderzimmern, können eine Lösung sein.
  4. Eine andere Einstellung zum Lärm und Gelassenheit können helfen. Durch Achtsamkeitstraining, Meditation oder Sport kann man seelische Ausgeglichenheit fördern und ab und zu besser “weghören”.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit der Barmer Krankenkasse geschrieben.