Die Unterstützung der PKK für die AKP im politischen Machtkampf mit der Gülen-Bewegung mag auf den ersten Blick überraschend wirken. Schließlich handelt es sich bei der PKK um eine als terroristische Organisation eingestufte Gruppe. Warum also diese Solidarität? Und was bedeutet das?
Die PKK und die AKP: Partner für den Frieden
Die erste Frage lässt sich relativ einfach beantworten: Die PKK betrachtet die AKP-Regierung, insbesondere Präsident Erdogan, als Partner für den “Frieden”. Die Organisation hat seit 1984 einen Guerillakrieg gegen den türkischen Staat geführt, bei dem mehr als 40.000 Menschen ihr Leben verloren haben. Doch erst unter der Regierung Erdogan wurde eine “politische Lösung” möglich. Ende 2012 begann ein “Auflösungsprozess”, der auf geheimen Gesprächen zwischen der türkischen Regierung und Abdullah Öcalan, dem inhaftierten Führer der PKK, basierte. Seitdem herrscht weitestgehend Frieden. Beide Seiten beklagen, dass die andere zu zögerlich ist, um die vereinbarten Schritte umzusetzen, aber dennoch sind beide Seiten gewillt, den Frieden zu bewahren.
Die Skepsis der Gülen-Bewegung
Die Gülen-Bewegung hingegen steht dem Friedensprozess skeptisch gegenüber. Die AKP hat die “parallele Struktur” der Gülen-Bewegung innerhalb von Polizei und Justiz beschuldigt, den Friedensprozess zu “sabotieren”. Die Krise um den “Türkischen Nationalen Nachrichtendienst” im Februar 2012 wurde als eines der ersten Anzeichen für diese Absicht interpretiert. Seitdem wird in Ankara darüber gemunkelt und in letzter Zeit auch in der Presse enthüllt, dass die Gülen-Gemeinde gegen den Frieden mit der PKK ist.
Die Bedrohung durch die PKK
Die Gülen-Bewegung betrachtet die PKK als Bedrohung, insbesondere für ihre Einrichtungen in der überwiegend kurdischen Region der Türkei. Dazu gehören Schulen, Wohnheime und Wohltätigkeitsorganisationen. Die PKK hat diese Einrichtungen im Laufe der Jahre angegriffen und behauptet, dass sie kurdische Kinder “stehlen” und zu Anhängern der pro-türkischen Lehren von Gülen machen.
Einfluss auf die türkische Politik
Die Unterstützung der PKK wird in der Mehrheit der türkischen Gesellschaft abgelehnt und bringt der Regierung daher keine großen Vorteile. Lediglich die linksliberalen Anhänger des Friedensprozesses sehen darin einen Grund, die AKP zu unterstützen. Es gibt jedoch auch eine politische Kraft, die Erdogan möglicherweise in den kommenden Monaten unterstützen wird: die pro-kurdische Partei für Frieden und Demokratie (BDP). Sie hat 26 Sitze im Parlament und je nach Umfrageergebnissen 6% bis 8% der Wählerstimmen. Dieses politische Bündnis könnte Erdogan auch bei der nächsten Präsidentschaftswahl im kommenden Sommer unterstützen, bei der er, falls er antritt, die absolute Mehrheit der Stimmen benötigen wird.
Fazit: Der Feind meines Freundes ist mein Feind
Die PKK hat im Konflikt zwischen der AKP und der Gülen-Bewegung klar Partei ergriffen und unterstützt die AKP. Diese Entscheidung lässt sich durchaus nachvollziehen. Anstatt nach dem Motto “Der Feind meines Feindes ist mein Freund” zu handeln, lautet die Devise hier eher: “Der Feind meines Freundes ist mein Feind”.