Wir lieben unsere Hunde. Mit ihren Hinterlassenschaften wollen wir hingegen so wenig wie möglich zu tun haben. Häufchen werden notgedrungen eingesammelt und geht mal etwas daneben, ist eine kleine Pfütze auch schnell aufgewischt.
Aber warum pinkelt dein Hund dich gezielt an? Markiert er dich? Will er dich dominieren oder ärgern?
Was ist der Unterschied zwischen markieren und urinieren?
Warum dein Hund auf dich oder andere Menschen uriniert, hat unterschiedliche Gründe. Um den genauen herauszufinden, musst du wissen, ob er pinkelt oder markiert.
Pinkeln ist erst einmal die Erfüllung eines natürlichen Grundbedürfnisses. Markieren kommt hingegen eher bei Rüden vor. Aber auch Hündinnen markieren gelegentlich in ihrer Umgebung.
Zum Markieren kommt neben Urin auch Schweiß zum Einsatz. Diesen verliert dein Hund ständig über seine Pfoten. Wo er geht, hinterlässt er demnach automatisch Duftspuren.
Außerdem nutzen Hunde ihren Kot als Markierung. Aber konzentrieren wir uns auf den Urin, der beim Pinkeln und Markieren eingesetzt wird.
Beim Pinkeln
- beschnüffelt dein Hund die auserkorene Stelle nicht/kaum,
- setzte eine große Menge Urin ab (vorausgesetzt er ist gesund) und
- schenkt der Stelle auch nach dem Urinieren kaum Beachtung.
Da es sich beim Pinkeln um ein Grundbedürfnis handelt, macht dein Hund keine große Sache daraus.
Muss er, hockt er sich hin oder hebt das Bein und pullert los. Anders sieht es beim Markieren aus. Da
- setzt dein Hund nur eine sehr geringe Menge Urin ab,
- uriniert häufig innerhalb kurzer Zeit,
- untersucht er die Stelle vor dem Urinieren eingehend,
- markiert sie anschließend zusätzlich, indem er scharrt, und
- uriniert gegen etwas (Hecken, Bäume, Schilder, Zäune, etc.).
Damit Bello auf einem Spaziergang nicht der Urin zum Markieren ausgeht, hält er bewusst etwas zurück. Dir wird auffallen, dass er zu Beginn eine große Menge Urin absetzt. Aber dabei entleert er seine Blase nicht vollständig. Er hebt sich Urin auf, um damit markieren zu können. Hast du einen Rüden, hast du vielleicht schon mal gesehen, wie er vergeblich das Bein gehoben hat. Dann wollte er markieren, aber es war kein Urin mehr übrig.
Wozu dient das Markieren?
Als Nasentiere kommunizieren Hunde viel über Gerüche. Sie wälzen sich in irgendetwas Stinkendem und fressen lieber Futter, das stark riecht. Urin nutzen sie eben auch zur Kommunikation.
Ihr Urin enthält Duftstoffe und Pheromone. Damit hinterlassen sie eine eindeutig zuordenbare Marke, quasi einen duftenden Fingerabdruck. Artgenossen wissen dann ganz genau: „Das war Bello, er ist gerade erkältet, drei Jahre alt und nicht kastriert.“
Wölfe wie Hunde setzen diese Markierungen am Rand ihres Reviers. So wissen fremde Tiere direkt, wessen Zuhause sie gerade betreten.
In welcher Höhe sich die Duftmarke befindet, scheint für Hunde ebenfalls eine Rolle zu spielen. Forscher der Cornell University im US-Bundesstaat New York fanden Unterschiede zwischen großen und kleinen Hunden heraus. Sie stellten fest, dass kleine Hunde das Bein deutlich höher heben als große. Sie versuchen, die Duftmarke weiter oben zu setzen, um selbst größer zu wirken. Dadurch entsteht für andere Hunde der Eindruck, der Hund, der hier markiert hat, ist konkurrenzfähiger.
Aus diesem Grund kippen gerade kleine Hunde beim Markieren manchmal fast um oder machen einen Handstand.
Weitere interessante Informationen über das Markieren bei Hunden erhältst du in diesem Video.
Wann beginnen Hunde zu markieren?
Welpen beginnen etwa mit drei Monaten, Gegenstände und Pflanzen zu markieren. Aus dem zunächst spielerischen Verhalten wird später ernst.
Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass Rüden nach einer Kastration mit dem Markieren aufhören. Sie machen es schon so lange, dass es einfach zu ihrem normalen Verhalten gehört. Ich kannte sogar eine Hündin, die vor ihrer ersten Läufigkeit kastriert wurde. Dennoch hat sie ihr ganzes Leben lang markiert.
Möglich ist, dass es zumindest weniger wird. Aber versprich dir von diesem Schritt nicht zu viel.
Hunde zeigen dieses Verhalten aus unterschiedlichen Gründen. Beim Pinkeln kommen folgende Ursachen infrage:
- Unterordnung
- überschwängliche Freude
- Stress
Markieren hat folgende Gründe:
- Dominanzverhalten
- starke Unsicherheit
- Sexualtrieb
- Verteilung des Körpergeruchs
Mein Hund markiert mich – Warum?
Häufig handelt es sich um Unterordnung und Unsicherheit. Submissive Urination ist hier das Stichwort. Gerade unsichere Hunde wollen ihren Besitzern so oft es geht zeigen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Ein Weg führt für Hunde über den Urin.
Das ist als Blankziehen zu verstehen. Dein Hund will dir damit zeigen, dass er dir deinen Posten nicht streitig macht. Er erkennt dich als Boss an.
Daneben verlieren manche Hunde bei starkem positiven oder negativen Stress etwas Urin. Freuen sie sich darüber, dass du nach Hause kommst, verlieren sie kurz die Kontrolle über ihre Blase.
Zack, schon hast du ein paar Tropfen abbekommen. Das kann auch im Spiel passieren.
Leidet dein Hund unter Verlustängsten, verliert er möglicherweise schon Urin, wenn du dir nur die Schuhe anziehst. Markiert er dich, kommen ebenfalls mehrere Gründe infrage.
Er könnte dich einfach aus Versehen getroffen haben. Vielleicht wollte er eigentlich den Baum hinter dir markieren, aber du standest im Weg?
Es kann auch sein, dass dein Hund einen sehr starken Sexualtrieb hat. Dadurch ist er so gestresst, dass er alles in seiner Nähe, auch dich, markiert. Das ist aber nur der Fall, wenn es sich um einen unkastrierten Rüden handelt. Meistens sind die betroffenen Tiere jung, nicht älter als drei Jahre.
Schwierig wird es, wenn das Markieren auf Dominanz oder Unsicherheit zurückzuführen ist. Beides sieht für uns Menschen nämlich sehr ähnlich aus.
Sowohl unsichere als auch sehr dominante Hunde markieren viel. Unsichere Hunde wollen damit Konflikten aus dem Weg gehen. Dominante wollen hingegen allen zeigen, wie toll sie sind.
Warum dein Hunde andere Hundehalter anpinkelt
Auch bei anderen Hundehaltern kommen all die genannten Gründe infrage. Denkbar ist, dass hierbei die Verteilung des Körpergeruchs eine wichtigere Rolle einnimmt.
Mit seinem Urin überdeckt dein Hund den Geruch der anderen Hunde. Es ist auch möglich, dass sich dein Hund durch ihren Geruch eingeschüchtert fühlt. Durch das Urinieren möchte er seine Unterordnung verdeutlichen.
Je nach Verhältnis zwischen den anderen Hundehaltern, ihren Hunden und deinem Hund ist auch positiver oder negativer Stress als Auslöser denkbar.
Warum Hunde fremde Menschen anpinkeln
Fremde Menschen pinkelt dein Hund sehr wahrscheinlich an, weil er extrem unsicher ist.
Menschen fühlt er sich im Allgemeinen nicht gewachsen. Oder er hat gelernt, dass er sich ihnen stets unterzuordnen hat. Eventuell wurde er von seinen Vorbesitzern misshandelt. Dadurch geht er gerade bei Personen, die er nicht kennt, immer von dem schlimmsten aus.
Damit es zu keiner Konfrontation kommt, nutzt er gleich das submissive Urinieren.
Hund markiert oder pinkelt nur sein Frauchen an
Kommt das Pinkeln nur bei bestimmten Menschen vor, musst du ihre Beziehung zu deinem Hund unter die Lupe nehmen.
Verhält sich das Frauchen extrem dominant dem Hund gegenüber? Oder verbindet die beiden eine tiefe Liebe? Dann pinkelt er, um sich unterzuordnen, bzw. vor Aufregung, wenn er die Person sieht.
Hund pinkelt Kinder an
Der Grund für dieses Verhalten hängt sehr wahrscheinlich mit der Beziehung zwischen Hund und Kind zusammen. Auch die Vorgeschichte deines Hundes kann wichtig sein.
Hat der Hund schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht? Dann möchte er sich den Kindern womöglich unterordnen. Dominanzverhalten ihnen gegenüber ist auch möglich.
Beide Gründe sind auch dann denkbar, wenn der Hund die Kinder nicht kennt.
Hunde riechen, wie alt ein Mensch ist. Ich kenne einen Hund, der Männer absolut nicht leiden kann. Er war häufiger in meinem Elternhaus zu Besuch und hatte nie ein Problem mit meinem jüngeren Bruder.
Dann kam die Pubertät und plötzlich wurde auch mein Bruder von ihm angeknurrt.
Ein Hund kann also erkennen, ob es sich um ein Kind, einen Heranwachsenden oder einen Erwachsenen handelt.
Zusätzlich spielen Kinder oft mehr mit Hunden als es Erwachsene tun. Im Spiel mit ihnen verliert der Hund eventuell unbeabsichtigt etwas Urin und trifft die Kinder damit.
Bei einem Baby kann es zusätzlich sein, dass der Hund den neuen, fremden Geruch überdecken möchte. Aus diesem Grund könnte er auch die Kleidung, den Kinderwagen oder das Babybett anpinkeln.
Einzig ein starker Sexualtrieb ist hier unwahrscheinlich.
Warum dein Hund auf deinen Schoß pinkelt
Manche Hunde sitzen sehr gern auf unserem Schoß. Sie können kuscheln, verteilen ihren Geruch und sitzen höher als sonst.
Gerade kleine Hunde erleben durch die erhöhte Position einen ganz anderen Blickwinkel. Es können aber auch eher negative Gefühle durch das auf dem Schoß sitzen entstehen.
Dominante Tiere setzen sich auf Artgenossen, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Ich kenne einen Kandidaten, der auch im ausgelassenen Spiel keine Möglichkeit auslässt, um sich auf seine Spielgefährten zu setzen.
Selbst im Vorbeilaufen touchiert er andere Hunde mit seinem Hinterteil.
Ein dominanter Hund auf deinem Schoß könnte dich demnach anpinkeln, weil er dich dominieren möchte. Ansonsten passiert das eher aus Gründen der Unterordnung oder aus Versehen bei Freude.
Markieren Hunde sich selbst?
Hunde müssen sich selbst nicht markieren. Sie tragen ihren eigenen Körpergeruch schließlich nicht nur im Urin. Der Urin dient nur als Verstärker und wird daher gern gezielt eingesetzt.
In manchen Situationen passiert es jedoch, dass sie sich selbst anpinkeln. Bei Unterwerfung kommt es vor, dass sie sich beim Pinkeln selbst treffen. Sie tun das aber nicht absichtlich.
Wie du verhinderst, dass dein Hund Menschen markiert oder anpinkelt
Pinkelt dein Hund andere Menschen an, ist das Problem einfach zu lösen: Er kommt nicht mehr in ihre Nähe. Das bedeutet, dass er im Freien immer an der Leine geht. Bei Besuch bleibt er in einem anderen Raum.
Weil das für die meisten Hundehalter keine dauerhafte Lösung sein soll, wirst du deinen Hund trainieren müssen.
Je nach Charakter und Grund musst du unterschiedlich hart an die Sache rangehen. Ein Hund, der mit dem Pinkeln seine Dominanz zum Ausdruck bringt, darf keinen Zweifel daran haben, dass du die Zügel in der Hand hältst. Mache ihm unmissverständlich klar, dass sein Verhalten unerwünscht ist.
Dafür rempelst du ihn an und sagst laut und deutlich dein Abbruchsignal. Beides erfolgt idealerweise während der Hund noch pinkelt. Entschuldige dich nicht erst stundenlang bei Passanten, die etwas abbekommen haben. Weise zuerst deinen Hund in die Schranken.
Pinkelt er aus Unsicherheit, musst du etwas vorsichtiger sein. Dein Hund soll auch hier merken, dass er etwas Verbotenes getan hat. Achte aber darauf, dass du ihm keine Angst machst. Sonst wird er nur noch unsicherer gegenüber Menschen. Im schlechtesten Fall verstärkst du damit das Pinkelproblem.
Andersherum lobst du deinen Hund natürlich, wenn er sich einem Menschen nähert, ohne ihn anzupinkeln. Behalte ihn genau im Auge, um ihn unterbrechen zu können, bevor es dazu kommt. Macht er Anstalten, das Bein zu heben, nimmst du ihn direkt weg.
Wann du zum Hundetrainer solltest
Niemand wird wohl gern von seinem Hund angepinkelt. Auch fremde Personen soll der eigene Vierbeiner nicht auf diese Weise belästigen. Häufig ist es daher ratsam, wenn du dir einen erfahrenen Hundetrainer suchst.
Er kann sich auf dich und deinen Hund konzentrieren und dir perfekt auf euch zugeschnittene Tipps geben. Bevor das Verhalten eure Beziehung belastet und die Leute die Straßenseite wechseln, ist das der beste Weg.
Warum pinkelt mein Hund mich an? – Das Fazit
Hunde kommunizieren über Urin. Dass dein Hund dich anpinkelt, ist in den meisten Fällen nicht böse gemeint. Dennoch soll er das natürlich nicht tun. Weil es sich beim Urinieren auf jemanden oder etwas um normales Hundeverhalten handelt, wirst du nur durch Training erreichen, dass er damit aufhört.
Verhindere, dass es zu solchen Situationen kommt und lobe deinen Hund, wenn er nur an jemandem schnüffelt. Mache ihm unmissverständlich klar, dass sein Verhalten verboten ist.