Es ist ein Phänomen, das uns seit jeher fasziniert: die Tatsache, dass es viel mehr Rechtshänder als Linkshänder gibt. Aber warum ist das so? Gibt es einen bestimmten Grund oder ist es einfach Zufall? In diesem Artikel werden wir uns dieses Rätsel genauer ansehen und versuchen, einige Antworten zu finden.
An den alten Rittersleuten liegt es nicht
Es gibt viele Theorien zu diesem Thema. Eine davon besagt, dass die Dominanz der Rechtshänder auf die Ritterzeit zurückzuführen ist, als die Ritter ihr Schwert in der rechten Hand führten und ihr Herz mit dem Schild in der linken Hand schützten. Diese Theorie wurde jedoch längst widerlegt. Archäologen haben anhand von prähistorischen Werkzeugen herausgefunden, dass schon unsere Vorfahren vor Millionen von Jahren eher mit der rechten Hand gearbeitet haben – lange bevor es Schwerter gab.
Das Mutterherz führt nicht zur Lösung
Eine andere Theorie besagt, dass die Position des Herzens eine Rolle spielt. Da sich das Herz auf der linken Seite befindet, trugen Mütter möglicherweise ihre Säuglinge auf der linken Seite, um sie näher am Herzen zu haben und sich vom Herzschlag beruhigen zu lassen. Dadurch hatten die Mütter ihre rechte Hand frei, die sich dann immer mehr als Arbeitshand durchgesetzt hat. Allerdings handelt es sich hierbei nur um Spekulation.
Auch Hirnforschung steht vor Rätseln
Auch die Hirnforschung hat bisher keine eindeutige Antwort auf dieses Rätsel gefunden. Es ist bekannt, dass unsere beiden Gehirnhälften jeweils die gegenüberliegenden Körperhälften steuern. Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Hand und den rechten Fuß, während sich in der linken Gehirnhälfte auch das Sprachzentrum und die Hirnareale befinden, die für rationales, analytisches und logisches Denken verantwortlich sind. Aus dieser Spezialisierung der linken Gehirnhälfte könnte also die Dominanz der rechten Hand resultieren. Allerdings ist unklar, warum Sprache und logisches Denken Einfluss darauf haben sollten, mit welcher Hand wir einen Ball werfen.
Viele Linkshänder im Spitzensport
Es ist auch fraglich, ob Rechtshändigkeit einen evolutionären Vorteil bietet. Linkshänder sind nicht ausgestorben und scheinen im Kampf ums Überleben keine Nachteile zu haben. Tatsächlich gibt es unter erfolgreichen Spitzensportlern überdurchschnittlich viele Linkshänder, insbesondere in Zweikampfsportarten. Dies wird damit erklärt, dass sich Linkshänder besser in rechtshändige Gegner hineinversetzen können als umgekehrt.
Ein Phänomen ohne klare Antworten
Obwohl wir täglich mit Rechtshändern konfrontiert sind, wissen wir immer noch nicht genau, warum sich die rechte Hand so dominant durchgesetzt hat. Noch immer ist unklar, wie man überhaupt zum Linkshänder wird. Klar ist nur, dass die Händigkeit bereits kurz nach der Geburt feststeht. Die Rolle der Gene ist bisher unklar, denn es gibt Fälle, in denen eineiige Zwillinge unterschiedliche Händigkeiten haben.
Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel, aber es gibt einige Hinweise darauf, dass die Händigkeit auch von Hormonen im Mutterleib beeinflusst wird. Zudem scheint es einen Zusammenhang mit den Umständen der Geburt zu geben, denn Frühchen und Mehrlingskinder werden häufiger zu Linkshändern. Auch eine saisonale Komponente konnte festgestellt werden: Im Sommer werden aus irgendeinem Grund mehr Linkshänder geboren als im Winter.
Insgesamt bleibt dieses Phänomen also weiterhin ungelöst. Es gibt viele Theorien, aber keine eindeutigen Antworten. Es bleibt abzuwarten, ob die Wissenschaft in Zukunft noch weitere Erkenntnisse dazu gewinnen wird.