Warum wurde die Schweiz im Zweiten Weltkrieg verschont?

Warum wurde die Schweiz im Zweiten Weltkrieg verschont?

Die Geschichte der Schweiz ist voller kontroverser Themen, die immer wieder für Diskussionen sorgen. Von der Staatsbildung im Spätmittelalter über die Neutralität in der Frühen Neuzeit bis hin zur Bedeutung Napoleons für die Verfassungsentwicklung und der späten Einführung des Frauenstimmrechts. Kein historisches Thema hat jedoch die Gemüter so sehr bewegt wie der Zweite Weltkrieg. Vor allem eine Frage drängt sich immer wieder auf: Warum wurde die Schweiz von Nazi-Deutschland verschont?

Die öffentliche Diskussion dreht sich im Wesentlichen um zwei Erklärungen: Militär und Wirtschaft. Die militärische Erklärung betont den Abschreckungseffekt des sogenannten Reduits, während die wirtschaftliche Erklärung auf die Zusammenarbeit mit Nazi-Deutschland verweist. Die Anhänger der wirtschaftlichen Erklärung sind heute wohl zahlreicher als diejenigen der militärischen Erklärung. Früher war es allerdings umgekehrt.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Betonung der wirtschaftlichen Erklärung in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Es wäre weltfremd anzunehmen, dass ein Krieg ausschließlich von militärischen Überlegungen geleitet wird. Gleichzeitig jedoch scheint die wirtschaftliche Erklärung zu einer Art Orthodoxie geworden zu sein. Der Bergier-Bericht, der die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland untersucht hat, wird oft als alleinige Quelle für die Deutung der Vergangenheit genutzt.

Wer sich jedoch etwas genauer mit dem Bergier-Bericht auseinandersetzt, weiß, dass diese Verkürzung nicht zulässig ist. Der Bericht widerlegt vor allem die Behauptung, dass die Schweizer Wirtschaft den Krieg verlängert habe. Im Schlussbericht des Bergier-Berichts heißt es klar, dass die von der Schweiz erbrachten Dienstleistungen, Exporte und Kredite den Kriegsverlauf nicht entscheidend beeinflusst haben. Die verschiedenen Faktoren wie strategische Bombardierungen, Kampftaktiken der militärischen Protagonisten, Kommunikationssysteme und Informationskrieg waren wichtige Faktoren, auf die die Schweiz keinen direkten Einfluss hatte.

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Auch ein Vergleich mit anderen neutralen Ländern wie den Niederlanden zeigt, dass die enge wirtschaftliche Verbindung zu Deutschland keine Garantie für eine Verschonung war. Die Niederlande, die vor dem Krieg ebenfalls eng mit Deutschland verbunden waren, wurden innerhalb weniger Tage erobert. Es waren andere strategische Überlegungen, die den Ausschlag gaben.

Letztendlich war es also Glück, unglaubliches Glück, dass die Schweiz im Zweiten Weltkrieg verschont wurde. Wenn der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich anders verlaufen wäre, hätte es durchaus sein können, dass auch die Schweiz besetzt worden wäre. Doch aufgrund der schnellen Niederlage Frankreichs änderten sich die Prioritäten des deutschen Heeres ab 1940.

Es ist faszinierend, wie zufällige Umstände so große Auswirkungen haben können. Die Schweiz kann von Glück sprechen, dass sie während des Zweiten Weltkriegs nicht besetzt wurde.

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