Mit den Worten der ehemaligen Umweltministerin Svenja Schulze kommentierte sie den Bericht des Weltbiodiversitätsrats, der nachgewiesen hat, dass derzeit eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, sich mit dem Thema Naturschutz auseinanderzusetzen und entsprechende politische Maßnahmen zu ergreifen.
Die Vielfalt der Natur und ihre unverzichtbaren Leistungen
In der Naturschutzargumentation rücken zunehmend die vielfältigen Gewinne in den Vordergrund, die wir der Natur verdanken. Das Konzept der Ökosystemdienstleistungen verdeutlicht, dass die Natur ein wertvolles Kapital darstellt. Funktionierende Ökosysteme und die darin lebenden Organismen erbringen Leistungen, die kaum oder nur unter hohem finanziellem und technischem Aufwand zu ersetzen wären. Dazu gehören unter anderem die Bindung von Kohlendioxid, die Fruchtbarkeit der Böden, die Luftreinigung und die Erholung in schönen Landschaften. Es liegt also in unserem eigenen Interesse, diese unentgeltlichen Dienste der Natur langfristig zu erhalten.
Natur nutzt allen, doch ihre Nutzung kann sich widersprechen
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Natur unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Weisen nutzt – und dass diese Nutzungen sich gegenseitig ausschließen können. Eine einseitige Ausbeutung der Natur kann zu Schäden führen, die sowohl den Menschen als auch anderen Lebewesen schaden. Daher ist es moralisch geboten, die Rechte anderer zu respektieren und verantwortungsbewusst mit der Natur umzugehen. Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Handeln Auswirkungen auf das Leben anderer Menschen, zukünftiger Generationen und anderer Lebewesen hat. Fragen der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit sowie der ökologischen Gerechtigkeit stellen sich hierbei. Der Schutz der Natur ist auch ein Schutz der Rechte anderer und ein zentrales Element einer gerechten Gesellschaft.
Natur als Grundlage für ein gutes Leben
Die Bedeutung von Natur geht über ihre instrumentelle Funktion hinaus. Neben den ökonomischen Aspekten dient der Naturschutz auch einem guten Leben. Natur eröffnet uns die Möglichkeit, schöne Landschaften zu genießen, faszinierende Formen- und Farbenvielfalt zu erleben und berührende Naturerlebnisse zu machen. In vielen Kulturen wird die enge Verbindung von Mensch und Natur betont. Die Philosophie der Eudämonie beschreibt das Streben nach einem guten Leben, das durch die Verwirklichung menschlicher Grundfähigkeiten geprägt ist. Eine dieser Grundfähigkeiten ist die Naturverbundenheit, also die Fähigkeit, in Verbundenheit mit Tieren, Pflanzen und der Natur zu leben und achtsam mit ihnen umzugehen. Der Staat hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit jeder Bürger die Möglichkeit hat, ein gutes Leben anzustreben. Der Naturschutz ist hierbei unerlässlich, um die Bedingungen für eine naturverbundene Lebensweise zu bewahren.
Die verschiedenen Wertkonzepte der Natur
Die Auffassung, dass Natur schutzwürdig ist, basiert auf unterschiedlichen Wertkonzepten. Neben dem instrumentellen Nutzwert wird auch der moralische Selbstwert und der relationale Eigenwert der Natur diskutiert. Viele Menschen halten Natur nicht nur für ihr eigenes Wohlergehen, sondern auch aus ästhetischen Gründen oder wegen ihrer moralischen Bedeutung für wertvoll. Die Naturbeschützer möchten Natur nicht nur als Mittel für menschliche Zwecke schützen, sondern auch ihre intrinsische Wertigkeit anerkennen. Es ist wichtig, diese verschiedenen Wertkonzepte zu unterscheiden und in den politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Naturschutz eine politische Aufgabe ist, die von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Die Natur bietet uns unverzichtbare Leistungen, schützt die Rechte anderer und ist ein wesentlicher Bestandteil eines guten Lebens. Es liegt in unserer Verantwortung, uns für den Schutz der Natur einzusetzen und politische Maßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft zu schaffen.