Warum wir ab und zu die weibliche Form in Texten wählen, obwohl wir alle meinen

Warum wir ab und zu die weibliche Form in Texten wählen, obwohl wir alle meinen

Immer wieder werden wir gefragt, warum wir in unseren Texten manchmal nur die weibliche Form bestimmter Begriffe verwenden. Ob die Männer in diesem Bereich ausgestorben sind oder ob diese Regelung nur für Frauen gilt. Natürlich nicht, liebe Leserin, lieber Leser. Mit der weiblichen Form sind einfach alle Geschlechter gemeint. Das mag den einen oder anderen verwirren, daher möchten wir das erklären.

Sprache lenkt unsere Wahrnehmung

Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft, in der es der Sprache immer noch schwer fällt, Frauen (und andere diskriminierte Gruppen) sichtbar zu machen. Und wenn es doch versucht wird, ist es oft sehr technisch und kaum aussprechbar.

Sprache beschreibt nicht nur die Welt, sie lenkt auch unsere Wahrnehmung. Ein guter Text erzeugt Bilder im Kopf und ist leicht verständlich.

In erster Linie denken wir an Männer

Das generische Maskulinum “Studenten” zum Beispiel mag sprachlich neutral sein, aber in unseren Köpfen entstehen unweigerlich Bilder von männlichen Vertretern dieser Gruppe. Das liegt daran, dass wir uns oft auf das biologische Geschlecht beziehen. Studien haben das bestätigt, und jeder kann es selbst nachvollziehen, wenn er einen Text liest.

Außerdem fühlen sich Frauen oft nicht mitgemeint, wenn zum Beispiel von Ärzten oder Bankern die Rede ist. Unser Ziel ist es jedoch, alle Leserinnen und Leser anzusprechen, unabhängig von ihrem Geschlecht.

Es gibt viele Vorschläge

Es gibt viele Vorschläge, wie Frauen in der Sprache sichtbarer gemacht werden können. Einige davon sind schwer lesbar und nicht gut gesprochen. Wir möchten jedoch nah an der gesprochenen Sprache bleiben und Bilder erzeugen. Verständlichkeit ist uns wichtig. Auch möchten wir nicht jedes Mal “Leserin und Leser” schreiben, da dies den Text verlängert und den Lesefluss verlangsamt. Wir möchten keine schwer verständlichen Texte schreiben.

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Die in vielen Medien verwendeten scheinbar neutralen Formen wie “Radfahrende” oder “Mietende” halten wir für grammatisch schwierig. Nicht zu jeder Zeit ist eine Newsletter-Leserin beispielsweise auch eine Newsletter-Lesende. Wir verwenden solche Gerundivformen daher eher selten. Manchmal sind sie jedoch bereits Teil des normalen Sprachgebrauchs, wie zum Beispiel das Wort “Studierende” an der Universität.

Auch möchten wir nicht immer einen umständlichen Nebensatz schreiben wie “alle, die dort kaufen” anstelle von einfach “Käuferin”, da dies den Text wieder schwer verdaulich macht.

Die perfekte Lösung gibt es nicht

Nach langem Überlegen haben wir uns daher entschieden, ab und zu die weibliche Form zu verwenden und damit alle Geschlechter anzusprechen. Dadurch möchten wir weitere Bilder im Kopf entstehen lassen – von Frauen.

Wir experimentieren weiterhin. Unser Ziel ist es, verständlich zu schreiben und niemanden auszuschließen. Manchmal gelingt uns das besser, manchmal weniger gut. Die vielen positiven Reaktionen, die wir bereits erhalten haben, bestärken uns in unserer Entscheidung. Wir möchten niemanden verärgern, aber ein kleines bisschen irritieren. Denn unser Ziel ist es, uns alle etwas mehr zu sensibilisieren und Frauen sichtbarer zu machen. Leider gibt es keine einfache und allgemein verständliche Lösung für dieses Problem.