Warum sollte man noch Erzieherin sein…?

Warum sollte man noch Erzieherin sein…?

Als Erzieherin habe ich immer mit viel Engagement und Herzblut gearbeitet. Es war schwer für mich, mir vorzustellen, etwas anderes zu tun. Doch in den letzten Monaten habe ich angefangen, an meiner Berufswahl zu zweifeln. So vieles hat sich verändert und hat nur noch wenig mit dem zu tun, wofür diese Arbeit einst stand.

Dennoch haben wir eigentlich den schönsten Job der Welt! Jeden Morgen gemeinsam mit den Kindern in den Tag zu starten, ihre Energie und Begeisterung zu spüren, das ist unbezahlbar. Es gibt so viele Momente, die uns zum Staunen bringen, in denen wir gemeinsam lachen, draußen sein und die Natur erleben dürfen, Geschichten erzählen, spielen und einfach albern sein können. Doch leider ist es eben nur “eigentlich” so.

Viele meiner Kolleginnen klagen über den Stress und die fehlende Zeit für die Kinder aufgrund all der zusätzlichen Anforderungen. Und ja, auch das ist sicherlich ein Problem. Aber ich bin der Meinung, dass man auch inmitten des hektischen Alltags bewusst schöne und wertvolle Momente mit den Kindern erleben kann, wenn man es nur zulässt.

Doch es ist nicht nur Corona, das uns zu schaffen macht. Der Fachkräftemangel ist seit Jahren bekannt, aber es wird kaum etwas unternommen, um entgegenzuwirken. Die Politik verspricht zwar regelmäßig Verbesserungen, doch wie sollen diese umgesetzt werden, wenn es an Personal fehlt?

Ich persönlich habe in Rheinland-Pfalz viele Jahre in einer ländlichen Kindertagesstätte gearbeitet. Ich war stets leidenschaftlich bei der Sache und habe mich kontinuierlich weitergebildet, um wertvolle konzeptionelle Arbeit leisten zu können. Doch all das Engagement wurde selten belohnt. Selbst mit Zusatzqualifikationen und Mehrarbeit gab es keine Gehaltserhöhung. Doch trotz allem haben viele von uns weiterhin alles gegeben.

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Im vergangenen Jahr wurde die Situation in der Kita immer untragbarer. Teamprobleme und unhaltbare Zustände führten dazu, dass sechs engagierte Erzieherinnen, inklusive mir, ihre Arbeitsverträge kündigten. Es war ein schwerer Schritt, aber letztendlich die logische Konsequenz aus allem, was schiefgelaufen war. Und ich befürchte, dass es in vielen Kitas ähnlich aussieht.

Träger und Leitungen, die dem pädagogischen Fachpersonal Steine in den Weg legen und zu wenig Fachkräfte bereitstellen, machen den Berufsalltag noch schwieriger. Es gibt Kolleginnen, die falsch im Beruf sind und eigentlich untragbar. Aber in Zeiten des Fachkräftemangels werden die Ansprüche eben weiter heruntergeschraubt.

Meine persönliche Erfahrung im Saarland, wo ich nun seit einigen Monaten arbeite, ist nicht viel anders. Auch hier gibt es viele ähnliche Probleme. Obwohl ich ein tolles neues Team und eine kompetente Leitung gefunden habe, frage ich mich immer noch, ob ich hier richtig bin und ob ich überhaupt noch Erzieherin sein sollte.

Ich war immer überzeugt, dass ich für diesen Beruf gemacht bin und habe das Bildungssystem immer verteidigt. Doch mittlerweile zweifle ich daran. Meine Freude an der Arbeit ist schon seit Monaten verloren gegangen und ich fürchte, dass sie unter diesen Bedingungen nicht zurückkehren wird. Und wir wissen alle, dass es in den kommenden Jahren noch schlimmer werden wird.

Ich weiß im Moment nicht, wohin mich mein beruflicher Weg führen wird, aber warum sollte ich nicht auch meine Chancen im benachbarten Ausland ausprobieren? Weniger Arbeit, mehr Freizeit und ein besseres Gehalt klingen nicht schlecht. Ja, das System wird mir vermutlich nicht gefallen, aber Abstriche muss man heutzutage überall machen. Oder ich mache etwas ganz anderes.

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Was also sollte mich und viele andere resignierte Kolleginnen noch aufhalten? Mir fehlt aktuell die Kraft für all das. Das, was mich als Erzieherin einst ausgemacht hat, scheint verloren gegangen zu sein. Ich bin müde und ausgelaugt. Zudem glaube ich nicht mehr daran, dass wir so systemrelevant sind, wie es oft behauptet wird. Sonst würde man uns nicht dermaßen links liegen lassen.

Dennoch möchte ich allen Kolleginnen, die noch voller Engagement, Motivation und Tatendrang für eine bessere Zukunft in den Kitas kämpfen, herzliche Grüße und viel Kraft senden.