Wenn garantierte Preise nicht mehr gelten: Prozess gegen Energieanbieter Maxenergy

Wenn garantierte Preise nicht mehr gelten: Prozess gegen Energieanbieter Maxenergy

Ende einer Preisgarantie vorzeitig kündigen? Das kann teuer werden! Der Energieanbieter Maxenergy steht heute vor Gericht, da er Verträge gekündigt hat, die eine garantierte Preisstabilität über 18 Monate versprachen. Die Kund:innen und Verbraucherschützer:innen fordern jetzt Schadenersatz. Das Geschäftskonzept, günstig Strom an der Börse zu kaufen und teurer zu verkaufen, funktioniert einfach nicht mehr. Viele Unternehmen geraten dadurch in finanzielle Schwierigkeiten und sogar in die Insolvenz. Ein Insider sagt treffend: “Das Geschäft ist tot.”

Kund:innen in der Not

Für Energieversorger wie Wien Energie, Salzburg AG oder Energie Burgenland ergeben sich daraus neue Kund:innen, ohne dass sie viel dafür tun müssen. Zahlreiche private Energieanbieter kündigen aktuell ihren Kund:innen die Verträge oder melden sogar Insolvenz an. Die Unternehmen McStrom und Care Energy haben bereits aufgeben müssen, und zehntausende Kund:innen sind von diesen Entwicklungen betroffen. Das bedeutet, dass sie nun neue Strom- und Gaslieferverträge abschließen müssen.

Maxenergy kündigt Verträge mit Preisgarantie

Ein solcher Anbieter ist Maxenergy Austria Handels GmbH mit Sitz in Dornbirn, Vorarlberg. Ihr Geschäftsmodell bestand darin, Strom und Gas so günstig wie möglich an der Börse zu kaufen und mit Gewinn an Kund:innen zu verkaufen. Aber jetzt gibt es das Konzept des billigen Einkaufs nicht mehr. Ein Branchenexperte kommentiert: “Das Geschäft ist praktisch tot.” Was früher stabile Gewinne bedeutete, ist nun stabiler Verlust.

Maxenergy hat die Notbremse gezogen und bereits zum Ende des letzten Jahres Lieferverträge gekündigt, die über 18 Monate hinweg stabile Energiepreise garantieren sollten. Stattdessen wurden die Verträge bereits nach 12 Monaten Laufzeit beendet. Dadurch sind rund 11.000 Kund:innen betroffen. Ein Unternehmenssprecher erklärt, dass es für Maxenergy “angesichts des erheblichen Preisanstiegs der vergangenen Monate und der zu erwartenden weiteren Steigerungen” praktisch alternativlos war, die Verträge zu kündigen.

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Erster Prozess und Millionen-Schäden

Dies führte dazu, dass Verbraucherschützer:innen auf den Plan gerufen wurden. Heute findet am Bezirksgericht Dornbirn in Vorarlberg der erste Prozess statt. Laut Peter Kolba, dem Chef des Verbraucherschutzvereins (VSV), wurden insgesamt 19 Klagen eingereicht, die gemeinsam verhandelt werden. Weitere 250 ehemalige Kund:innen von Maxenergy haben sich bereits gemeldet. Kolba betont: “Wir reichen weitere Klagen ein.”

Die Verbraucherschützer:innen sind der Ansicht, dass die Preisgarantie verbindlich einzuhalten ist und Schadensersatz gezahlt werden muss. Schließlich müssen die ehemaligen Kund:innen nun einen neuen Vertrag abschließen, der deutlich teurer ist als der vorherige mit der Preisgarantie. Schätzungsweise mussten die ehemaligen Kund:innen von Maxenergy in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschnitt 300 bis 500 Euro mehr für Strom und Gas zahlen. Wenn dies auf alle 11.000 gekündigten Kund:innen zutrifft, kann der Gesamtschaden leicht über 4 Millionen Euro liegen. In einer Klageschrift wird der geforderte Gesamtbetrag eines ehemaligen Maxenergy-Kunden sogar mit 1.348,38 Euro angegeben.

Die ganze Branche zittert

Maxenergy ist kein Einzelfall. Die gesamte Branche ist davon betroffen. Bereits Ende des letzten Jahres klagte der VKI gegen den Energiehändler Enstroga, der wie Maxenergy Verträge einseitig kündigte, obwohl die Preisgarantie noch gültig war.

Die Konsequenz daraus ist, dass ehemalige Kund:innen von Maxenergy, Enstroga und anderen Anbietern oft zu den Grundversorgern wechseln, die mehrheitlich in öffentlicher Hand sind. Wien Energie verzeichnete beispielsweise in den letzten Monaten 20.000 Neukund:innen, während die Energie Burgenland 5.000 neue Kund:innen gewinnen konnte. EVN meldet mehr als 1.000 neue Verträge für Strom und Gas. Allerdings freuen sich die Energieversorger nicht wirklich über die neuen Kund:innen.

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Mit den neuen Verträgen machen die Versorger keinen Gewinn, trotz der Tatsache, dass Kund:innen immer mehr für Strom und Gas bezahlen müssen. Bestandskund:innen werden noch zu den günstigeren Konditionen beliefert, bevor die Preise am Energiemarkt explodierten. Die Versorger müssen jedoch den hohen Tarifen auf dem Markt folgen, um die neu gewonnenen Kund:innen zu versorgen. Das führt dazu, dass “jeder, der jetzt einen neuen Vertrag abschließen muss, weil der alte Anbieter gekündigt hat, ein Problem bekommt”, so Johannes Mayer, Volkswirt bei der Regulierungsbehörde E-Control. Laut einem Vertreter eines großen Energieunternehmens machen einige der großen Versorger sogar Verluste beim Verkauf an Endkund:innen. Daher bewerben sie derzeit ihre Produkte nicht aktiv.

Gleichzeitig schließen einige private Stromhändler vorerst die Türen und bieten derzeit keine Tarife an. Diese Situation ist geradezu absurd. Seit Herbst letzten Jahres haben rund 70 Energieanbieter im deutschsprachigen Raum aufgegeben. Ein Brancheninsider erklärt, dass die meisten Unternehmen keine finanziellen Reserven haben und auch keinen eigenen Strom produzieren. Dadurch können sie die Verluste, die sie beim Einkauf erleiden, nicht ausgleichen.

Die Branche hüllt sich in Schweigen

Es ist nicht bekannt, wie viele Kund:innen infolgedessen einen neuen Energievertrag abschließen mussten. Die Unternehmen geben sich äußerst zugeknöpft. MOMENT hat bei zahlreichen Energieanbietern angefragt, aber von ihnen kaum Rückmeldungen erhalten. Lediglich die oekostrom AG aus Wien reagierte konkret. Ihr Unternehmenssprecher sagt, dass sie keine Kund:innen gekündigt haben und dies auch nicht tun werden. Die Lage sei jedoch schwierig.

Die steigenden Energiepreise stellen ein Problem dar, da große Unterschiede zwischen den bestehenden Preisen und den aktuellen Einkaufspreisen bestehen. Die Beschaffungskosten für Strom am Markt sind in diesem Jahr um etwa die Hälfte gestiegen, und für das nächste Jahr erwartet oekostrom eine Verdopplung der Ausgaben. Das bedeutet, dass sie langfristig die Preise für Bestandskund:innen erhöhen müssen, was sie ungern tun. Ihrer Meinung nach kann man die hohen Energiepreise nur bewältigen, indem man konsequent in erneuerbare Energien investiert. Dies hilft nicht nur, die Klimaziele zu erreichen, sondern verringert auch die Abhängigkeit von Energie aus Gas, das hauptsächlich aus Russland stammt.

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Die Zukunft der Energiebranche bleibt ungewiss, und die Kund:innen sind in dieser Situation die Verlierer. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preise entwickeln und welche Auswirkungen dies auf die Verbraucher haben wird.