Neulich habe ich eine BWL-Bachelorarbeit lektoriert und bin über eine besonders komplizierte Formulierung gestolpert. Statt einfach von Aspekten zur Effektivität der neuen Strategie zu sprechen, wurden Aspekte bezüglich der Effektivität untersucht. Warum machen wir es uns nur so schwer? Das wissenschaftliche Schreiben sollte doch klar und präzise sein, damit der Leser versteht, was gemeint ist. Deshalb empfehle ich oft meinen Kunden, so einfach wie möglich zu schreiben. Nicht umgangssprachlich, sondern klar und präzise. Statt “bezüglich” oder “hinsichtlich” sollten wir ruhig von etwas sprechen und unsere Meinung zu einer Position darlegen.
Kurz und präzise statt lang und umständlich
Warum nutzen wir in Bachelor- und Masterarbeiten immer mehr lange und komplizierte Präpositionen wie “bezüglich”, “hinsichtlich” oder “innerhalb”? Diese Begriffe sind oft vage und unbestimmt. Statt “Kritik bezüglich einer Methode” könnten wir doch einfach von “Kritik an der Methode” sprechen. Wenn wir über Steuern diskutieren, könnte die Diskussion besser über die Steuern stattfinden. Die Verwendung solcher langen Präpositionen kann den Text schnell verklausuliert klingen lassen. Warum also verwenden wir sie so oft? Vielleicht wollen wir uns nicht klar positionieren oder sind unsicher, welche Präposition die richtige ist.
Mein Tipp: Wählen wir möglichst kurze Präpositionen. Das erhöht die Präzision, Leichtigkeit und Lesbarkeit des Textes. Hier sind einige Beispiele für häufig verwendete Präpositionen und Alternativen:
“hinsichtlich”
- Hinsichtlich der Methodik ist zu erwähnen → Zur Methodik ist zu erwähnen
- Bewusstsein hinsichtlich der Fehlerquellen → Bewusstsein über die Fehlerquellen
- Zweifel hinsichtlich der Angemessenheit → Zweifel an der Angemessenheit
- Ergebnisse hinsichtlich der Struktur → Ergebnisse zur Struktur
- Kritik hinsichtlich des Vorgehens → Kritik am Vorgehen
“bezüglich”
- Überlegungen bezüglich des Vorgehens → Überlegungen zum Vorgehen
- Hinweis bezüglich der Kosten → Hinweis zu den Kosten
- Angaben bezüglich des Einkommens → Angaben zum Einkommen
- sich Gedanken bezüglich der Kosten machen → sich Gedanken über die Kosten machen
- Notiz bezüglich der Symptome → Notiz zu den Symptomen
- Unterstützung bezüglich der Regelung ihrer Finanzen → Unterstützung bei der Regelung ihrer Finanzen
“innerhalb”
- zu viel Lärm innerhalb der Klasse → zu viel Lärm in der Klasse
- innerhalb Deutschlands → in Deutschland
- innerhalb der Literatur → in der Literatur
“vonseiten” / “seitens”
- Der Einfluss vonseiten der Medien → Der Einfluss der Medien.
- vonseiten der Politiker beschlossene Maßnahmen → von den Politikern beschlossenen Maßnahmen
- seitens der Bevölkerung auf Widerstand stoßen → bei der Bevölkerung auf Widerstand stoßen
Vermeiden wir falsche Präpositionen
Manche Präpositionen sind beliebt, aber nicht korrekt. Hier sind einige Beispiele:
“Bedarf an etwas haben”
Statt “Es besteht ein Bedarf nach etwas” sollte es “Es besteht ein Bedarf an etwas” heißen. “Nach” ist nur richtig, wenn wir den Wunsch nach etwas verspüren.
“durch”
In wissenschaftlichen Arbeiten wird manchmal “durch” anstelle von “aufgrund” verwendet. “Durch” bedeutet normalerweise “mittels” oder “mithilfe von”. Es ist sprachlich bemerkenswert, wenn Autos durch umstürzende Bäume getroffen werden oder jemand durch einen Bären angegriffen wird. Hier sollten wir “von” verwenden. Auch die beliebten Hervorhebungen “durch den Verfasser” sollten eigentlich “vom Verfasser” sein.
“für”
Die Präposition “für” wird oft als Verlegenheitslösung verwendet, wenn keine andere Präposition zur Hand ist. Obwohl sich “für” immer mehr durchsetzt, klingt es oft ungewöhnlich. Hier sind einige Beispiele:
- für weitere Hinweise → zu weiteren Hinweisen
- Interesse für etwas haben → Interesse an etwas haben
- für das Lernen befähigen → zum Lernen befähigen
Die richtige Kasuswahl
Präpositionen verlangen manchmal einen bestimmten Fall (Kasus). Hier sind einige wichtige Präpositionen, bei denen oft der falsche Kasus gewählt wird:
Dativ statt Genitiv
“Wegen” wird oft mit Dativ verwendet, aber in wissenschaftlichen Texten sollten wir nach wie vor den Genitiv verwenden. Ähnlich ist es mit “dank” und “laut”. Der Genitiv wird auch häufig bei “entsprechend” verwendet, obwohl nur der Dativ richtig ist. Verwenden wir also den richtigen Kasus!
Genitiv statt Dativ
Einige Präpositionen wurden früher mit Dativ verwendet, aber heute wird immer mehr der Genitiv genutzt. Hier sind einige Beispiele:
- wegen des Windes anstelle von wegen dem Wind
- dank eines Zufalls anstelle von dank dem Zufall
- laut des Berichtes anstelle von laut dem Bericht
Genitiv statt Akkusativ
Verwenden wir auch den richtigen Kasus bei “wider besseres Wissen”. Es sollte “wider besseren Wissens” heißen.
Meine Tipps aus dem Lektorat
Manche Dinge bereiten Studierenden Probleme, wie ich im Rahmen des Wissenschaftslektorats feststelle:
(1) Wenn zwei Präpositionen vor einem Substantiv stehen, die unterschiedliche Fälle erfordern, sollten wir uns für einen Kasus entscheiden. Zum Beispiel können wir “mit den Papieren und ohne sie” oder “mit und ohne Papiere” schreiben. Bei zwei Präpositionen richtet sich der Kasus des Substantivs nach der letzten Präposition.
(2) Wenn nach einer Präposition verschiedene Dinge aufgezählt werden, bleibt der Kasus immer der gleiche. Achten wir darauf, den richtigen Kasus zu verwenden. Zum Beispiel: “durch die Teilnahme und den Austausch von Erkenntnissen”.
Literatur zu Präpositionen in wissenschaftlichen Texten
- Kornmeier, Martin (2016): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht für Bachelor, Master und Dissertation. 7. Auflage. Bern: Haupt (UTB Band 3154).
- Ulmi, Marianne; Bürki, Gisela; Verheim, Annette; Marti, Madeleine (2017): Textdiagnose und Schreibberatung. 2. Auflage. Opladen: utb.
Jetzt wissen wir, wie wir uns klar und präzise ausdrücken können, ohne uns in komplizierten Präpositionen zu verlieren. Lasst uns aufhören, die Dinge unnötig kompliziert zu machen und stattdessen klar und verständlich schreiben!