Was Katholiken und Protestanten trennt

Was Katholiken und Protestanten trennt

Adventszeit, Weihnachtsbäume, Kirchgang und Geschenke an Heiligabend: Die wichtigsten Bräuche sind konfessionsübergreifend. Und auch die Weihnachtsrituale der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche unterscheiden sich heute kaum noch. Doch es gibt immer noch Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten, die auf die jahrhundertelange Konflikte und Spaltung zwischen den beiden Konfessionen zurückzuführen sind.

Martin Luther und die Reformation

Die Reformation im frühen 16. Jahrhundert führte zur Teilung der Kirche in eine katholische und eine evangelische Konfession. Der Wunsch des katholischen Mönchs Martin Luther, “seine” Kirche zu reformieren, erfüllte sich nicht. Historisch ist nicht belegt, dass Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hat. Aktenkundig ist jedoch Luthers Kritik am kirchlichen Handel mit Ablassbriefen, mit der Gläubige nach damaliger Lehrmeinung der Kirche ihre Sündenstrafen tilgen konnten.

Gut 500 Jahre später haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Katholische Kirche aufeinander zugegangen. Doch trotz der Suche nach Annäherung und Aussöhnung trennen die beiden Konfessionen bis heute grundlegende Glaubensunterschiede. Hier eine Übersicht der wichtigsten von ihnen:

1. Bibelverständnis

Katholizismus und Protestantismus haben unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung und die Autorität der Bibel. Für Evangelische ist seit Luther klar: “Sola Skriptura” – die Bibel ist die einzige Quelle für das Wort Gottes. Katholiken hingegen glauben, dass die Bibel allein nicht ausreichend ist, sondern dass neben der Heiligen Schrift auch die römisch-katholische Tradition für Christen bindend ist.

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2. Kirchenverständnis

Die katholische Kirche versteht sich als alleinige wahre Kirche unter der Führung des Papstes. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hingegen betrachten sich trotz ihrer Verschiedenheit alle als gleichwertig.

3. Papstamt

Das Papstamt widerspricht nach evangelischer Auffassung den Aussagen der Bibel. Katholiken sehen im jeweiligen Papst den Nachfolger des Apostels Petrus – und somit das von Jesus Christus bestimmte Oberhaupt ihrer Kirche.

Papst Franziskus ist seit März 2013 das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Das Papstamt lehnen die Protestanten kategorisch ab

4. Amtsverständnis

Nach katholischem Verständnis haben Bischöfe, Priester und Diakone durch die Weihe eine besondere Prägung Gottes für ihren Dienst. Deshalb steht der Dienst des Priesters über dem der katholischen Laien. Die evangelische Kirche sieht im geistlichen Amt keine Weihe der Person, sondern eine von Gott gewollte Funktion. Diese Funktion kann auf jeden Gläubigen übertragen werden – auch auf Frauen.

5. Eucharistie oder Abendmahl

Die Eucharistie oder das Abendmahl ist eine Handlung im Gottesdienst, die Sterben und Auferstehung Jesu Christi vergegenwärtigen soll. Die katholische Eucharistie darf nur von einem geweihten Priester vorstehen. In der evangelischen Kirche ist generell jeder Getaufte eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen – und jeder Getaufte kann das Abendmahl leiten. Außerdem hat das Abendmahl je nach Konfession eine andere Bedeutung.

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6. Sakramente

In der römisch-katholischen Kirche gibt es sieben Sakramente, während es in der evangelischen Kirche nur zwei gibt: die Taufe und das Abendmahl. Die Sakramente dienen in beiden Konfessionen als symbolisch-rituelle Handlungen, durch die Gott Menschen in ihrem Glauben verbindet und segnet.

7. Marien- und Heiligenverehrung

Katholiken verehren Maria, die Mutter Jesu, als “Himmelskönigin”. Die evangelische Kirche lehnt die Heiligen- und Marienverehrung ab.

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8. Zölibat

In der katholischen Kirche ist der Zölibat für Priester und Ordensleute verpflichtend. Die evangelische Kirche lehnt den Zölibat als Pflicht ab.

Diese Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten sind heute noch spürbar, obwohl sich die beiden Konfessionen im Laufe der Zeit angenähert haben. Es bleibt jedoch wichtig, die jeweiligen Glaubensunterschiede zu respektieren und die Gemeinsamkeiten zu feiern.