Ein Labrador und ein Weißer Schäferhund treffen sich auf der Hundewiese. Sie beschnuppern sich gegenseitig an ihren Hinterteilen, drehen sich dabei mehrmals im Kreis. Dann ergreift der Schäferhund die Chance: Mit einem Satz springt er auf den Labrador auf, fixiert ihn zwischen den Vorderbeinen und beginnt mit stossartigen Beckenbewegungen. Warum machen Hunde das? Ist es immer sexuell motiviert oder gibt es andere Gründe? In diesem Artikel erfährst du, warum Hunde aufreiten und wie du damit umgehen kannst.
Nicht immer sexuell motiviert
Bekannt ist bislang, dass es verschiedene Motivationen für das Rammeln gibt. Die Hauptmotivation ist der sexuelle Trieb. Auffallend oft besteigen unkastrierte Rüden ihre kastrierten Geschlechtsgenossen. Ein Grund dafür ist wohl, dass es an unkastrierten Hündinnen in ihrer Umgebung mangelt. Forscher vermuten aber, dass der Geruch des kastrierten Rüden durchaus eine anziehende Wirkung auf den intakten Rüden hat. Sexuell motiviertes Aufreiten erfolgt meist von hinten und ist mit Hüftbewegungen verbunden. Die Erregung ist dem rammelnden Hund am ganzen Körper anzusehen.
Neben dem sexuellen Trieb gibt es auch Aufreiten als Imponiergehabe. Der rammelnde Hund schränkt dabei die Bewegungsfreiheit des Untergebenen deutlich ein und zeigt unmissverständlich, wer hier der Stärkere ist. Diese Art des Aufreitens muss nicht von hinten erfolgen, es kann auch seitlich oder von vorn stattfinden. Es wird vermutet, dass gelegentlich auch als Übersprunghandlung gerammelt wird. Das bedeutet: Befindet sich ein Hund in einem inneren Konflikt, kann es passieren, dass er zunächst einmal aufreitet. Dieses Verhalten gibt ihm ein Zeitfenster, in dem er überlegen kann, wie er sich verhalten soll. Selbst Langeweile kann ein Auslöser sein. Wahrscheinlich ist, dass die verschiedenen Motivationen sich immer wieder überschneiden.
Zwanghaftes Rammeln unterbinden
Obwohl das Aufreiten ein natürliches Verhalten von Hunden ist, kann es zwanghaft werden. Manche Hunde sind so sehr darauf fixiert, dass sie weder etwas anderes hören noch sehen. Dauert das Aufreiten länger als 20 bis 30 Sekunden und befindet sich der Hund in einem tranceähnlichen Zustand, hat er ein Problem. Es kann unter Umständen auf Hypersexualität beruhen, aber auch andere Ursachen wie übersteigertes Imponieren unter Rivalen kommen in Betracht.
Bei diesen Hunden ist es empfehlenswert, dass der Besitzer das Aufreiten konsequent unterbricht. In der konkreten Situation bedeutet das: Zum Hund gehen, ihn beim Halsband nehmen, ihn vom unterlegenen Hund wegziehen und dann weggehen. Im besten Fall lässt sich der Hund bereits im Vorfeld ablenken. Rammelt der Hund selten und kurz, kann man ihm das lassen. Rammelt er jedoch unkontrolliert und ohne Ende, ist es sicherer, in der jeweiligen Situation einzuschreiten.
Auch das Aufreiten auf Menschen sollte unterbrochen werden. Wenn es mit dem Lösen der Vorderpfoten nicht getan ist und der Hund immer wieder ansetzt, kann eine kurze Auszeit helfen. Der Hund muss zum Beispiel für ein bis drei Minuten allein im Raum bleiben. Danach hat er sich wahrscheinlich wieder beruhigt. Wenn nicht, wird das Prozedere einfach wiederholt.
Bei zwanghaftem Aufreiten eines nicht kastrierten Rüden sollte außerdem über eine Kastration nachgedacht werden. Der starke Drang zum Rammeln sorgt einerseits dafür, dass der Hund mit Artgenossen kaum etwas anfangen kann. Andererseits kann es mitunter auch böse ausgehen, wie im Fall des Labradors und des Weißen Schäferhundes. Zwanghaftes Aufreiten ist für Hunde und ihre Besitzer stressig und gefährlich.
Fazit: Das Rammeln ist ein natürliches Verhalten von Hunden, das verschiedene Motivationen haben kann. Obwohl es häufig sexuell motiviert ist, gibt es auch andere Gründe wie Imponiergehabe oder Übersprunghandlungen. Ist das Aufreiten zwanghaft und der Hund nicht mehr ansprechbar, ist es wichtig einzugreifen. Mit konsequentem Unterbrechen des Aufreitens und gegebenenfalls einer Kastration kann man dem Hund helfen, sein Verhalten zu kontrollieren und Stress zu vermeiden.