Was tun, wenn der Hund nicht hört?

Hund hört nicht

Dein Hund hört dich sehr wohl, aber er versteht dich nicht. Denn Hunde können kein Deutsch. Auch kein Englisch. Und auch Italienisch und Französisch können sie nicht. 🙂

Warum also sollte er etwas tun, wenn er nicht versteht, was er tun soll? Deine Aufgabe ist es, deinem Hund zunächst einmal die Bedeutung deiner Wörter beizubringen.

Ein Denkanstoß

Ich habe etwas gefunden, das ich gerne mit dir teilen möchte und das dich hoffentlich ein wenig zum Nachdenken bringt.

Reisen Sie in Ihre Phantasie. Sie haben einen Sohn, der das Alter erreicht hat, in dem man mit dem Töpfchentraining beginnt. Jedes Mal, wenn er einen Unfall in seinen Windeln hat, sagen Sie ihm, dass er ein “böser Junge” sei. Sie bringen ihn ins Badezimmer (nicht auf die Toilette wohlgemerkt) und schließen die Tür. Dort lassen Sie ihn rund 15 Minuten lang, damit er sein Geschäft erledigen kann. Wenn er herauskommt, pinkelt er wieder in seine Windel und Sie schreien ihn wieder an. Er sollte doch mittlerweile wissen, dass er das nicht tun soll.

Sie entscheiden, dass es Schlafenszeit ist. Sie bringen ihn in sein Schlafzimmer und schließen die Tür. Er weint eine Weile und dann herrscht Stille. Am Morgen stehen Sie auf, nur um herauszufinden, dass er die ganzen Wände bemalt, alle Schubladen ausgeleert und jeden zerbrechlichen Gegenstand im Raum zerbrochen hat. Wutentbrannt schreien Sie ihn an. Er weint und Sie fühlen sich besser – er wusste wohl, was er falsch gemacht hat. Schließlich fing er zu weinen an.

Jetzt müssen Sie zur Arbeit gehen. Sie geben ihrem Sohn sein Frühstück, bringen ihn dann in sein Schlafzimmer, sagen ihm, dass er ein guter Junge sein soll und gehen zur Arbeit. Als Sie nach Hause kommen, sieht das Zimmer aus, als ob ein Hurrikan gewütet hätte. Er hat Hunger und weint und hat zahlreiche Verschmutzungen hinterlassen, während Sie weg waren. Diesmal sind Sie richtig wütend.

(Siehe Trish King, Hundekunde kinderleicht, 2004)

LESEN  Taschenrechner mit Prozent-Funktion: Die 3 besten

Ja, aber…

…das würde ich doch niemals machen. Ich hoffe nicht, dass du es mit deinem Kind so machen würdest, aber genau das wird sehr häufig mit Welpen gemacht.

Sie werden mit der Nase in ihr Geschäft getunkt, sie werden bedroht, sie werden am Hals gewürgt, sie werden ohne Training alleine gelassen, es wird erwartet, dass sie Dinge tun, von denen sie nicht mal ansatzweise wissen, was damit gemeint ist.

Und es wird erwartet, dass sie automatisch der hochkomplexen deutschen Sprache mächtig sind.

Voraussetzungen für den Erfolg schaffen

Deshalb meine Riesenbitte an dich: Sorge dafür, dass dein Welpe die Chance bekommt, etwas zu lernen. Schaffe die Umgebung und die Voraussetzungen dafür. Hilf ihm dabei. Zeige ihm auf nette Art, was du möchtest.

Natürlich ist es anstrengend, häufig mit dem Welpen rauszugehen und dann macht er vielleicht doch nicht. Und dann musst du ihn auch noch genau beobachten, wenn ihr wieder drin seid, damit er sich da nicht hinhockt. Und es ist auch ein bisschen anstrengend, das Alleinbleiben zu trainieren.

Er kennt nicht automatisch seinen Namen, aber er wird ihn sehr schnell lernen, wenn du ihn immer wieder mit einem Leckerli verknüpfst. Er weiß nicht, was “Komm!” bedeutet – er spricht nicht unsere Sprache.

Wenn er aber jedes Mal eine Belohnung bekommt, wenn er zu dir gerast kommt, kannst du das Verhalten sehr schnell mit deinem “komm” oder einem Pfiff verbinden und dein Welpe wird es gerne ausführen, weil es sich für ihn lohnt.

Frust vermeiden

Du kannst auf beiden Seiten – bei dir und deinem Welpen – sehr viel Frust vermeiden, wenn du dir überlegst, was du von deinem Welpen möchtest und ihn auf freundliche Art dazu anleitest, genau das zu tun.

LESEN  VisualVest – Alles, was du wissen musst!

Dazu gehört auch Management. Du solltest deine Wohnung welpensicher aufräumen, so wie du es bei einem Kind kindersicher machst. Es ist praktisch, den teuren Perser zunächst mal wegzuräumen, bis der Welpe stubenrein ist. Und es lohnt sich, seine teuren Schuhe wegzuräumen, denn Kauen ist nun mal eine der Hauptbeschäftigungen für Welpen.

Damit und durch geschicktes Agieren deinerseits sorgst du dafür, dass dein Welpe das “Richtige” tut und wartest nicht auf Fehler. Das wiederum erspart dir und dem Welpen andauernd “Nein”, “Pfui” oder “Aus!”.

Stell dir vor, du kommst in eine fremde Kultur und hast keine Ahnung, wie man sich dort benimmt. Was immer du auch machst, jedes Mal wirst du unfreundlich angeschnauzt oder sogar angeschrien. Wie würdest du dich fühlen?

Welche Auswirkungen solche unberechenbaren Reaktionen haben können, kannst du hier nachlesen.

Erwarte nur, was du trainiert hast

Du kannst von deinem Welpen nur die Dinge erwarten, die du auch mit ihm geübt hast. Erwarte bitte nicht, dass es nach 10 Wiederholungen klappt. Überleg mal, wie lange du gebraucht hast, bis du das 1×1 gelernt hast. Oder auch das Autofahren! Oder Stricken. 😉 (Das habe ich bis heute nicht verstanden.)

Was einen guten Trainer ausmacht

Ein guter Trainer sagt nicht: “Mein Hund hört nicht!”, sondern er überlegt sich, wie er besser trainieren kann, damit sein Hund in möglichst jeder Situation die Signale befolgt.

Er denkt nicht darüber nach, wie er seinem Welpen etwas abgewöhnen kann, sondern er überlegt sich, was sein Hund statt des unerwünschten Verhaltens tun soll und wie er das so trainieren kann, dass sein Hund es versteht und Spaß beim Training mit ihm hat.

LESEN  Die besten Konten und Tipps für Auszubildende

Ein guter Trainer macht die Trainingsschritte so klein, dass der Welpe möglichst nie einen Fehler macht, aber so groß, dass der Welpe sich nicht langweilt und er im Training vorankommt.

Er steigert die Ablenkungen nur so weit, wie der Welpe sie noch schafft. Er beobachtet seinen Welpen und bemerkt, wenn dieser in Stress gerät, und verändert dann die Situation.

Welpe arbeitet gerne mit

Schau mal hier und lies dir durch, wie du ganz toll mit deinem Welpen kommunizieren und ihm mitteilen kannst, dass du das toll findest, was er gerade tut. Ob du ein guter Trainer bist, merkst du daran, ob dein Welpe sehr gerne mit dir trainiert. 🙂

Noch ein Tipp zum Schluss (auch wenn in allen Büchern etwas anderes steht): Wenn du so wie hier beschrieben mit deinem Welpen übst, ist das Aufhören eine Strafe. Weil dein Welpe weitermachen möchte. Deshalb höre nicht auf, wenn es am besten geklappt hat, sondern lieber nach einem schlechten Versuch, den du nicht belohnst.

Fazit

Wenn dein Welpe nicht hört, gehe in dich und überlege, was du noch üben musst, damit dein Hund in dieser Situation deine Signale befolgt. Und dann trainiere mit ihm. Sei nicht sauer auf deinen Hund.

Er will dich nicht ärgern, er will dich vor niemandem blamieren, und er macht es auch nicht, weil er die Weltherrschaft übernehmen möchte. Wenn ein Hund ein Verhalten auf ein Signal hin nicht ausführt, sagt er damit nur ganz einfach, dass er es noch nicht oft genug geübt hat – zumindest nicht unter den gegebenen Umständen.

Du findest auf diesen Seiten eine Menge Anleitungen und Tipps, wie du mit deinem Welpen auf so nette Art trainieren kannst, dass er gerne mit dir übt und ihr beide dabei Spaß habt.

Noch ein letzter Lesetipp: So lernt der Hund.

By Claudia Hußmann