Sie ist bei jedem meiner Fotoshootings dabei und auch in meinen Foodfotografie Workshops liegt sie immer parat: Die Graukarte. Aber was ist eine Graukarte eigentlich und wie funktioniert der Weißabgleich mit Graukarte?
Was bedeutet Weißabgleich – Kurzer Überblick
Warum macht man überhaupt einen Weißabgleich? Im Beitrag “Weißabgleich & Farbtemperatur – Bye Bye Gelbstich” haben wir bereits darüber gesprochen, dass jede Lichtquelle – egal ob Sonne, Lampe, Kerze oder Blitz – eine bestimmte Lichtfarbe hat. Diese Lichtfarbe, bzw. Farbtemperatur, wird auf der Kelvin-Skala eingeordnet. Sie reicht von einem warmen Orange-Gelb über neutrales Weiß bis zu kühlem Blau. Die Farbtemperatur deiner Lichtquelle verändert sowohl die Tönung deines Bildes insgesamt, als auch das Erscheinen der darauf sichtbaren Farben. Dadurch kann bspw. eine grüne Gurke je nach Farbtemperatur des Lichtes einmal eher gelblich-grün und einmal eher bläulich-grün erscheinen.
Damit du später keinen Stress damit hast, die Farbtemperatur und Tönung manuell anzupassen, nutzt du im Idealfall eine Graukarte für den Weißabgleich. Diese dient als Referenzpunkt und hilft dir so bei der korrekten Einstellung.
Zur Erinnerung und für mehr Details zum Thema “Weißabgleich & Farbtemperatur” kannst du dir gerne auch noch einmal den Beitrag darüber ansehen.
Auf den nachfolgenden beiden Fotos siehst du meinen Setaufbau und links unten in der Ecke meine Graukarte.
Vor dem Weißabgleich mit Graukarte
Nach dem Weißabgleich mit Graukarte
Was ist eine Graukarte?
Eine Graukarte ist – wer hätte es gedacht – eine graue Karte. Der Grauton dieser Graukarte entspricht einem 18%-igem Schwarz. Wenn das Licht deiner Lichtquelle auf die Karte trifft, reflektiert sie dadurch etwa 18% dieses Lichtes. Daher kannst du eine Graukarte übrigens nicht nur für den Weißabgleich verwenden, sondern auch zur Belichtungsmessung. Einen Weißabgleich kannst du theoretisch auch mit einer weißen Karte durchführen. Mit dieser wäre dann aber keine Belichtungsmessung möglich. Da eine Graukarte durch diese Option universeller einsetzbar ist, empfehle ich dir den Griff zu Grau statt Weiß.
Jetzt weisst du also, was eine Graukarte überhaupt ist. Aber wie funktioniert der Weißabgleich mit einer Graukarte?
Weißabgleich mit Graukarte in der Praxis
Grundsätzlich kannst du den Weißabgleich mit Graukarte auf zwei Arten vornehmen. Erstere verwende ich selbst regelmäßig bei meiner Food Fotografie. Meine Kameraeinstellungen passe ich dabei vorab immer zusätzlich meiner Lichtquelle an, indem ich den Weißabgleich beispielsweise auf “Blitz” einstelle. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass du deine Fotos im RAW-Format aufnimmst.
Weißabgleich Variante 1 – Graukarte & Bildbearbeitungssoftware
Baue dein Set zusammen mit deinem Motiv auf. Fotografiere die Graukarte zusammen mit deinem Motiv. Dieses Foto wird dir später in der Bildbearbeitung, also z.B. in Lightroom, als Referenz dienen.
Nachdem du deine Fotos aufgenommen und in Lightroom importiert hast, wählst du als erstes das Foto mit der Graukarte darauf aus. Gehe im “Entwickeln”-Modus auf das Pipetten-Werkzeug (“Weißabgleichsauswahl”). Wähle dann mit der Maus deine Graukarte als Referenzpunkt aus. Lightroom passt nun die Farbtemperatur deines Fotos so an, dass deine Graukarte in einem neutralen 18%-igem Schwarz erscheint.
Easy, oder?
Allerdings ist diese Variante auch nur so einfach und unaufwändig, wenn deine Lichtquelle und deren Farbtemperatur unverändert bleiben. Fotografierst du z.B. mit Tageslicht und die Sonne verschwindet hinter einer Wolke, verändert sich die Farbtemperatur ins Bläuliche. Hier wäre also ein erneutes Foto mit Graukarte oder eine individuelle Anpassung in der Bildbearbeitung nötig.
Da ich meine Food Fotos zu einem großen Teil mit Blitz aufnehme und die Lichttemperatur hierbei kontinuierlich ist, mache ich nur zu Beginn meines Fotoshootings ein Foto mit Graukarte. Danach muss ich mir erst einmal keine weiteren Gedanken mehr um den Weißabgleich machen. Noch mehr Infos zur Foodfotografie mit Blitz habe ich dir übrigens im Beitrag “Foodfotografie mit Blitz | Vor- & Nachteile im Überblick” zusammengestellt.
Weißabgleich Variante 2 – Graukarte & Kameraeinstellungen
Bei der zweiten Variante wird der Weißabgleich mit Hilfe der Graukarte bereits in deiner Kamera manuell vorgenommen. Dabei fotografierst du die Graukarte an deinem Set so, dass sie das komplette Bild füllt. Dieses Bild dient deiner Kamera dann als Referenz für den internen Weißabgleich. Wie dieser in deiner Kamera funktioniert, entnimmst du am besten deinem Handbuch, da sich dies je nach Hersteller und Modell unterscheidet.
Im Anschluss kannst du dann wie gewohnt deine Fotos aufnehmen. Auch hier gilt: Fotografierst du mit einer sich verändernden Lichtquelle – wie Tageslicht – musst du diesen Vorgang gegebenenfalls wiederholen. Ansonsten ist er bei Dauerlicht oder Blitz nur einmal notwendig.
Zusätzliche Hinweise zum Weißabgleich in der Praxis
Der Weißabgleich mit Graukarte bedeutet übrigens nicht, dass du die Farbtemperatur und -tönung deines Fotos nicht auch danach noch weiter verändern kannst oder sollst. Vielleicht möchtest du ja z.B. dass dein Foto einen eher kühleren Touch hat. Oder es soll wie an einem warmen Herbst-Tag mit kuschelig-orangenem Look erscheinen. Nutze den Weißabgleich einfach als Orientierung und Ausgangspunkt und verändere von dort aus den Look und die Stimmung deines Bildes nach deinem persönlichen Gusto.
Praktische Übung für den Weißabgleich:
Führe einen Weißabgleich mit Graukarte durch. Mache ein Foto von deinem Set mit einer Graukarte darin. Öffne dieses Foto in einem Bildbearbeitungsprogram wie Lightroom und führe dort den Weißabgleich durch. Wähle hierzu das Pipetten-Werkzeug (“Weißabgleichsauswahl”) und klicke damit auf einer Bereich deiner Graukarte. Beobachte, wie sich die Farbtemperatur deines Bilder mit diesem einen Klick verändert.
Berichte mir gerne von deinen Erfahrungen.
Eva