Wege zur rechtmäßigen Wappenführung

Wege zur rechtmäßigen Wappenführung

Nirgendwo wurde in den letzten 200 Jahren so viel Unsinn in Bezug auf Familienwappen in Heraldik und Genealogie getrieben. Immer wieder werden wir gefragt: Was macht ein ordnungsgemäßes Wappen aus? Wie definiert sich eine Führungsberechtigung? Was unterscheidet ein bürgerliches von einem adeligen Wappen? Heute beantworte ich diese Fragen und veranschauliche sie anhand von Beispielen.

Rechtmäßige Wappenführung

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten der rechtmäßigen Wappenführung. Die erste Möglichkeit ist, dass ein Familienwappen bereits historisch vorhanden ist. Hierbei muss einer der Stammväter eine solche Tradition begründet haben. Die Mehrheit der bei uns eingereichten Wappen entspricht jedoch weder den heraldischen Regeln noch weisen sie eine Führungsberechtigung auf.

Namensgleichheit und Führungsberechtigung

Für die meisten Familiennamen gibt es mehrere Wappen in der Literatur. Allein beim Namen Heimbach konnten wir 16 Familienwappen in der deutschsprachigen Literatur finden. Es ist jedoch nicht möglich, einfach das Wappen auszuwählen, das einem am besten gefällt und es anzunehmen, nur weil es zum Namen passt. Das Recht auf eine historische Wappenführung leitet sich nicht aus einer Namensgleichheit, sondern aus einer genealogischen Herkunft ab. Um einer Familie ein historisches Wappen zuzusprechen, muss nachgewiesen werden, dass sie lückenlos von dem Stifter des Wappens abstammt.

Heraldische Reisende um 1900

Hier unterscheidet sich seriöse Heraldik von unseriöser Heraldik. Zu Zeiten des Kaiserreichs war es schick, ein Familienwappen zu führen. Damals zogen heraldische Reisende durch das Land und boten industriellen Familien, Gastwirtsfamilien und reichen Bauernfamilien Wappen an. Dabei wurden Wappen aus der Literatur ausgewählt, die dem Familiennamen entsprachen, und diese dann den Familien angeboten. So erhielten viele Familien um 1900 Wappen, die ihnen eigentlich nicht zustehen. Oftmals kommt es vor, dass uns solche Wappen heute eingereicht werden und wir den Familien mitteilen müssen, dass sie ein Wappen führen, das ihnen nicht zusteht und mit dessen Führung sie sich sogar strafbar machen.

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Kein historisches Wappen ohne Familienforschung

Der Weg zur Führung eines historischen Familienwappens führt zwangsläufig über Familienforschung. Es muss bekannt sein, wer die Vorfahren waren, wo sie herkommen und welchen sozialen Stand sie hatten. Nur wenn dieser Stand hoch genug war, besteht überhaupt die Chance, auf ein historisches Wappen zu stoßen.

Wappenstiftung

Sollte kein historisches Wappen vorhanden sein, hat jede Familie in Deutschland nach wie vor das Recht, eine solche Tradition neu zu begründen und ein Familienwappen zu stiften. Die heraldischen Regeln aus dem 12. Jahrhundert, nach denen ein Wappen gestaltet wird, haben sich bis heute nicht verändert. Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Kunden an der Gestaltung des Wappens und kümmern uns um die Veröffentlichung und Registrierung. Auf die Wappenstiftung gehe ich in einem separaten Video näher ein.

Bestandteile eines ordentlichen Wappens

Ein ordentliches Wappen besteht aus dem Schild, dem Helm, den Decken, dem Oberwappen (auch Helmzier genannt) sowie persönlichen Elementen, die sich im Wappenschild und in der Helmzier befinden. Helm und Decken sind schmückende Elemente und gehören zwangsläufig zu einem Vollwappen.

Unterschied zwischen bürgerlichen und adeligen Wappen

Der Unterschied zwischen bürgerlichen und adeligen Wappen liegt nur in wenigen Details. Die heraldischen Regeln gelten also für beide Familien. Bürgerliche Wappen haben einen geschlossenen Stechhelm, der frontal oder seitlich gezeigt werden kann. Der Übergang zwischen Helm und Helmzier wird durch einen sogenannten Wulst gebildet. Beim adligen Wappen hingegen wird ein offener Bügel- oder Spangenhelm verwendet, der Übergang zwischen Helm und Oberwappen erfolgt durch eine Krone. Wenn Sie also ein bürgerliches Wappen mit diesen adligen Attributen sehen, ist in der Regel etwas nicht in Ordnung.

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Literatur über unseriöse Heraldik

Ein Buch, das wir gerne zu diesem Thema empfehlen, ist “Der Wappenschwindel – seine Werkstätten und ihre Inhaber: Ein Blick in die heraldische Subkultur” von Jürgen Arndt, dem ehemaligen Präsidenten des Herolds. In dem Buch wird die Subkultur beschrieben, die um die Jahrhundertwende entstand.

Unser Anliegen

Uns ist es wichtig, unseren Kunden zu erklären, was gute und seriöse Heraldik ausmacht und wie sie erkennen können, ob ein Wappen heraldisch korrekt ist. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, uns Wappen zur Prüfung einzusenden. Vorab informieren wir Sie natürlich über anfallende Kosten.