Obwohl viele von uns es nicht zugeben wollen, leben wir oft nach einer vorgegebenen Struktur. In diesem Jahr habe ich mich bewusst von diesem Schema abgekapselt und möchte euch erzählen, warum mein Leben nicht mehr nach dem Plan läuft und es mir selten so gut ging wie jetzt!
Der innere Druck
Vielleicht kennt ihr den inneren Druck, den man verspürt, wenn man nicht in der Regelstudienzeit studiert oder erst im fortgeschrittenen Alter mit dem Studium beginnt. Oder wenn ihr euch bereits auf die Vierzig zubewegt und noch nicht verheiratet seid oder immer noch bei euren Eltern wohnt. All diese Gefühle der Schuld kommen daher, dass wir uns schuldig fühlen, weil wir nicht nach dem vorgegebenen Plan leben: Schule, Arbeit, Heirat, Kinder, Rente…
Auch ich kenne diesen Druck. Ich habe mein ganzes bisheriges Leben versucht, nach dem Plan zu leben. Ich bin nach der Schule direkt ins Studium gegangen und habe versucht, es so schnell wie möglich abzuschließen. Aber damit ist jetzt Schluss. Zumindest für mich.
Eine neue Perspektive
In den letzten Monaten habe ich einige Veränderungen erlebt, mit denen ich selbst kaum umgehen konnte. Ehrlich gesagt ging es mir schlecht und ich musste etwas ändern – für meine eigene Gesundheit und für mich selbst. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, mein Semester abzubrechen. Das habe ich zwar nicht öffentlich bekannt gegeben, aber es war eine Entscheidung, die ich für mich getroffen habe.
Kreativität entfalten
Jetzt, wo ich das Studium vorübergehend auf Eis gelegt habe, habe ich endlich Zeit, mich um die Dinge zu kümmern, die mir Freude bereiten. Ich sprühe vor Inspiration und beschäftige mich nun den ganzen Tag mit den Tätigkeiten, die mir Spaß machen. Ich habe neue Ideen, Pläne und Momente, in denen ich mich freue oder vor mich hingrinse.
Trotz aller Herausforderungen
Es scheint, als könnte ich mit schwierigen Situationen viel besser umgehen als zuvor. Selbst wenn die Arbeit stressig ist oder es zu Konflikten mit meiner Familie kommt, habe ich viele Möglichkeiten, mich zurückzuziehen und fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich aufgefangen. Selbst mein Essverhalten ist momentan “schwierig”, aber ich komme damit zurecht! Irgendwie bin ich “Zen”, lasse nicht mehr so viel an mich heran und komme besser mit allem klar. Auch wenn es mir nicht immer gut geht, geht es mir gut. Klingt komisch, aber so ist es.
Die Angst vor der Zukunft
Momentan rede ich nicht gerne mit meinen Uni-Freundinnen, die bereits weiter fortgeschritten sind und alle Prüfungen hinter sich gebracht haben. Ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen und sage mir immer wieder, dass es nicht schlimm ist, nicht immer Höchstleistungen zu erbringen und dass die Uni-Pause unglaublich gut tut. Gleichzeitig kommen mir Fragen auf: Möchte ich überhaupt noch studieren? Habe ich das Studium nur weitergemacht, weil ich sollte? Und möchte ich überhaupt weiter studieren? Oder will ich mich ohne Master ins Arbeitsleben stürzen oder vielleicht sogar eine Ausbildung machen? Es sind Fragen, auf die ich momentan keine Antwort habe, aber es tut gut, darüber nachzudenken.
Gutes tun
Aktuell tut mir die Uni nicht gut, daher weiß ich nicht, wie es weitergehen wird. Wahrscheinlich werde ich noch eine längere Pause brauchen. Der Gedanke, zurück zur Uni zu gehen, bereitet mir große Angst (aus verschiedenen Gründen).
Außerdem habe ich ein paar kleine Reisen geplant. Ich liebe Berlin, aber manchmal brauche ich eine Auszeit von der Stadt und vor allem eine Veränderung.
Es ist nicht schlimm, vom Plan abzuweichen
Es ist nicht schlimm, mit 30 den Bachelor zu machen oder überhaupt nie studiert zu haben. Es ist nicht schlimm, in einem gewissen Alter noch keine Kinder zu haben oder keine haben zu wollen. Das Leben muss nicht immer nach einem vorgegebenen Plan verlaufen. Vielleicht gelingt es uns sogar, unsere eigenen Pläne zu entwerfen! ♥