Wenn Oma alles besser weiß: Erfolgreiche Strategien gegen Einmischung in die Erziehung

Wenn das Grosi alles besser weiss: Erfolgreiche Strategien gegen Einmischung in die Erziehung

Ein Baby! Sobald die frohe Botschaft verkündet wird, kommen die Tipps und Ratschläge nur so herein. Viele davon sind gut gemeint und werden gerne angenommen. Andere hingegen können wirklich nerven. Zum Glück gibt es Wege, souverän mit Einmischungen in die Erziehung umzugehen.

Einmischung in die Erziehung: Warum Eltern leicht aus der Haut fahren

Selbst Menschen, die normalerweise gut mit Kritik umgehen können, werden als Eltern dünnhäutig. Kein Wunder, denn mit der Gründung einer Familie betreten sie völlig neues und unsicheres Terrain. Es gibt viele Fragen zu klären, angefangen von der richtigen Temperatur des Babybreis bis hin zur geeigneten Erziehungsmethode. Das ist stressig und verunsichert. Die meisten Eltern haben hohe Ansprüche an sich selbst. “Wir wollen alles perfekt machen”, sagt Nicole Bauhofer-Sennrich, diplomierte Kommunikationstrainerin nach Thomas Gordon, Kindergartenlehrperson und Mutter von drei Kindern. Einmischung in die Erziehung, besonders wenn sie als Kritik empfunden wird, nährt Selbstzweifel, selbst wenn Eltern die Kritik entschieden zurückweisen.

Auch alte Beziehungsmuster tragen dazu bei, dass Eltern empfindlich auf Einmischungen in die Erziehung reagieren. Insbesondere Großeltern stoßen mit ihren Ratschlägen oft auf Ungnade, wenn sie eine Einstellung präsentieren, unter der die Eltern selbst als Kinder gelitten haben. Es ist verständlich, dass Eltern die Geduld verlieren, wenn Papa der Meinung ist, man solle das Kind nicht so verwöhnen und es ruhig mal schreien lassen. Oder wenn Mama glaubt, Kinder sollten unbedingt ihren Teller leer essen.

LESEN  Wie man einen Song schreibt: Ein Guide für Anfänger

Fremde Einmischungen in die Erziehung abwehren

Mit fremden Menschen können leicht Grenzen gesetzt werden. “Im Fall einer älteren Dame, die sich im Supermarkt in den Konflikt zwischen Mutter und Kind einmischt, ist es sinnvoll, tief durchzuatmen, der Frau ein Lächeln zu schenken, ihr einen schönen Tag zu wünschen und sie ab sofort zu ignorieren”, rät Nicole Bauhofer-Sennrich.

Auch eine Äußerung wie “Danke, ich komme alleine mit der Situation klar” nimmt dem unerwünschten Gesprächspartner leicht den Wind aus den Segeln. Es ist wichtig, nicht die eigene Einstellung oder das eigene Handeln zu verteidigen! Je mehr man sagt, desto mehr Angriffspunkte gibt man dem anderen, auf die er eingehen kann.

Umgang mit Ratschlägen von Freunden

“Oft verbergen sich hinter Kritik ganz andere Botschaften als wir auf den ersten Blick wahrnehmen”, erklärt Nicole Bauhofer-Sennrich. Ausgerechnet Freunde, von denen wir Verständnis erwarten, können oft nicht nachvollziehen, was es bedeutet, Verantwortung für ein Kind zu tragen. Menschen ohne Kinder stellen sich das Projekt “Familie” oft viel einfacher vor. Manchmal fühlen sich Freunde gestört von der Eltern-Kind-Beziehung. Daher kann hinter Aussagen wie “Merkt du nicht, dass dein Kind dich ständig manipuliert?” oder “Dein Kind muss doch nicht ständig an dir kleben” durchaus ein Stück Eifersucht stecken. “In diesem Fall liegt das Problem bei dem Freund oder der Freundin”, erklärt Nicole Bauhofer-Sennrich. Durch aktives Zuhören können versteckte Botschaften ans Licht kommen. Aktives Zuhören bedeutet, sich in den Gesprächspartner einzufühlen, beim Gespräch mitzudenken und dem Gesprächspartner Aufmerksamkeit und Interesse entgegenzubringen.

Nicole Bauhofer-Sennrich entwickelt, wie ein solches Gespräch zwischen einer Mutter und ihrer Freundin verlaufen könnte:

LESEN  Geheimnisse des Munsterkäses

Freundin: “Wie es hier im Wohnzimmer aussieht – als hätte eine Bombe eingeschlagen! Dein Kind muss doch nicht ständig an dir kleben.”

Mutter: “Würdest du Jan jetzt in sein Zimmer sperren?”

Freundin: “Nein, ich meine nur, dass du zu viel Zeit mit deinen Kindern verbringst. Schau dich mal an, du siehst aus, als hättest du dich heute nicht einmal gebürstet, und früher warst du immer perfekt gestylt.”

Mutter: “Hmm, du trauerst unseren alten Zeiten hinterher.”

Freundin: “Ja, weißt du, wie gerne ich wieder mit dir in Ruhe etwas essen gehen würde …”

Geschickter Umgang mit den Großeltern des Babys

Großeltern sind nun einmal Eltern – und Eltern geben ihren Kindern nun einmal Ratschläge. Das war schon immer so. Es fällt ihnen besonders schwer, aus dieser “Führungsrolle” herauszutreten, wenn ein so faszinierendes Wesen wie das eigene Enkelkind auf die Welt kommt.

“Meistens haben sie gute Absichten und möchten helfen”, sagt Nicole Bauhofer-Sennrich. Großeltern wissen, wie schwer es ist, ein Kind großzuziehen. Als Eltern haben sie Lösungswege für bestimmte Probleme gefunden, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Natürlich möchten sie diese Erfahrungen gerne weitergeben!

Dennoch können ständige Ratschläge von den eigenen Eltern oder Schwiegereltern ganz schön an die Substanz gehen. “Es liegt an demjenigen, der ein Problem hat, das Problem zu lösen”, erklärt Nicole Bauhofer-Sennrich. Und in diesem Fall sind es die genervte Mutter oder der genervte Vater.

Doch wie lässt sich das Problem lösen? Nicole Bauhofer-Sennrich sagt: “In diesem Fall ist es wichtig, die Großeltern mit einer ‘Ich-Botschaft’ zu konfrontieren.” Eine Ich-Botschaft teilt die eigene Meinung oder die eigenen Gefühle mit. Das kann zum Beispiel so klingen: “Ich fühle mich bevormundet, wenn du meine erzieherischen Fähigkeiten in Frage stellst.” Natürlich ist niemand begeistert, so etwas zu hören. Jetzt liegt das Problem jedoch beim Gegenüber. Die Mutter oder der Vater muss nun aktiv zuhören.

LESEN  Landtransporte / Umtragen / Portagen

Keine Erziehung ohne Einmischung

Auch wenn wir oft das Gegenteil wünschen: Erziehung ohne Einmischung gibt es nicht. Nicht nur Großeltern mischen sich ein, sondern auch Kindergarten und Schule haben ihren Anteil an der Erziehung. Oft erweitern verschiedene Perspektiven den eigenen Horizont. Kinder gehören nicht den Eltern allein, obwohl sie die Hauptverantwortung tragen. Dieser Gedanke kann auch entlastend sein. “Manchmal sehen wir das Wesentliche nicht mehr und sind froh über Impulse von außen. Durch die Erfahrungen anderer Menschen und Familien können wir auch viel lernen”, sagt Nicole Bauhofer-Sennrich.

Weiterführende Links:

Wie gehen Sie mit Erziehungstipps um? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit.