Während in den Heldenliedern die Einzelkämpfer im Mittelpunkt stehen, war im Mittelalter das Miteinander in der Wirtschaft vorherrschend. Handwerker waren Teil von Gilden und Zünften, halfen einander und vertraten gemeinsam ihre Interessen.
Heutzutage sind Gilden, Zünfte und Genossenschaften auch in vielen Computerspielen und Fantasyromanen präsent. Sogar in postapokalyptischen Science-Fiction-Geschichten existieren Raumfahrergilden. Daher werfen wir nun einen Blick auf die historischen Vorbilder.
Der Unterschied zwischen Gilde und Zunft
Im Mittelalter wurden Gilden als Zusammenschlüsse von Kaufleuten einer Stadt zur Förderung und Vertretung gemeinsamer Interessen bezeichnet. Zünfte hingegen waren Vereinigungen städtischer Handwerker.
In einigen Sprachen gibt es jedoch keine solche Unterscheidung. Im Englischen beispielsweise wird das Wort “guild” sowohl für Zunft als auch für Gilde verwendet. Die Aufgaben und Leistungen von Gilden und Zünften sind ähnlich. Beide dienen der Wahrung und Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder.
Aufgaben von Zünften
Zünfte kontrollierten die Qualität der Waren und legten deren Preise fest. Sie bestimmten auch die Löhne, Arbeitszeiten und Ausbildungsregeln. Die Anzahl der Meister wurde von den Zünften festgelegt. Um in einer Stadt ein Handwerk ausüben zu können, musste man Mitglied der entsprechenden Zunft sein.
Zünfte spielten auch eine wichtige Rolle im sozialen Leben ihrer Mitglieder. Man traf sich in der Zunftstube, knüpfte neue Freundschaften und hatte Einfluss auf politische Entscheidungen des Stadtrates. Im Falle eines Unglücks, wie dem Tod des Familienoberhaupts, übernahm die Zunft oft die Lebenshaltungskosten der Angehörigen, sofern diese selbst Mitglieder waren.
Aufnahme in eine Zunft
Der Erhalt des Meistergrades innerhalb einer Zunft war mit hohen Anforderungen verbunden. Dies war wichtig, um die Qualität des Handwerks sicherzustellen und Angebot und Nachfrage in der Stadt auszubalancieren. Die Zunft begrenzte ihre Mitgliederzahl, um Konkurrenz innerhalb der Zunft zu vermeiden.
Einige Anforderungen für die Meisterprüfung waren:
- Gesellenwanderung: Gesellen mussten nach Abschluss ihrer Lehrzeit (manchmal über mehrere Jahre) auf Wanderschaft gehen, um fremde Kulturen, Orte und Arbeitstechniken kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln.
- Anfertigung eines Meisterstücks.
- Bezahlung einer Aufnahmegebühr.
- Eigener Besitz eines Hauses.
- Wenn nötig, auch der Besitz von Rüstung und Waffe zur Verteidigung der Stadt.
- In vielen Fällen war der Antrag auf die Meisterprüfung mit einem ausgiebigen Mahl für alle Zunftmeister verbunden.
Aufnahmebeschränkungen
Frauen waren oft als Familienmitglieder stark in das Zunftleben involviert, durften aber meist nicht volles Mitglied werden. In vielen Zünften gab es die Regel, dass die Witwe eines Meisters innerhalb eines bestimmten Zeitraums erneut heiraten musste, sonst verlor sie die Werkstatt. An einigen Orten war es jedoch möglich, dass die Witwe die Geschäfte bis zur Mündigkeit des Sohnes weiterführte. Es gab auch Zünfte, die Frauen als Mitglieder akzeptierten, wie beispielsweise die Garnmacher oder Seidenweber.
Ausländer waren in vielen Gegenden nicht besonders willkommen und durften oft keine Zunftmitgliedschaft erwerben. Um Meister zu werden, durfte man außerdem nicht aus niederem Stand stammen. Als unehrbar galten:
- Angehörige von unehrlichen Berufen wie Schäfer, Müller oder Barbiere.
- Angehörige des fahrenden Volkes wie Spielleute, Kesselflicker oder Hausierer.
- Angehörige von unreinen Berufsgruppen, die mit Schmutz, Strafe oder Tod in Verbindung gebracht wurden, wie Gassenkehrer, Büttel, Totengräber oder Henker.
Wie sieht es in euren Welten aus? Gibt es Gilden oder Zünfte in euren Wirtschaftssystemen? Worauf basiert eure Wirtschaft?