Warum sich 187 Millionen Euro Spendengelder für Flutopfer noch nicht verteilen

Warum sich 187 Millionen Euro Spendengelder für Flutopfer noch nicht verteilen

Ist es gut oder schlecht, dass noch viele Millionen Euro Spendengelder für die Flutopfer in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf den Konten der Hilfsorganisationen liegen? Es gibt gute Gründe dafür, aber auch Kritik an den begrenzten Möglichkeiten der Hilfsorganisationen, die Spenden schneller zu verteilen. Wir beantworten fünf Fragen zu diesem Thema.

Wie viel Geld liegt noch bei den großen Hilfsorganisationen?

Die Aktion Deutschland Hilft (Malteser, Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, AWO, etc.) hat laut eigenen Angaben 118,2 Millionen Euro Spendengelder bis Ende des letzten Jahres noch nicht ausgezahlt. Sie hat insgesamt 282,2 Millionen Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gesammelt. Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe und die drei Mitgliedsorganisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz und Diakonie Katastrophenhilfe haben zusammen 163,63 Millionen Euro Spenden gesammelt, von denen 69,33 Millionen Euro noch nicht ausgegeben wurden. Insgesamt liegen also noch 187,53 Millionen Euro Spendengelder auf den Konten von Aktion Deutschland Hilft und Aktionsbündnis Katastrophenhilfe.

Warum wurden noch nicht alle Spendengelder ausgegeben?

Die Hilfsorganisationen geben dafür verschiedene Gründe an. Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe schätzt, dass viele Spenden in den Wiederaufbau der zerstörten Wohnungen und Häuser fließen. Allerdings konnten viele Betroffene aus verschiedenen Gründen noch keine Anträge für den Wiederaufbau stellen. Gründe dafür sind unter anderem fehlende Baugutachter, Handwerker und Baumaterialien. Auch traumatische Erfahrungen, die durch die Katastrophe entstanden sind, hindern die Menschen daran, Anträge für den Wiederaufbau ihrer Häuser und Wohnungen zu stellen. Die Aktion Deutschland Hilft geht ebenfalls davon aus, dass noch Spenden für die Wiederaufbauphase benötigt werden, und viele Anträge sind derzeit in Bearbeitung.

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Was wird derzeit durch Spendengelder finanziert?

Die Aktion Deutschland Hilft konzentriert sich derzeit besonders auf Einzelfallhilfen für die Betroffenen. Beispielsweise können Betroffene in den Fluthilfebüros der Malteser Anträge auf Unterstützung durch Spendengelder stellen. Der Arbeiter-Samariter-Bund unterstützt unter anderem therapeutische Freizeitangebote, auch für Kinder und Jugendliche. Bestehende Projekte werden weiterhin durch Spendengelder ausgebaut oder aufgestockt. Nach Angaben des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe werden derzeit viele Spenden dafür eingesetzt, Betroffene bei der Antragstellung bei Versicherungen, staatlichen Stellen und Organisationen zu unterstützen und zu beraten.

Warum werden die Spendengelder nicht schneller verteilt?

Der Deutsche Fundraising Verband (DFRV) fordert einen besseren Informationsaustausch und den Abbau von bürokratischen Hürden, um vor allem höhere Spendensummen nach Katastrophen einfacher und schneller an die Opfer zu bringen. Der DFRV-Vorsitzende Martin Georgi kritisiert unter anderem, dass sich Hilfsorganisationen, Versicherungen und staatliche Stellen nicht über die Hilfen austauschen, die die Betroffenen beantragt und erhalten haben. Dieses organisatorische Problem sei bereits seit der Oderflut bekannt. Martin Georgi fordert auch eine Modernisierung des Gemeinnützigkeitsrechts, bei dem das Vertrauen in die Organisationen stärker betont und die Kontrolle durch Finanzämter verringert werden sollte.

Bis wann werden die restlichen Spendengelder ausgezahlt?

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, Caritas international, das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie Katastrophenhilfe gehen davon aus, dass der Wiederaufbau drei bis fünf Jahre dauern wird. Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe schätzt, dass noch etwa 45 Millionen Euro für den Wiederaufbau ausgegeben werden können und weitere 24 Millionen Euro für besondere Härtefälle zurückgelegt werden. Bei der Aktion Deutschland Hilft ist noch nicht klar, bis wann die verbleibenden 118,2 Millionen Euro verteilt sein werden. Generell gilt jedoch, dass sie so lange helfen werden, wie die Hilfe in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten benötigt wird.

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