Stell dir vor, du triffst auf zwei Männer – beide tragen einen roten Mantel und bringen Geschenke für Kinder. Auf den ersten Blick magst du denken, dass sie ziemlich ähnlich sind. Doch in Wirklichkeit gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem hl. Nikolaus und dem Weihnachtsmann. Ihre Herkunft, Bräuche und Entwicklungen im Laufe der Jahre unterscheiden sich erheblich. Kommerz und Medien haben zusätzlich dazu beigetragen, dass die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen.
Der heilige Nikolaus
Der hl. Nikolaus war ein realer Bischof, der in seiner Zeit Gutes getan und bedürftige Menschen beschenkt hat. Obwohl einige Aspekte dieser historischen Figur nicht belegt sind und sich mit einem anderen Bischof vermengt haben, hat er in katholischen Regionen eine große Bedeutung. Der Name Nikolaus bedeutet “Sieg des Volkes” und sein Namenstag ist unter anderem der 6. Dezember. Der hl. Nikolaus ist der Schutzpatron vieler Handwerksleute, Städte und Länder, darunter Russen, Kroaten, Serben, Lothringen und Süditalien. Er findet sich auch in vielen Stadtwappen der Hansestädte wieder und war der Schutzpatron von Nieuw Amsterdam, dem heutigen New York. Aus dem niederländischen “Sinterclaas” entstand schließlich Santa Claus.
Der Weihnachtsmann
Der Weihnachtsmann hingegen ist eine Phantasiefigur, die sich an Figuren aus nordischen Ländern anlehnt. Im eigentlichen Sinne hat er keinen Namen. Der Weihnachtsmann entstand als Gegenfigur zum hl. Nikolaus während der Reformation, als Heiligenfiguren abgelehnt wurden. Ursprünglich war das Christkind für die Geschenke zuständig, wurde aber allmählich vom Weihnachtsmann verdrängt. Heute wird der Weihnachtsmann von Elfen, Wichteln, Rentieren und anderen Begleitern umgeben. Er hat einen festen Wohnort, trägt einen roten Mantel mit weißem Pelz, Stiefeln und einem breiten Gürtel. Ursprünglich hatte er einen Sack mit Geschenken und eine Rute für unartige Kinder. Somit vereint der Weihnachtsmann in sich den Nikolaus und Knecht Ruprecht. In Skandinavien symbolisiert die Rute jedoch Fruchtbarkeit und nicht Bestrafung.
Der Weihnachtsmann im Wandel
Im Laufe der Zeit hat sich der Weihnachtsmann stark verändert. Früher brachte er als himmlisches Gericht Gut und Böse in Verbindung mit dem Christkind zu Weihnachten Geschenke. Heutzutage ist der Weihnachtsmann die Symbolfigur für die gesamte Weihnachtszeit und unterliegt eher dem Kommerz als der Tradition. In östlichen und skandinavischen Ländern verschmolz er mit anderen Figuren und Bräuchen. Das Christkind als engelsgleiche Begleitung ist fast verschwunden. Der Weihnachtsmann wird heute als gut durchchoreografierte Figur wahrgenommen, die den Menschen eine angenehme Grundstimmung vermittelt.
Gibt es eine richtige oder falsche Entscheidung?
Manche Eltern fragen sich, ob sie den 6. Dezember im Sinne des hl. Nikolaus oder lieber den Weihnachtsmann feiern sollen. Der hl. Nikolaus verkörpert Ruhe und Besinnlichkeit. Er ist eine reale Figur, deren Existenz leicht vermittelt werden kann. In vielen Veranstaltungen wie im Kindergarten tritt der hl. Nikolaus auf. Viele Menschen möchten dem Weihnachtstrubel entfliehen und zu den Wurzeln zurückkehren, weshalb der hl. Nikolaus eine langsame, aber stetige Renaissance erlebt. Der Weihnachtsmann hingegen ist eine Kunstfigur, die sich zu jeder Zeit in der Weihnachtszeit aktivieren lässt. Er hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt und wird heute von Werbeschaffenden als glatte und harmonische Figur genutzt. Obwohl er keine Respektfigur mehr ist, bringt der Weihnachtsmann den Kindern viel Freude und ermöglicht es ihnen, eine große Phantasiewelt zu erleben. Die meisten entscheiden sich dafür, den hl. Nikolaus am 6. Dezember zu feiern und den Weihnachtsmann den Rest der Weihnachtszeit freien Lauf zu lassen. Dabei geht es vor allem darum, den Kindern eine angenehme und besondere Zeit zu bieten.
Brauchtum verändert sich im Laufe der Zeit, und so entwickeln sich auch die Figuren entsprechend. Sowohl der hl. Nikolaus als auch der Weihnachtsmann haben ihre eigenen besonderen Merkmale und tragen zu einer einzigartigen und magischen Weihnachtszeit bei.
